Essen-Kettwig. Die Katholiken im Essener Stadtteil Kettwig gehören zum Erzbistum Köln. Warum sie bald zusammen mit den Gemeinden in Ratingen eine Einheit sind.
Immer weniger Priester, schwindende Finanzmittel und letztlich viele leere Kirchenbänke: Das Erzbistum Köln, die größte deutsche Diözese, reduziert ihre 177 Seelsorgebereiche auf künftig 67 sogenannte Pastorale Einheiten. Das Motto dieses Prozesses lautet: #ZusammenFinden. Davon betroffen ist auch Kettwig: Die Katholiken im Stadtteil gehören, durch die Historie bedingt, als einzige in Essen zum Erzbistum Köln.
Künftig, das heißt ab September, bildet die Kettwiger Pfarrgemeinde St. Peter und Laurentius nun eine Pastorale Einheit mit den Gemeinden St. Peter und Paul in Ratingen-Mitte, Hl. Geist in Ratingen-West sowie St. Anna in Ratingen-Lintorf.
Wunsch war, mit Heiligenhauser Gemeinde zu fusionieren
Der Wunsch der Kettwiger, mit der Heiligenhauser Pfarrei St. Suitbertus zu fusionieren, hat sich nicht realisieren lassen. „Dann wären es drei Pastorale Einheiten für das nördliche Kreisdekanat Mettmann gewesen, wobei Heiligenhaus/Kettwig als zu kleine Einheit angesehen wurde“, erläutert Sven Goldhammer, Pfarrer von St. Peter und Laurentius.
Der nördliche Zipfel des Erzbistums Köln
Kettwig gehört nicht zum Bistum Essen, weil es eine selbstständige Stadt im Landkreis Mettmann war, als das Bistum 1958 gegründet wurde. Die Eingemeindung Kettwigs im Jahr 1975 änderte nichts, die Pfarrei gehört weiter zum Erzbistum Köln.
In der ersten Phase der Pastoralen Einheiten stehen nun das Kennenlernen und erste Abstimmungen der Seelsorgebereiche im Fokus.
Man habe vor der Entscheidung gestanden, dann mit Heiligenhaus und Velbert einen Verbund zu gründen, oder eben mit Ratingen. Nicht nur die geografische Lage hat den Ausschlag gegeben, dass sich Pfarrgemeinderat, Kirchenvorstand und das Kettwiger Team „Zusammenfinden“ schließlich für Ratingen entschieden haben: Als nördlicher Zipfel des Erzbistums war man bis 2016 sowieso Teil des Dekanats Ratingen. „Wir pflegen noch viele Kontakte. Und die Pfarrer tauschen sich regelmäßig aus.“
Ein dynamischer Prozess, in dem nichts gleichzeitig passiert
Wie sieht der Prozess des Zusammenfindens aus? Irgendwann wird es einen gemeinsamen Pfarrer und ein Pastoralteam für Ratingen und Kettwig geben – und am Ende eine Fusion der Gemeinden. Einen Zeitpunkt X für dieses Ziel gebe es aber nicht, beruhigt Goldhammer. Auch im kommenden Jahr werde er also am Ostersonntag das Hochamt in Sankt Peter Kettwig zelebrieren.
„Das ist ja ein dynamischer Prozess. Nichts passiert gleichzeitig in den neuen Einheiten. Es gibt Pfarrbezirke, die schon weiter sind und von deren Erfahrungen wir lernen werden“, erläutert er.
Dass in den Kettwiger Kirchen vermehrt durchaus Bänke leer bleiben, erfüllt den 53-jährigen Pfarrer allerdings schon mit Sorge. Zwar seien die Corona-Maßnahmen inzwischen Vergangenheit, viele Gläubige kehrten jedoch nicht zurück zu den Feiern im Gotteshaus. Krankheit und Alter seien die Hauptgründe. Die Zahl der Gemeindemitglieder sei indes mit 6200 auf einem relativ konstanten Niveau, berichtet Goldhammer. „Durch die Neubaugebiete haben wir etliche Zuzüge.“
Es spiele noch etwas anderes eine Rolle, hat der Pfarrer beobachtet. Während in St. Peter immerhin sonntags noch 100 Gläubige zusammen die Messe feierten, seien es in St. Joseph zur Vorabendmesse derzeit 30 oder weniger. „Wir haben, um Energie zu sparen, die Temperatur in allen Kirchen reduziert. Das ist einigen zu kalt zum Sitzen.“
Osterfeuer am Samstag in Kettwig vor der Brücke
Offenbar betreffe dieses Kälteempfinden gerade den Sakralbau in Kettwig vor der Brücke mehr als die anderen Gotteshäuser – wohl wegen seiner Größe. „St. Laurentius in Mintard ist kleiner, da wird es den Menschen schnell warm.“
Zu Ostern, dem Fest der Auferstehung Christi, hofft der Pfarrer auf frühlingshafte Temperaturen auch am Abend. „Gerade für die Feier der Osternacht wünsche ich mir für St. Joseph mehr Zuspruch. Schließlich haben wir in vor der Brücke vorher das Osterfeuer entzündet.“