Essen/Bochum. Das „Turock“ und das „Nord Open Air“ auf dem Viehofer Platz in Essen fallen aus. Es soll aber Alternativen geben – eine davon in Bochum.

Keine Open-Air-Events am Viehofer Platz in der Essener Innenstadt: Eine schlechte Nachricht für alle Rock- und Metal-Fans, die bislang zu Zehntausenden im Sommer das „Turock Open Air Festival“ oder das „Nord Open Air“ in der Essener Nordcity gefeiert haben. 2023 aber fallen beide Konzerte unter freiem Himmel aus. Verantwortlich dafür seien die enorm gestiegenen Personal- und Produktionskosten, die sich im Vergleich zu 2019 verdoppelt hätten, berichtet „Turock“-Betreiber Peter Siewert. Allein der Aufbau der Bühne koste jetzt das Sechsfache. Über den Verzehr sei das niemals aufzufangen. Deshalb habe man nach reiflicher Überlegung die Notbremse ziehen müssen. „Wir wollen uns nicht in Gefahr bringen, wegen einer einzigen Veranstaltung insolvent zu werden.“

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Das Turock hat vor allem während der Coronazeit immer wieder kreative Ideen entwickelt, um den Clubbetrieb aufrecht zu erhalten: Mal verwandelte sich der Konzertsaal in einen Ausstellungsraum, mal wurde dort ein nächtliches Impftreffen veranstaltet. Angesichts der aktuellen Kostenexplosion sieht Siewert aber zumindest für das beliebte Umsonst-und-draußen-Festival vorerst keine Chance.

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Und auch im Café Nord ist die Sorge vor einer finanziellen Bruchlandung zu groß: „Aufgrund der unsäglichen Preissteigerungen in allen Bereichen, die für die Durchführung des Nord Open Airs maßgeblich sind, sehen wir uns gezwungen, das Festival in diesem Jahr nicht durchführen zu können“, teilen Verena Steinhauer und Marco Vorst auf Facebook mit. Sie seien traurig, vor allem weil sie schon zweimal vor der Corona-Pandemie kapitulieren mussten.

Turock plant ein Indoor-Festival in Bochum

Tolle Kulisse: 2022 konnte das Turock Open Air nach der Corona-Zwangspause wieder Zehntausende Rock- und Metalfans nach Essen locken.
Tolle Kulisse: 2022 konnte das Turock Open Air nach der Corona-Zwangspause wieder Zehntausende Rock- und Metalfans nach Essen locken. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Beide Locations kündigen aber Alternativen an. Unter anderem plant das Turock im Juli ein Sommerfest. Ende Oktober soll am 27. und 28.10. das „Turock Fest 2023“ stattfinden – diesmal allerdings nicht in Essen und auch nicht als Open-Air-Veranstaltung. Gefeiert wird dann zwei Tage lang im Bochumer Ruhrcongress.

Vorteil der eher ungewöhnlichen Headbanging-Adresse: Seit 2022 ist Siewert mit seiner Turock GmbH Gastro-Partner der Bochumer Veranstaltungsgesellschaft GmbH. Zahllose Kosten, so der 49-Jährige, fielen durch die Indoor-Veranstaltung weg. „Da brauch ich keine Baugenehmigung. Strom und Wasser sind auch schon da.“ Und die vielen Auflagen einer Open-Air-Veranstaltung müssen nicht zusätzlich erfüllt werden– von der Schallschutz-Emissions-Messung bis zu zusätzlich aufzustellenden Mülltonnen in der Innenstadt.

Für das Turock Open Air müssen erstmals Tickets gekauft werden

„Hätte ich so eine Location in Essen, würde ich das auch hier machen“, sagt Siewert. Doch die Weststadthalle sei zu klein, in der Grugahalle könne er als Mieter die drastisch gestiegenen Kosten von Strom bis Security nicht über die Gastronomie auffangen. „Wie teuer soll ein Ticket dann werden?“

49,90 Euro Eintritt soll das zweitägige Metaltreffen im Bochumer Ruhrcongress nun kosten, 30 Bands sollen spielen. Mit den 30.000 Fans, die sonst bei gutem Wetter an einem Wochenende zum Turock-Festival strömen, ist nicht unbedingt zu rechnen. Gleichwohl kalkuliert Siewert schon mit einigen tausend Besuchern, die sich das erstmals überdachte Happening trotz ungewohnter Atmosphäre nicht entgehen lassen möchten.

Erste Bands stehen fest, darunter Sodom, Black Messiah oder John Diva and The Rockets of Love. Zudem soll es Autogrammstunden und „Meet’n’Greets’ geben, ein Metal-Markt ist angekündigt, ebenso wie eine Artwork-Ausstellung. Karten gibt es im Internet auf https://turock.ticket.io/.

Turock-Geschäftsführer Peter Siewert verlegt das traditionelle Turock Open Air 2023 nach Bochum.
Turock-Geschäftsführer Peter Siewert verlegt das traditionelle Turock Open Air 2023 nach Bochum. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Noch ist damit freilich nicht das letzte Wort über die Zukunft des „Turock Open Air“ in Essen gesprochen. Möglicherweise, so Siewert, fände sich ja ein Sponsor. Auch von städtischer Seite dürfte man ein Auge auf die Zukunft der Essener Festivallandschaft haben. So darf das beliebte „Pfingst Open Air“ in Werden nach dreijähriger Coronapause und einigem hin und her im Mai doch wieder starten. Gespielt wird in diesem Jahr allerdings schon am Samstag statt am Pfingstmontag – um die Personalkosten nicht noch durch Sonntagszuschläge hochzutreiben.

Café Nord plant ein kleineres Sommerfest auf dem Viehofer Platz

Das Café Nord will ebenfalls nicht auf eine Party verzichten. Diese soll am 28. und 29. Juli sogar an gewohnter Stelle auf dem Viehofer Platz in Essen stattfinden. Ein Sommerfest ist dann geplant. „Mit musikalischer Unterstützung im kleineren Rahmen, Stauder, Cocktails, DJs und weiteren Specials. Details zu dieser Freiluft-Veranstaltung sollen folgen.“

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