Essen/Velbert. Große Mengen Gülle sind in Velbert ausgelaufen, die braune Brühe hat Auswirkungen bis nach Essen. Ermittlungen sind jetzt angelaufen.

Große Mengen eines 2000-Kubikmeter-Gülletanks – dieser fasst also zwei Millionen Liter – sind am Montagabend (20. 2.) in Velbert-Neviges ausgelaufen. Der Kreis Mettmann beziffert die tatsächliche Menge am Mittwoch auf insgesamt 700.000 Liter. Die Auswirkungen des Lecks waren auf Essener Stadtgebiet im Deilbach und dessen Mündung in den Baldeneysee zu sehen. In den sozialen Netzwerken machten Bilder der verschmutzten Gewässer am Dienstag schnell die Runde.

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Die Staatsanwaltschaft Wuppertal hat ein Ermittlungsverfahren eingeleitet: Wegen des „Anfangsverdachtes einer fahrlässigen Gewässerverunreinigung“, so Oberstaatsanwalt Wolf-Tilman Baumert. Ob der Verdacht zu Recht bestehe, könne man zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen.

Die Polizei sei am Mittwoch (22.2.) auf Gelände gewesen. Baumert sagt: „Nach erstem Anschein ist eine defekte Dichtung die Ursache gewesen.“ Nun müsse man prüfen, ob dieser Defekt hätte verhindert werden können, wenn der Landwirt die Anlage ordnungsgemäß gewartet hätte.

Uwe Rautenberg vom Fischerei-Verein Essen hatte im Gespräch mit unserer Redaktion am Dienstag (21.2.) von einer milchig, grünlich-türkisen Wasserfärbung in Kupferdreh gesprochen. „Das ist eine Katastrophe“, sagte der Gewässerwart. „Ich befürchte ein Fischsterben.“ Nach Angaben des Kreises Mettmann waren dort bis Dienstagabend (21.1.) acht tote Fische entdeckt worden.

Gülle läuft über den Hardenberger Bach und Deilbach in den Baldeneysee

Uwe Rautenberg vom Fischerei-Verein Essen sorgt sich wegen einer Verschmutzung des Deilbachs, der in den Baldeneysee läuft.
Uwe Rautenberg vom Fischerei-Verein Essen sorgt sich wegen einer Verschmutzung des Deilbachs, der in den Baldeneysee läuft. © Georg Lukas

Rautenberg sagte am Dienstag: „Wenn man genau hinschaut, sieht man, dass die Fische leiden.“ Er habe außerdem beobachtet, dass Möwen nach Fischen pickten, diese dann aber nicht fressen würden.

In Velbert-Neviges hatte wegen der auslaufenden braunen Brühe ein Landwirt gegen 19.30 Uhr am Montagabend die dortige Feuerwehr alarmiert. Diese rückte dann zu einem Hof an der Alaunstraße aus, berichtete ein Sprecher auf Anfrage. Dort war die braune Brühe zunächst in den Igelsbach und dann in den Hardenberger Bach gelaufen, der wiederum in den Deilbach fließt. Gemeinsam mit weiteren Landwirten wurde vor Ort am Abend versucht, ein weiteres Auslaufen zu verhindern. Gegen 20 Uhr wurde dann die Untere Wasserbehörde des Kreises Mettmann alarmiert. Umweltalarm wurde ausgelöst und der Bergisch Rheinische Wasserverband sowie die Bezirksregierung Düsseldorf wurden hinzugerufen. Der Einsatz lief bis circa 23 Uhr.

Auf dem Deilbach sieht in Essen-Kupferdreh die Auswirkungen eines Unfalls in Velbert. Dort war Gülle aus einem riesigen Tank in einen Bach gelaufen.
Auf dem Deilbach sieht in Essen-Kupferdreh die Auswirkungen eines Unfalls in Velbert. Dort war Gülle aus einem riesigen Tank in einen Bach gelaufen. © Georg Lukas

Vom Kreis Mettmann hieß es am Tag nach dem Auslaufen von Sprecherin Daniela Hitzemann: „Die Welle dürfte jetzt durch sein.“ Hoffnung mache, dass die Bäche derzeit gut gefüllt sind. Auf einen glimpflichen Ausgang hofft in Kupferdreh auch Uwe Rautenberg vom Fischerei-Verein Essen. Er kümmert sich für den Verein unter anderem für den „Fischbesatz“ und die „Gewässerqualitäten“. In dem betroffenen Bereich sei er sehr oft unterwegs. Er werde die Situation vor Ort weiter genau beobachten.

Gülle wird komplett abfließen müssen

Rautenberg wundert sich, dass am Deilbach augenscheinlich nichts unternommen wurde, um die Gülle aufzuhalten. Vom Ruhrverband, dem Betreiber der Stauanlage am Baldeneysee, hieß es, dass akute Maßnahmen nicht ausgeführt werden müssten. Sprich: Die Gülle soll komplett abfließen und sich mit dem Wasser vermischen, bis der Dreck weg ist. Gewässerproben seien vom Ruhrverband im Baldeneysee genommen worden, Ergebnisse liegen noch nicht vor. Proben wurden und werden auch vom Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) genommen.

Von der Stadt Essen hieß es in einer Mitteilung zu der Geruchsbelästigung im Süden der Stadt am Mittwoch: „Es besteht keine Gesundheitsgefahr. Die Situation ist vergleichbar mit der Belästigung nach Düngung einer landwirtschaftlichen Ackerfläche.“ Aus dem Rathaus heißt es: „Nach derzeitiger Einschätzung der Experten der Wasserverbände ist mit keiner Beeinträchtigung zu von Flora und Fauna an Land rechnen.“ Die Situation werde durch das Umweltamt der Stadt weiter beobachtet.

Derweil werden sich die Ermittlungen in Velbert-Neviges wohl noch einige Wochen ziehen, eventuell muss ein Sachverständigen-Gutachter hinzugezogen. Möglicherweise ist es gar nicht so einfach, jemanden zu finden, der sich mit Gülletanks auskennt. (mit K.M.)

*In einer vorigen Fassung war die Rede davon, dass zwei Millionen Liter Gülle ausgelaufen waren. Diesen Wert hat der Kreis Mettmann am Mittwoch auf 700.000 Liter nach unten korrigiert.

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