Essen. Das historische 50er-Jahre-Kino Astra feiert 65. Geburtstag – und ist vom Ruhestand doch weit entfernt. Was die Zuschauer in Essen erwartet.
Das Astra erstrahlte zu einer Zeit am Kinohimmel, als das Fernsehen sich noch nicht etabliert hatte und die Lichtspielhäuser aus dem Boden schossen. 1950 gab es 40 Kinos in Essen, der Gipfel wurde 1960 mit 76 Kinos erreicht. Daher suchten die Filmtheaterbetriebe Menz und Jaeck, die schon die Lichtburg erfolgreich leiteten, dringend Räumlichkeiten und fanden sie im Kellergeschoss des von der Lutherstiftung errichteten Hotels Vereinshaus, dem heutigen Essener Hof.
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65 Jahre haben sich die Betreiber per Mietvertrag zur Pflege des guten Films verpflichtet. Passenderweise zeigt das Astra zum 65. Geburtstag Christian Petzolds neuen Film „Roter Himmel“ in einer Voraufführung.
Das Astra versprüht den Chic und Charme der 1950er-Jahre
Der alte Festsaal des Hotels wurde im Zweiten Weltkrieg stark zerstört und es fehlte an finanziellen Mitteln, ihn wieder aufzubauen. An der Teichstraße, direkt hinter dem Hauptbahnhof, entstand also ein feines und mit rund 500 Plätzen mittelgroßes Lichtspielhaus. Es verfügte über modernste Technik. Pastelltöne von Graublau bis Gelbbraun, Säulen und eine kreisförmig profilierte Decke dominierten den Saal. Das Schmuckstück war ein großer Leuchter in Form einer Blüte. Das außergewöhnliche Kino, das den Chic und Charme der 1950er Jahre versprühte, wurde mit der Romy-Schneider-Romanze „Scampolo“ am 18. April 1958 eröffnet.
Das Astra, das inzwischen über weniger Sitzplätze (346), aber über einen weiteren Saal (heute das Luna, 80 Plätze) und mehr Sitzkomfort verfügt, erlebte die Höhen mit Zuschauerandrang und überlebte die Tiefen des Kinosterbens. Die langjährige Pächterin Ilse Menz gab dieses wie alle ihre Filmtheater 1992 aus Altersgründen auf. Drei Jahre später kapitulierte die Ufa vor der Anziehungskraft des Multiplex-Kinos Cinemaxx. Den inzwischen verstorbenen Hanns-Peter Hüster schreckte das nicht ab. Er sah die Chance, ein historisches Kino zu erhalten, und machte es zu seinem vierten Essener Filmkunsttheater.
Gildefilme standen einst für Qualität, heute ist es die Filmkunst
„Für die Übernahme gab es zwei Gründe. Für die Verleiher gab es in Essen nicht genügend Leinwände“, erklärt Marianne Menze, seine langjährige Partnerin und Geschäftsführerin der Lichtburg und Essener Filmkunsttheater. „Und es war das schönste Kino, das angeboten wurde.“ Also wurde die Projektionstechnik auf den neuesten Stand gebracht, wurden Wände gestrichen, die Malereien neben der Bühne restauriert, die Messinglampen geputzt. Im August 1995 eröffnete der aufpolierte Kinostern wieder. Im Frühjahr 2022 wurden das Astra und das Luna zuletzt aufwendig renoviert.
Die Bestuhlung wurde ausgebaut und aufgepolstert, der Bodenbelag erneuert sowie Saal und Foyer gestrichen. Mit kompetenter Beratung wurde darauf geachtet, dass der historische Charakter des großen Saals erhalten bleibt.
Wo einst Gildefilme für Qualität standen, residiert heute die Filmkunst. Das regelmäßig ausgezeichnete Astra konzentriert sich auf Erstaufführungen, auf Reihen mit europäischen Originalversionen und Schulveranstaltungen. Ganz im Sinne der Tradition stellen prominente Schauspieler wie Jella Haase und Katharina Thalbach, Regisseure wie Volker Schlöndorff und Dani Levy hier ihre Filme vor. „Das Astra war und ist“, so Marianne Menze, „ein Kino für anspruchsvolles Programm.“ Die damals sogenannte „kleine Lichtburg“ unter ihren 50er-Jahre-Kinos zu bewerten, liegt ihr fern. „Sie haben alle ihre Vorzüge und verkörpern eine Kinokultur, die es heute nicht mehr gibt.“
Das Astra feiert Geburtstag
Der 65. Geburtstag des Astra-Theaters wird mit der Preview des neuen Films von Christian Petzold, „Roter Himmel“, am Dienstag (17.4.) um 20 Uhr an der Teichstraße 2 gefeiert.
Das Beziehungsdrama stellt vier junge Menschen während eines heißen Sommers in einem Ferienhaus an der Ostsee in den Mittelpunkt. Ihr Leben wird durch unkontrollierte Waldbrände bedroht. Es handelt sich nach „Undine“ (2020) um den zweiten Teil einer geplanten Filmtrilogie. In den Hauptrollen sind Thomas Schubert, Paula Beer, Langston Uibel, Enno Trebs sowie Matthias Brandt zu sehen. Der Kinostart ist der 20. April.
Eintritt: 6,50 € inklusive ein Glas Sekt. Karten telefonisch unter 0201/ 27 55 55, online auf filmspiegel-essen.de und an der Abendkasse.
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