Essen-Katernberg. Vor drei Jahren hatte die Stadt Essen eine Schrottimmobilie in Katernberg gekauft. Jetzt wird sie vermarktet. Das sind die Bedingungen.
Das dreigeschossige Haus liegt in einer Sackgasse ganz im Norden der Stadt, in Katernberg. Die Stadt Essen es vor drei Jahren gekauft. Jetzt soll das Gebäude an der Schalker Straße 138 vermarktet werden. Die öffentliche Ausschreibung ist auf der Internetseite der Stadt veröffentlicht und enthält einige Bedingungen.
Man findet dort gepflegte Reihenhäuser mit blühenden Krokussen im Vorgarten, aber auch ein ziemlich in die Jahre gekommenes Fachwerkhaus und eben jene Problemimmobilie, dessen Fenster im Erdgeschoss ebenso vergittert sind wie die Hofeinfahrt. Die Fassade ist rissig und mit Farbe beschmiert. Die Briefkastenklappe an der weißen Haustür steht offen, die Klingelschilder sind nicht mehr lesbar. Reste von Silvesterböllern, eine hellblaue Corona-Maske und eine leere Jägermeister-Flasche im Hauseingang schreiben die Geschichte der vergangenen Monate und Jahre.
Problemimmobilie in Essen-Katernberg ist unbewohnbar
Nachdem die Stadt das Gebäude im Jahr 2019 gekauft hatte, wurde es zunächst vollständig geräumt. Zur Ermittlung des Gebäudezustands sei dann eine Firma beauftragt worden, die im Jahr 2020 ein Bausubstanzgutachten fertigstellte. Danach ist das Gebäude aktuell nicht nutz- oder vermietbar und müsste umfangreich saniert werden, wie die Stadt mitteilt. Daher wurde zunächst der Abriss empfohlen.
Aus städtebaulicher Sicht ist das aber nicht gewollt, da es ein Reihenhaus ist. Zunächst prüfte die Stadt also einen Teilabriss der Hintergebäude und eine anschließende Vermarktung. Mit bisherigen Interessenten hätte aber keine Einigung erzielt werden können, daher werde die Immobilie jetzt öffentlich vermarktet.
Kaufinteressenten müssen Nutzung der Essener Problemimmobilie sicherstellen
Die Hintergebäude sollen trotzdem abgerissen und das Haupthaus für eine zukünftige Wohnnutzung umfangreich saniert werden. Mögliche Interessenten müssen laut Stadt angeben, zu welchem Zweck sie das Haus kaufen und wie sie es sanieren wollen. Beim Verkauf würden verschiedene Konditionen verankert, um eine nachhaltigere Nutzung der Immobilie sicherzustellen. Besonders begrüßt werden Konzepte mit seniorengerechten Wohngemeinschaftsprojekten beispielsweise in Verbindung mit betreutem Wohnen. Das Mindestgebot für das 864 Quadratmeter große Grundstück liegt bei 100.000 Euro. Bewerbungsschluss ist der 15. Mai.
Gekauft wurde das Haus damals mit Fördermitteln für das Modellprojekt Problemimmobilien des Landes NRW. Der Erlös des Verkaufes werde jetzt mit der Förderung gegengerechnet – förderfähig waren 95 Prozent des Kaufpreises und der Nebenkosten. Die Fördermittel für das Modellprojekt NRW stehen den teilnehmenden Kommunen noch bis zum Ende des Jahres 2024 zur Verfügung. So lange können sie das Geld nutzen, um desolate Immobilien aufzukaufen und abzureißen beziehungsweise grundlegend zu modernisieren. Die Stadt Essen hat davon in der Vergangenheit bei verschiedenen Objekten Gebrauch gemacht.
Private Investoren haben in Essen zuletzt Schrottimmobilien aufgekauft
Dies trifft beispielsweise auf die Gebäude an der Zinkstraße 2 und der Germaniastraße 40 zu. Auch das Grundstück Essener Straße 99a war von der Stadt aufgekauft worden – der Abriss läuft. Bei einem weiteren Objekt an der Essener Straße steht die Stadt aktuell in Verhandlung. An der Zinkstraße 10-20 hat die Stadt einen Großteil der Eigentumswohnungen angekauft, 39 Wohnungen sind mittlerweile freigezogen.
In der Grieperstraße 36 sei Teileigentum erworben worden. Einen besonders erbitterten Kampf führte die Stadt an der Gladbecker Straße 305 bis 309. Die nach Razzien und etlichen Ordnungsverfügungen bereits geräumten Häuser sollten unter den Hammer kommen. Die Stadt sah sich bereits am Ziel und wollte kaufen und abreißen. Doch in letzter Sekunde lenkte der Hauseigentümer mithilfe eines Investors ein und ließ das Objekt aus eigener Kraft von Grund auf modernisieren. Auch in der Radhoffstraße und in der Schonnebeckhöfe wurden private Investoren für gefunden, die die Schrottimmobilien aufgekauft und renoviert haben.
Bei anderen Immobilien ist die Stadt noch in Verhandlung. Voraussetzung sei unter anderem immer, dass der Eigentümer auch verkaufen wolle. Zuletzt gab es unter anderem Probleme mit dem Haus an der Katernberger Straße 2, das zwischenzeitlich geräumt werden musste, mittlerweile aber von verschiedenen Familien wieder bewohnt ist. Ratten hatten sich dort im Müll ausgebreitet, das Gebäude musste professionell gereinigt werden.
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