Essen-Kettwig. Mehrere Generationen unter einem Dach: Was das Neubau-Projekt nahe der Kettwiger Altstadt bieten soll und wann die Bauarbeiten starten.
Mit anderthalbjähriger Verzögerung nimmt nun ein lange erwartetes Neubauvorhaben in Kettwig endlich Fahrt auf: Der Allbau plant für Anfang April 2023 den ersten Spatenstich für ein generationenübergreifendes Wohnprojekt an der Ringstraße. Auf dem rund 2.500 Quadratmeter großen Grundstück nahe dem Kettwiger Altstadtkern sollen nach Plänen des Architektur-Büros Fritzen und Müller-Giebeler aus Münster 25 öffentlich geförderte Wohnungen mit Wohnflächen zwischen 47 und 77 Quadratmetern inklusive Loggia, eine dreizügige Kita, eine Tagespflege für 19 pflegebedürftige Menschen sowie eine Wohngruppe für neun Seniorinnen und Senioren entstehen.
Bereits 2018 hatte die Immobilien Management Essen (IME), unter dessen Dach der Allbau firmiert, die Brache an der Ringstraße von der Grundstücksgesellschaft Kettwig erworben. Ein Jahr später wurde das Areal gerodet, im Februar 2021 nach Abstimmungen mit der Stadt der Bauantrag eingereicht und im März der Förderantrag gestellt. Baubeginn sollte ursprünglich im Oktober 2021 sein, das Vorhaben bis zum September 2023 fertiggestellt werden. Doch dann tat sich eine Weile nichts mehr.
Gestiegene Preise und Zinsen sorgten für Verzögerung
Die aufgetretenen Probleme teilt sich die IME mit der gesamten Baubranche: „Vor allem durch die schwierigen Rahmenbedingungen und die Entwicklungen mit deutlich gestiegenen Material- und Energiepreisen sowie dem Zinsanstieg bei Baufinanzierungen mussten wir das Projekt immer wieder auf den Prüfstand stellen“, sagt Dieter Remy, Leiter der IME-Stabsstelle Unternehmenskommunikation.
Nach langen Wochen der Ungewissheit kann das Projekt jetzt jedoch starten. Und es hat durchaus ambitionierte Ziele: Es soll örtlich dringend benötigte Kindertagesplätze und den steigenden Bedarf an altersgerechtem und bezahlbarem Wohnen konzeptionell miteinander verbinden. Träger der Tagespflege und Dienstleister bei der Unterstützung und Betreuung der Senioren in diesem Projekt ist die Familien- und Krankenpflege (FuK), die gemeinsam mit dem Allbau bereits an zwei Standorten – in Holsterhausen und am Niederfeldsee – das so genannte „Wohnen mit Service und Betreuung“ anbietet.
Die Häuser werden viergeschossig errichtet und sind durch ein gemeinsames Untergeschoss verbunden, in dem sich die Kellerräume und die Tiefgarage mit 26 Stellplätzen befinden. Architektur und Konzeption, so hatte Allbau-Geschäftsführer Dirk Miklikowski bereits bei der ersten Vorstellung des Projekts im April 2021 angekündigt – seien so angelegt, dass sie junge und alte Menschen gemeinsam unter einem Dach vereinen.
25 öffentlich geförderte Wohnungen
Bei einer Bauzeit von etwa zwei Jahren ist nun wohl damit zu rechnen, dass die ersten Bewohner im Frühjahr 2025 einziehen können. Im Haus Ringstraße 70 soll neben der Kita und zehn öffentlich geförderten Wohnungen auch eine Pflegewohngemeinschaft untergebracht sein. Die neun Bewohnerinnen und Bewohner haben jeweils ein eigenes Zimmer mit eigenem Bad; daneben gibt es einen großen Wohnbereich, eine Gemeinschaftsküche und eine große Dachterrasse. Sie sollen nach Vorstellungen der FuK 24 Stunden am Tag betreut und versorgt werden, Angehörige können in die Versorgung eingebunden werden.
Im Haus Ringstraße 72 entsteht neben 15 weiteren öffentlich geförderten Wohnungen zudem eine Tagespflegeeinrichtung für 19 pflegebedürftige Menschen. Hier ist das Konzept ein anderes: Die Gäste werden morgens zu Hause abgeholt, verbringen den Tag in der Tagespflege, wo sie Beschäftigungsangebote erhalten, jeden Tag an drei frisch zubereiteten Mahlzeiten teilnehmen und nach dem Kaffeetrinken am Nachmittag wieder in ihre Wohnungen gebracht werden.
„Die Vorfreude auf dieses sehr soziale Projekt ist sehr groß“, so Remy. „Dies ist unser erster Neubau in Kettwig seit über zehn Jahren.“ Tatsächlich gehen die letzten vom Allbau gebauten und öffentlich geförderten Mietwohnungen im Stadtteil auf das Jahr 2012 zurück: Damals hatte der Allbau an der Ruhrtalstraße auf der fast 3.000 Quadratmeter großen Fläche des ehemaligen Recyclinghofs 21 öffentlich geförderte Mietwohnungen errichtet.