Essen. Eigentlich sollte auf dem Essener Handelshof längst ein neuer Slogan stehen. Mit einem etwas komplexeren Prozess will man nun eine Lösung finden.
Ein Jahr ist es mittlerweile her, dass die neue Leuchtschrift auf dem Handelshof das erste Mal eingeschaltet wurde. Genau für diese Zeitspanne sollte „Essen. Die Folkwangstadt“ jeden empfangen, den es in die Innenstadt zieht. Ein Jahr später ist der 28 Meter lange Schriftzug noch immer auf dem Handelshof zu sehen. Und das wird „bis auf weiteres“ erst einmal so bleiben. So steht es in einer Vorlage zum Thema zur Einbringung in der Sitzung des Rates der Stadt vom Mittwoch (22. 3.).
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Das Thema war kurzfristig auf die Tagesordnung gesetzt worden. Eine Jury soll demnach dem Rat, „voraussichtlich im Herbst 2023“, einen oder mehrere Vorschläge zur finalen Abstimmung vorlegen. Zu dem geplanten Vorgehen aber später mehr.
Leuchtschrift am Tor zur Essener Innenstadt: Verwaltung will LED-Technik
Denkbar – wenn auch unrealistisch – ist, dass es in Zukunft überhaupt keine Leuchtschrift mehr auf dem denkmalgeschützten Gebäude geben wird. Die betreffende Vorlage präsentiert jedenfalls vier zumindest technisch mögliche Varianten: Eine davon beinhaltet die komplette Demontage der Werbeanlage, eine andere eine Kombination von LED-„Essen“-Buchstaben und einem „LED-Videonetz“ für wechselnde Slogans. Die Stadtverwaltung favorisiert aber etwas anderes. Geht es nach ihr, wird der aktuelle Schriftzug abgebaut und durch Buchstaben und Wappen mit LED-Technik ersetzt. Vom reinen Design her soll sich wenig ändern, „die Optik der Blechhohlkörper bleibt erhalten, es wird eine Änderung in der Darstellung der Konturen und Leuchtwirkung geben“, heißt es.
Im Vergleich zur aktuell genutzten Neon-Technik verspricht man sich von der angestrebten „Variante II“ neben Energieeinsparungen eine „deutlich höhere Lebensdauer“. Zudem soll es einfacher möglich sein, die Anlage zu warten. Doch selbst wenn der Rat der Stadt Essen in seiner Mai-Sitzung eine Entscheidung fällt, welche Technik künftig genutzt wird, ist weiter unklar, welcher Slogan auf „Einkaufsstadt“ und „Folkwangstadt“ folgt.
Schriftzug auf dem Handelshof löste stadtweite Debatte aus
Vor mittlerweile mehr als einem Jahr war in der Stadt eine überraschend lebhafte Debatte um die neue Dachmarke am Tor zur Innenstadt entbrannt. Ein Treiber war mit der Instagram-Seite „Essen diese“ eine Stimme der jüngeren Generation(en).
Oberbürgermeister Thomas Kufen betonte bei der Einweihung des Folkwang-Schriftzugs im März 2022, dass dieser für ein Jahr gesetzt sei. Außerdem hieß es seitens der Stadtverwaltung damals, dass nun weitere Vorschläge zur künftigen Nutzung in diesem Zeitraum gesammelt werden. „Diese werden wir nicht nur der Politik, sondern auch den Bürgern zur Diskussion stellen“, kündigte der OB damals an.
Neuer Schriftzug auf dem Handelshof kommt mit Verspätung
Aber warum dauert das Ganze länger als damals angekündigt? „Für einen neuen Schriftzug auf dem Handelshof gegenüber dem Essener Hauptbahnhof sind noch zwei Voraussetzungen notwendig“, hieß es auf unsere Anfrage seitens der Stadtverwaltung vor der Ratssitzung am Mittwoch:
- Zum einen solle die Technik „erneuert bzw. verbessert“ werden. Vorschläge seien in der Zwischenzeit erarbeitet und geprüft worden, eine Entscheidung stehe aber noch nicht fest.
- Zum anderen sei eine Bürgerbeteiligung geplant, „die wir auf den Weg bringen wollen“. Demnach sollen nicht nur „einfach neue Slogans vorgeschlagen“, sondern der Prozess „etwas komplexer gestaltet werden“. Der Grund laut Stadtsprecherin Silke Lenz: „Die Verwaltung hat mit „Zukunft.Essen.Innenstadt“ einen ganzheitlichen Prozess zur Entwicklung der Essener Innenstadt gestartet. Dieser Entwicklung wollen wir auch bei der Gestaltung auf dem Dach des Handelshofs gerecht werden.“ Möglichst viele Akteurinnen und Akteure sollen miteinbezogen werden.
Slogan auf dem Handelshof: So will man ihn finden
Wie will man konkret den geeignetsten Slogan finden? In der entsprechenden Vorlage zum Thema heißt es: „Zielsetzung der Beteiligung ist es erst einmal, so viele Ideen als Lösungsansätze zu sammeln wie möglich.“ „Um die Osterferien 2023“ soll der Aufruf zu dieser Bürgerbeteiligung erfolgen. In welcher Form diese stattfinden soll, verrät die Vorlage nicht. Aber: „Gerade unkonventionelle Eingaben haben am Ende das Potenzial für wertvolle Ideen.“
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Wer jetzt denkt, dass diese Bürgerbeteiligung den Nachfolger der „Folkwangstadt“ kürt, der irrt. „Die Aufgabe der Bürgerinnen und Bürger ist der Einstieg in den kreativen Prozess.“ Eine maximal neunköpfige Jury aus Gesellschaft, Politik und Verwaltung sei dann aufgerufen, „gemeinsame Themen und Botschaften“ herauszufiltern. Die Jury soll von einem Fachbeirat aus der Kultur- und Werbebranche (max. drei Personen) unterstützt werden.
Die herausgearbeiteten Ergebnisse sollen dann wiederum an eine professionelle Werbeagentur übergeben werden, die dann die neue Werbebotschaft entwickeln soll. Das wird als sinnvoll angesehen, „da gerade kurze Slogans mit Markencharakter werbesprachlich komplex sind und die Kompetenz von Werbe- und Kommunikationsexpertinnen und -experten benötigen“. Über die von der Agentur erarbeitete(n) Werbebotschaft(en) entscheidet dann die Jury, die schließlich dem Rat der Stadt Essen „eine oder mehrere Vorschläge zur finalen Abstimmung vorschlägt. Verstanden?
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