Essen. Die Allbau AG macht Eltern von Kleinkindern Hoffnung: Bis 2024 will die Essener Wohnungsgesellschaft 900 neue Kita-Plätze schaffen.
Angesichts von gut 2300 fehlenden Kita-Plätzen in Essen hat sich die Allbau AG ein ehrgeiziges Kita-Bauprogramm vorgenommen: Bis zum Jahr 2024 will die Wohnungsgesellschaft zwölf neue Einrichtungen mit 900 Plätzen schaffen. „Wir sehen das als gesellschaftlichen Auftrag, der allerdings auch finanzierbar sein muss“, sagt Allbau-Geschäftsführer Dirk Miklikowski. Das werde zunehmend schwieriger.
Aktuell hat die größtenteils städtische Wohnungsgesellschaft 21 Kitas mit 1250 Plätzen, davon ein Drittel für Kinder unter drei Jahren. Die erste entstand bereits im Jahr 2000, aber erst zehn Jahre später forcierte die Allbau AG das Bau-Programm. In den Anfangsjahren wurden dafür zum Teil noch Wohnimmobilien aus dem Bestand umgewidmet, in denen es Leerstände gab: Der vakante Raum wurde genutzt, und die Kita zog womöglich Familien in zuvor weniger begehrte Quartiere.
Die frühere Eckkneipe oder die aufgegebene Sparkassenfiliale werden zu Kitas
Auf dem heute deutlich angespannteren Wohnungsmarkt gebe es inzwischen praktisch keine Wohnung mehr, die man nicht vermieten könne. Nun entstehen Kitas regelmäßig in Neubau-Projekten, die neben Wohnungen und Gewerbe eben auch mit der Kinderbetreuung punkten können. So etwa bei den Cranachhöfen in Holsterhausen. Den Mietern mache man dabei von vornherein klar, dass Kinderlärm zum Wohnumfeld gehöre. http://funke-cms.abendblatt.de:8080/webservice/thumbnail/article/227735917
Auf der Suche nach geeigneten Gebäuden hat die Allbau AG im Laufe der Jahre einige Kompetenz und Kreativität entwickelt: Da hat man die verwaiste Eckkneipe in Altendorf als Kita-Standort identifiziert oder die aufgegebene Sparkassen-Filiale in Vogelheim. Im letzteren Fall sei die Fläche allerdings so klein, dass nur eine Kita mit zwei Gruppen Platz finde. Vielleicht könne sie als Dependance einer vorhandenen Kita betrieben werden, sagt Allbau-Prokurist Samuel Serifi: „Denn eigentlich lassen sich nur größere Einrichtungen mit mindestens vier Gruppen wirtschaftlich betreiben, der Trend geht sogar zu fünf Gruppen.“
Manchmal muss das Außengelände auf dem Dach eingerichtet werden
Ohne Kompromisse sei der Kita-Ausbau nicht machbar: So gebe es einzelne Kitas mit mehreren Stockwerken, die leider nicht barrierefrei seien, weil sich kein Fahrstuhl in das Gebäude einbauen lasse. Andernorts sei zu wenig Platz für das Außengelände, so dass man die Spielfläche auch schon mal aufs Dach verlegt habe.
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Betrieben werden die Kitas von verschiedenen Trägern: von Arbeiterwohlfahrt über Kinderschutzbund, Stadt, Verein für Kinder- und Jugendarbeit (VKJ) bis zur Elterninitiative. Die Allbau AG stellt als Investor Räumlichkeiten und Außengelände fertig und schließt mit den Trägern in der Regel einen Vertrag über 20 Jahre Laufzeit.
Die Miethöhe ergebe sich aus den Vorgaben des Kinderbildungsgesetzes (Kibiz). „Noch gelingt damit eine auskömmliche Finanzierung“, sagt Miklikowski. Angesichts steigender Grundstückspreise und Baukosten werde das aber zusehends schwieriger. Er hoffe, dass bei der Reform des Kibiz diese Entwicklung berücksichtigt werde; womöglich mit einer Standort-Komponente: So sei der Kita-Bau im Essener Süden bereits erheblich schwerer als im Essener Norden. http://funke-cms.abendblatt.de:8080/webservice/thumbnail/article/215680273
„Wir haben eine Vereinbarung mit der Stadt, dass uns jedes für eine Kita geeignete Grundstück zum Kauf angeboten wird“, sagt Miklikowski. Noch habe man auch ein gutes Portfolio an eigenen Grundstücken, bei denen man jeweils abwäge, ob man sie für Wohnungs- und/oder Kita-Bau nutze. Schließlich gebe es in Essen auch einen erheblichen Bedarf an günstigem Wohnraum. Was die Wirtschaftlichkeit angehe, sei der soziale Wohnungsbau den Kitas nicht überlegen: „In beiden Fällen sind die Gewinnmargen gering.“
Allbau geht von pünktlicher Fertigstellung der neuen Kitas in Essen aus
Was die pünktliche Fertigstellung der jetzt geplanten Kitas angeht, ist Miklikowski optimistisch: „Wenn wir die Baugenehmigungen rechtzeitig erhalten, kann auch pünktlich eröffnet werden.“ Am Schroerkotten in Stoppenberg soll es zum Beispiel im Sommer 2020 eine Punktlandung geben.
Kita-Plätze: 2300 Familien melden einen Rechtsanspruch an
Vor Beginn des laufenden Kita-Jahres 2019/20 war ermittelt worden, dass in Essen rund 2900 Kita-Plätze fehlen. Diese Zahl legt zugrunde, dass es einen Betreuungsbedarf von 40 Prozent bei den Kindern zwischen einem und drei Jahren sowie 100 Prozent bei den Kindern von drei bis sechs Jahren gibt.
Seit dem Sommer 2019 sind in vielen Stadtteilen bereits neue Kitas eröffnet worden. Aktuell haben laut Stadt rund 2300 Eltern ihren Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz geltend gemacht. Man kann davon ausgehen, dass diese Zahl den derzeitigen Bedarf an Kinderbetreuungsplätzen recht gut abbildet.