Essen-Kupferdreh. Der Deilbach fließt in Essen-Kupferdreh in seinem neuen Bett. Der Gülle-Unfall bedeutet einen Rückschlag für die ökologische Verbesserung.
Der Deilbach plätschert nun auch ganz offiziell in seinem neuen Bett. Vertreter der Stadt Essen und der Bezirksregierung Düsseldorf feierten am Dienstag, 4. April, unter der Brücke der A 44 in Kupferdreh die Offenlegung des Gewässers. In einer Bauzeit von 30 Monaten war der Deilbach auf einer Länge von etwa 500 Metern freigelegt worden, nachdem er mehr als 100 Jahre lang im Untergrund verschwand.
Die Offenlegung des Deilbachs dient der ökologischen Verbesserung des Gewässers, verlangt doch die Europäische Union, dass Bäche und Flüsse bis zum Jahr 2027 in einen „guten Zustand“ umgewandelt werden; Fische müssen sie durchschwimmen können. 12,1 Millionen Euro hat der Umbau gekostet, zehn Millionen davon wurden über Fördermittel des Landes NRW finanziert.
Als „einen herben Rückschlag“ bezeichnete Jörg Matthes vom Dezernat Wasserwirtschaft der Bezirksregierung den Unfall im Februar dieses Jahres, als in Velbert-Neviges ein Gülletank leck schlug und sich 700.000 Liter braune Brühe über den Ingelbach, den Feldbach und den Hardenberger Bach bis in den Deilbach ergossen.
Bräunliche Schaumkronen wurden bis in den Baldeneysee getragen
Bräunliche Schaumkronen trug der Bach bis zum Baldeneysee. Beim Umweltamt der Stadt Essen gingen zahlreiche Anrufe von Bürgern ein, die sich über Geruchsbelästigung beschwerten. Schlimmer waren die Folgen für die Natur. Im Velberter Bereich war das Gewässer praktisch ökologisch tot. Welche Auswirkungen die massive Verschmutzung mit Gülle für den Unterlauf des Deilbachs hat, steht nach Angaben des Umweltamtes noch nicht fest.
Die Bezirksregierung setzt auf „die Selbstheilungskraft der Natur“, gleichwohl soll der Deilbach voraussichtlich im Frühjahr mit neuen Fischen besetzt werden, kündigt Jörg Matthes vom zuständigen Dezernat an.
Am ehemaligen Bachlauf hat das Jahrhunderthochwasser Schäden hinterlassen
Sichtbare Schäden hat bis heute das Jahrhundertwasser vom Sommer 2021 hinterlassen. Auf dem Gelände der Spedition Torwesten tut sich immer noch riesiges Loch auf. Die Wassermassen hatten das Gewölbe, durch das seit 1921 der Deilbach floss, unterspült und zum Einsturz gebracht. Statisch wurde das Mauerwerk gesichert, das Loch soll in den kommenden Monaten verfüllt werden, kündigte Angelika Siepmann vom Umweltamt an. Ein Teilstück des Gewölbes soll erhalten bleiben – als Lebensraum für seltene Fledermäuse, die dort heimisch sind.
Auch am neuen Bett des Deilbachs gehen die Arbeiten weiter. Voraussichtlich ab Mai wird unter der Autobahnbrücke auch der zweite Bauabschnitt des Parkplatzes hergerichtet. Beleuchtung soll dafür sorgen, dass Passanten sich dort auch im Dunkeln sicher fühlen.
Etwa ein Jahr werden die Bauarbeiten in Kupferdreh noch dauern
Der Bachlauf wird mit Geländern gesichert, am Ufer soll eine dreistufige Treppenanlage zum Verweilen entstehen. Bis alles fertig ist, wird es nach Angaben der Stadt noch etwa ein Jahr dauern.
Bis man am Deilbach den Lachsen auf ihrer Wanderschaft zusehen kann, werden hingegen noch weitere Jahre vergehen. Auf dem Weg vom Rhein in die Ruhr warten noch unüberwindbare Hindernisse. In Duisburg plant die Bezirksregierung deshalb den Bau einer neuen Fischtreppe, das Wehr in Kettwig soll mit einem Fischaufzug ausgestattet werden; am Stauwehr am Baldeneysee ist ein solcher im dritten Jahr in Betrieb. Bis 2027 sollen die Projekte umgesetzt werden, dann wäre der Weg in den Deilbach frei.