Essen. Mit einer Mahnwache will sich die Belegschaft der Galeria-Filiale im Limbecker Platz in Essen Gehör verschaffen. Warum aber nicht gestreikt wird.
Schwarze Luftballons werden aufgeblasen, Schilder gezeigt, ein Transparent hochgehalten. „Wir sind die Menschen bei Galeria. Wir kämpfen für unsere Zukunft“, ist darauf zu lesen. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wollen am Mittwochmittag (12. 4.) auf ihre Situation aufmerksam machen – während einer „aktiven Mittagspause“, wie die Betriebsratsvorsitzende Sandra Türnau am Vormittag am Ausgang des Limbecker Platz zur Essener Innenstadt erklärt. Ihre Filiale soll nach Plänen des Konzerns Ende Januar 2024 dichtgemacht werden.
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Trotz Streikaufruf der Gewerkschaft Verdi bleibt die Karstadt-Filiale im Limbecker Platz an diesem Mittwoch aber geöffnet, Sandra Türnau und ihre Kolleginnen und Kollegen haben die Arbeit nicht niedergelegt. Man hat sich aber entschlossen, eine Mahnwache abzuhalten.
Verdi hat am Mittwoch im Ruhrgebiet neben der Essener Belegschaft auch die in Dortmund, Hagen, Gelsenkirchen und Duisburg (Düsseldorfer Straße) zum Streik aufgerufen. Die Gewerkschaft will so den Druck für die Forderung nach Rückkehr in den Flächentarifvertrag erhöhen. Das findet auch Sandra Türnau gut: „Seit 2004 verzichten wir auf Teile von Gehältern wie Urlaubs- oder Weihnachtsgeld.“ Hinzu komme in der aktuellen Situation: „Auch wir sind vor der Inflation nicht geschützt. Gute Arbeit soll auch fair bezahlt werden.“
Essener Galeria-Belegschaft mit einer Mahnwache am Limbecker Platz
Im Gespräch mit ihr wird aber schnell klar, dass es den Essener Galeria-Mitarbeitern Platz bei ihrer „aktiven Mittagspause“ um etwas Substanzielleres geht: Ihre Filiale ist in NRW eine von insgesamt 15, die vor dem Aus stehen. „Ohne uns stirbt die Stadt“, ist auf einem Schild vor dem Limbecker Platz an diesem Vormittag zu lesen. Das will man den Essenern vor Augen führen.
Andernorts hätten Mitarbeiter bereits ihre Kündigung erhalten, erzählt Sandra Türnau – dort, wo die Filialen bereits Ende Juni 2023 geschlossen werden sollen. In der Nachbarstadt Gelsenkirchen läuft bereits der Räumungsverkauf. Das ist in Essen anders. Stand jetzt soll die Kaufhaus-Ära in Essen am 31. Januar 2024 enden.
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Warum wird aber nicht gestreikt? Schließlich hat Verdi doch sogar dazu aufgerufen… „Wir wollen niemandem schaden – wir wollen aber ein Zeichen setzen und sagen: Wir gehören hier hin!“ Dass ihre Filiale dichtgemacht werden soll, wollen die Mitarbeiter nicht hinnehmen. Zumal der Standort Essen ein Besonderer sei. „Hier ist die Unternehmenszentrale“, sagt Türnau. Auch Kunden hätten das zuletzt immer wieder in Gesprächen geäußert. Die Betriebsratsvorsitzende arbeitet in der Verwaltung und im Kundenservice. Erst am Dienstag hätte sie mit Kunden gesprochen, die extra aus Iserlohn nach Essen gereist waren, um in der Karstadt-Filiale im Limbecker Platz einzukaufen. In Iserlohn war die dortige Filiale 2020 geschlossen worden.
OB Thomas Kufen hatte neue Hoffnung verbreitet
Aufgegeben haben die Essener Mitarbeiter noch nicht. Vor drei Wochen hatte Essens Oberbürgermeister Thomas Kufen neue Hoffnung verbreitet, was auch in der Belegschaft vernommen worden sein dürfte. Kufen hatte sich nach einem Gespräch bei der NRW-Landesregierung, an dem auch Galeria-Vorstandschef Miguel Müllenbach teilnahm, entsprechend geäußert. Essens OB hatte mit Blick auf drohende Filialschließungen gesagt: „Für die Städte ist bei den Schließungen das letzte Wort noch nicht gesprochen.“ Es gelte mit Blick auf den Januar 2024, die Zeit bis dahin zu nutzen, um sich als Stadt konstruktiv und vermittelnd zwischen Galeria und dem Vermieter einzubringen (zum ganzen Artikel vom 21. März 2023).
Für die Betriebsratsvorsitzende Sandra Türnau sind die finanziellen Probleme bei Galeria hausgemacht. Wenn Galeria eine Zukunft haben will, müsse man auch beim Sortiment „mit der Zeit gehen“. Außerdem sagt sie: „Der Online-Handel macht Galeria noch was vor.“ Da gelte es aufzuholen.
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