Essen-Kettwig. Start für ein Mehrgenerationen-Projekt nahe der Kettwiger Altstadt: Warum sich der Baubeginn verzögert hat und was das Allbau-Vorhaben bietet.

Energiekrise, Lieferkettenstörungen, Materialengpässe und nicht zuletzt Preis- und Zinssteigerungen haben dem Allbau, der städtischen Wohnungsbaugesellschaft, schwer zu schaffen gemacht. Einige Bauprojekte wurden erst mal auf Eis gelegt.

So verzögerte sich auch der Baustart an der Kettwiger Ringstraße, der vom Allbau eigentlich für 2021 anvisiert wurde. „Es war ein holpriger Weg, aber nun ist die Vorfreude auf dieses Bauprojekt mit seinen verschiedenen sozial und gesellschaftlich wichtigen Nutzungen sehr groß“, erklärte Allbau-Geschäftsführer Dirk Miklikowski am Mittwoch (5. April) beim Spatenstich auf dem Gelände.

Anforderungen an Klimaschutz

Bereits 2018 hatte die Immobilien Management Essen (IME), unter dessen Dach der Allbau firmiert, die Brache an der Ringstraße von der Grundstücksgesellschaft Kettwig erworben. Ein Jahr später wurde das Areal gerodet, im Februar 2021 der Bauantrag eingereicht. Baubeginn sollte ursprünglich im Oktober 2021 sein, das Vorhaben bis zum September 2023 fertig sein. Nun wird die Fertigstellung nach einem Baustart im Sommer 2023 für den Herbst 2025 angekündigt.

„Preisgünstigen Wohnraum in der Stadt zu schaffen, ist eine große Aufgabe“, bestätigte Oberbürgermeister Thomas Kufen beim Spatenstich. Neben den genannten wirtschaftlichen Faktoren gelte es, Anforderungen an den Klima- und Umweltschutz gerecht zu werden.

Eine Gebäudesimulation: Die beiden geplanten Häuser an der Ringstraße sind durch ein gemeinsames Untergeschoss mit Kellerflächen und Tiefgarage verbunden. Ein Flachdach wurde ausgewählt, weil es sich problemlos begrünen lässt. und damit klimaverbessernd wirkt.
Eine Gebäudesimulation: Die beiden geplanten Häuser an der Ringstraße sind durch ein gemeinsames Untergeschoss mit Kellerflächen und Tiefgarage verbunden. Ein Flachdach wurde ausgewählt, weil es sich problemlos begrünen lässt. und damit klimaverbessernd wirkt. © Allbau

Er sei sehr froh, dass das lang erwartete Neubauvorhaben in Kettwig nun endlich realisiert werden könne – die Schaffung von 25 öffentlich geförderten Wohnungen inklusive Loggia, eine dreizügige Kindertagesstätte, eine Tagespflege für 19 pflegebedürftige Menschen und eine Pflegewohngemeinschaft für neun pflegebedürftige Personen.

In unmittelbarer Nähe zum historischen Kern Kettwigs

Für das Vorhaben von Essens größtem Wohnungsanbieter stehen 2500 qm auf dem Areal an der Ringstraße in unmittelbarer Nähe zum historischen Kern Kettwigs zur Verfügung. Die Pläne haben die Architektur-Büros Fritzen + Müller-Giebeler aus Münster erstellt.

Es wird zwei Häuser geben, beide viergeschossig. Sie sind durch ein gemeinsames Untergeschoss mit Kellerflächen und Tiefgarage verbunden. Alle Einheiten werden durch entsprechende Zuwegungen außerhalb und durch Aufzüge innerhalb der Gebäude barrierefrei erschlossen.

Kritik an der Flachdach-Ausführung der Baukörper

Die Architekten entschieden sich für ein Flachdach. Guntmar Kipphardt, CDU-Ratsherr für Kettwig und stellvertretender Vorsitzender im IME-Aufsichtsrat, konnte nicht umhin, genau diesen Punkt aus Anlass des Spatenstichs zu kritisieren. Ein Flachdach und die Kettwiger Altstadt mit ihren Sattel- und Walmdächern, das passe nicht recht zusammen. Allbau-Geschäftsführer Dirk Miklikowski nahm die Kritik auf, verwies auf den Klimaschutz, der sich damit besser herstellen lasse: „Das Flachdach wird begrünt.“

Beeinträchtigungen in der Bauphase

Vor mehr als zehn Jahren war das Wohnungs- und Dienstleistungsunternehmens Allbau das letzte Mal in Kettwig aktiv: Vom Allbau gebaute und öffentlich geförderte Mietwohnungen entstanden 2012 im Stadtteil.

Damals hatte der Allbau an der Ruhrtalstraße auf der fast 3000 Quadratmeter großen Fläche des ehemaligen Recyclinghofs 21 öffentlich geförderte Mietwohnungen errichtet.

Inzwischen wurde mit den Arbeiten auf dem Grundstück an der Ringstraße begonnen. An der vielbefahrenen Straße werde es in den nächsten zwei Jahren immer wieder Beeinträchtigungen für den Verkehr geben, kündigt der Bauträger an.

Unter anderem wird eine Trägerbohlwand an der Grenze zum öffentlichen Bereich errichtet, damit die Baugrube wie geplant hergestellt werden kann.

Welche Planungen gibt es für das Mehrgenerationen-Projekt noch? Im Haus Ringstraße 70 wird neben der Kita und zehn öffentlich geförderten Wohnungen auch eine Pflegewohngemeinschaft für neun pflegebedürftige Menschen – zumeist demenzkranke Patienten – eingerichtet. Die Bewohner haben jeweils ein eigenes Zimmer mit eigenem Bad; daneben gibt es einen großen Wohnbereich, eine Gemeinschaftsküche und eine große Dachterrasse.

Einrichtung einer Tagespflege mit Programm und Mahlzeiten

Im Haus Ringstraße 72 wird es neben 15 öffentlich geförderten Wohnungen eine Tagespflegeeinrichtung für 19 pflegebedürftige Menschen geben. Die pflegebedürftigen Gäste erhalten Beschäftigungsangebote und jeden Tag drei frisch zubereitete Mahlzeiten.

Auf über 340 Quadratmetern finden sich mehrere Aufenthalts- und Ruhebereiche; zudem steht eine große Terrasse für Aktivitäten im Freien zur Verfügung. Ein Konzept, das sich schon bei einem Wohnprojekt an der Uferpromenade/Niederfeldsee in Altendorf etabliert habe, so Dirk Brieskorn, Geschäftsführer der Familien- und Krankenpflege (FuK). Diese ist Träger der Tagespflege und Dienstleister bei der Unterstützung und Betreuung der Senioren in dem Kettwiger Projekt.