Essen. In Essen wurden 2022 deutlich weniger Immobilien verkauft als in den Jahren zuvor. Auf die Preise hatte dies bislang aber nur wenig Auswirkungen.
Die Hysterie ist vorbei: Der starke Anstieg der Bauzinsen hat im vergangenen Jahr am Essener Immobilienmarkt deutliche Bremsspuren hinterlassen. Das geht aus dem aktuellen Grundstücksmarktbericht hervor, den der Gutachterausschuss der Stadt Essen jetzt veröffentlicht hat. Dafür wurden sämtliche Kauffälle des Jahres 2022 ausgewertet.
Der vorgelegte Bericht bietet damit den umfassendsten Überblick über den Essener Immobilienmarkt und er zeigt: „Die Auswirkungen der gestiegenen Finanzierungskosten sind zu spüren“, sagt Peter Rath, Vorsitzender des Gutachterausschusses. Die Bauzinsen sind im vergangenen Jahr von etwa 1 auf aktuell 4 Prozent in die Höhe geschnellt. Was zur Folge hat, dass sich Käufer zurückhalten bzw. viele ihren Traum von den eigenen vier Wänden vorerst begraben müssen.
Immobilienverkäufe in Essen nehmen deutlich ab
Im vergangenen Jahr wurden im Stadtgebiet deutlich weniger Immobilien veräußert als in den Jahren zuvor. Die Zahl aller verkauften Grundstücke, Häuser und Wohnungen sank gegenüber dem Vorjahr um fast 500 auf 3673. Das sind so wenige wie seit über zehn Jahren nicht. Die Entwicklung setzte sich auch in den ersten drei Monaten des laufenden Jahres fort. Bis Ende März hätten den Gutachterausschuss weniger Kaufverträge erreicht als im gleichen Zeitraum des vergangenen Jahres, so Rath.
Neben Gewerbeimmobilien und Mietshäusern ging es besonders bei Eigentumswohnungen bergab. Im vergangenen Jahr wechselten 2166 Eigentumswohnungen den Besitzer und damit 305 weniger als im Jahr zuvor. Das lag aber nur zum Teil an den gestiegenen Zinsen und der geringeren Nachfrage. Es gibt auch deutlich weniger neu gebaute Eigentumswohnungen auf dem Markt. So wurden 2022 weniger als 100 verkauft – ein Negativrekord. Der Grund dafür dürften neben den Zinsen auch die hohen Baupreise sein, die den Wohnungsbau bremsen. Nur im gehobenen Segment scheint der Markt noch zu funktionieren. Neu gebaute Eigentumswohnungen kosten dadurch im Schnitt mittlerweile 4700 Euro pro Quadratmeter.
Auf die Immobilienpreise indes hatte die insgesamt sinkende Nachfrage wenig Auswirkungen. Die Preise für gebrauchte Eigentumswohnungen beispielsweise sind im Jahresmittel um rund zehn Prozent weiter gestiegen. Gleiches gilt für gebrauchte Ein- und Zweifamilienhäuser. Im Schnitt gaben Käufer dafür fast 420.000 Euro aus. Eine Eigentumswohnung kostete rund 130.000 Euro. Bei der Berechnung wurden allerdings besonders günstige und besonders teure Objekte nicht mit einbezogen, da diese das Bild verzerren würden.
Immobilienpreise steigen nicht mehr so stark
Auch wenn Immobilien damit erneut teurer geworden sind, hat sich doch die Preisrallye der vergangenen Jahre abgeschwächt. 2021 hatten sich gebrauchte Eigentumswohnungen noch um 20 Prozent verteuert, Ein- und Zweifamilienhäuser um 14 Prozent. Peter Rath vom Gutachterausschuss geht davon aus, dass Preiskorrekturen erst in diesem Jahr deutlicher sichtbar werden. „Die Preisentwicklung folgt in aller Regel mit einer zeitlichen Verzögerung. Vergangenes Jahr waren Verkäufer offensichtlich noch nicht bereit, mit den Preisen runterzugehen“, so Rath.
Das deutete sich allerdings Ende 2022 an. Wie das Immobilienportal Immoscout ausgewertet hat, wurden Eigentumswohnungen im vierten Quartal günstiger angeboten. Die Preise gingen gegenüber dem Vorquartal um 2,8 Prozent zurück. „Es wird daher in diesem Jahr spannend zu sehen, was sich bei der Preisentwicklung tut“, so Rath. Laut dem Portal Immowelt zogen die Preise in den ersten drei Monaten bereits wieder an.
Die Entwicklung der einzelnen Immobiliensegmente finden Sie hier im Überblick.
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