Essen. . Die Stadt Essen hat zwei Schrottimmobilien an der Zinkstraße geräumt. In den Häusern herrschten katastrophale hygienische Zustände.

Seit Jahren stehen die Schrottimmobilien in der Zinkstraße in den Schlagzeilen. Jetzt hat die Stadt die Notbremse gezogen und zwei Problemhäuser für unbewohnbar erklärt und geräumt. „Die hygienischen Verhältnisse in beiden Häusern waren katastrophal, außerdem herrschte akute Brandgefahr“, begründet der städtische Sicherheitsbeauftragte Matthias Blackert die „Schließung“ beider Häuser. Die Kellerfenster seien zugeschweißt und die Schlösser der Haustüren ausgewechselt worden. Außerdem wurde die Stromzufuhr gekappt: In beiden Häusern sind buchstäblich die Lichter ausgegangen.

Mehrfach war die Zinkstraße das Ziel von Razzien durch Polizei und Stadtverwaltung. Meldekontrollen hatten ergeben, dass die Häuser 18 und 20 zu Spitzenzeiten von rund 60 Menschen bewohnt wurden – überwiegend von Armutszuwanderern aus dem EU-Land Rumänien. Zu Tumulten kam es bei den Aktionen nicht. „Wir hatten die Bewohner über die bevorstehende Räumung informiert, die meisten waren deshalb schon vorher ausgezogen“, berichtet Blackert. Sie seien von Verwandten und Freunden aufgenommen worden, einige hätten neue Wohnungen gefunden. Nur zwei Wohnungen waren bewohnt.

Ekelhafte Missstände: Rattenbefall und Kakerlaken

Das Haus Nummer 20 sei schon letzten Montag geräumt worden, diesen Montag war die 18 an der Reihe. Beide Male gingen Mitarbeiter von Gesundheits- und Jugendamt, Bauordnung und Jobcenter, Ordnungsamt und Wohnungsaufsicht, Polizei und Feuerwehr zu Werke. In beiden Häusern stießen sie auf skandalöse hygienische Zustände. „Wir haben im ganzen Haus Rattenbefall und Rattenkot festgestellt, außerdem wimmelt es vor Kakerlaken“, so Blackert. Unappetitliche und unerträgliche Wohnbedingungen, erst recht für Kinder, Schwangere und ältere Menschen. Etliche Bewohner verstanden den Ernst der Lage aber erst, als man ihnen klar machte, ihnen die Kinder wegnehmen zu wollen.

Die akute Brandgefahr wurde hervorgerufen durch bergeweise Sperrmüll, Papier und Holz. Kellerräume seien nicht begehbar gewesen, sogar Aufgänge waren versperrt. Fachleute gehen davon aus, dass für die Entsorgung des Müllbergs auf dem Hinterhof zwei Container à vierzig Kubikmeter benötigt werden. Weil die Keller vermüllt sind, mussten Mitarbeiter der Stadtwerke unverrichteter Dinge wieder umkehren. Sie hatten vergeblich versucht, die Gasuhren zu wechseln. Aber der Weg war versperrt.

Sechs Häuser mit 48 Eigentumswohnungen

Der gesamte Block aus den sechs Häusern Zinkstraße 10 bis 20 fällt unter die Kategorie Schrottimmobilie: ein Riegel des Schreckens. Nach den beiden Razzien im Dezember 2016 und 2017 geht jetzt von den Räumungen ein wichtiges Signal aus. Die Stadt zeigt, dass sie konsequent gegen solche Missstände vorgeht. Die Besonderheit in der Zinkstraße: Die Behörden haben es hier nicht mit einer Handvoll Hausbesitzer zu tun, sondern mit 48 Eigentumswohnungen.

Selbst die ehemalige Verwalterin hatte im vergangenen Februar Alarm geschlagen. Sie war davon überzeugt, dass die Bewohner der Schrottimmobilien durchweg Illegales tun – von Diebstahl bis Sozialbetrug. Gleichzeitig erklärte sie die Leute für „nicht wohnfähig“. Vor einem Jahr, mitten im Winter, hatten die Stadtwerke wegen offener Rechnungen über 16 500 Euro in den Häusern 16 bis 20 die Gaslieferung eingestellt. Geheizt wurde daraufhin mit den Backöfen und Kochplatten der E-Herde. Seit Montag ist der Strom komplett abgestellt.