Essen-Rellinghausen. Ihr letztes Konzert geben Sabine Rosenboom und Johannes Krauledat in der ev. Gemeinde Rellinghausen. Wie es dort musikalisch weitergeht.

  • Gleich zwei Abschiede stehen in der evangelischen Gemeinde Rellinghausen bevor.
  • Die langjährige Kantorin und der Orchesterleiter gehen in den Ruhestand.
  • Zum Abschied gibt es ein besonderes Konzert.

Noch einmal können Gemeindeglieder und Musikinteressierte die Kantorei und das Orchester der evangelischen Gemeinde Essen-Rellinghausen unter der Leitung von Sabine Rosenboom und Johannes Krauledat erleben. Mit dem Konzert am Sonntag, 19. März, geht eine Ära zu Ende.

Sängerinnen und Sänger sowie Orchestermitglieder führen die rund zweistündige Johannespassion von Johann Sebastian Bach in der evangelischen Kirche Rellinghausen auf. Das Konzert ist die letzte Aufführung der langjährigen Kantorin Sabine Rosenboom (62), die seit über 23 Jahren in der Gemeinde für die Kirchenmusik zuständig war und jetzt in den Ruhestand geht.

Die evangelische Kirche Rellinghausen war viele Jahre die Wirkungsstätte von Sabine Rosenboom und Johannes Krauledat.
Die evangelische Kirche Rellinghausen war viele Jahre die Wirkungsstätte von Sabine Rosenboom und Johannes Krauledat. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

Für die Gemeinde steht noch ein weiterer Abschied an: Auch der ehrenamtliche Orchesterleiter Johannes Krauledat (72), der seit dem Frühjahr 2000 mit Sabine Rosenboom eng zusammengearbeitet hat, gibt sein Amt auf. „Ich gehe aus Altersgründen, aber auch, um dem neuen Kantor alle Möglichkeiten offen zu lassen, wie er mit dem Orchester künftig verfahren will, ob er es selbst führen oder einen Leiter seiner Wahl einsetzen möchte“, so Krauledat. Für den Übergang gebe es jemanden, der die Aufgabe übernehme.

Krauledat selbst ist Bratschist. Er war als Lehrer für Musik, Französisch und Philosophie in Mülheim tätig und hat in etlichen Orchestern mitgespielt. Seit 50 Jahren wohnt er in der Gemeinde Rellinghausen, hat in der Kirche geheiratet und war als Presbyter aktiv. Auch in Zukunft will er Musik machen: mit dem Collegium Musicale Essen, das er früher geleitet hat, und mit dem Bach Collegium Rhenanum in Kleve.

Chöre und Orchester arbeiteten in Essen-Rellinghausen eng zusammen

„Das Orchester dient der Gemeinde, begleitet Kantorei und Chöre“, macht der langjährige Leiter sein Selbstverständnis deutlich. Das Gemeindeorchester bestehe vorwiegend aus Streichern. „Es sind etwa 15 Amateurmusiker, die aber viel Erfahrung haben und ihr Instrument beherrschen. Wenn Bläser gebraucht wurden, habe ich oft auf eigene Kontakte zurückgegriffen. Für die Konzerte haben wir auch Profimusiker engagiert“, berichtet er.

Für das Konzert gibt es noch Karten

Die Johannespassion ist am Sonntag, 19. März, 17 Uhr, in der – beheizten – evangelischen Kirche Rellinghausen an der Oberstraße 65 zu hören. Neben der Kantorei und dem erweiterten Kammerorchester der Gemeinde sind diverse Solisten zu hören.

Der Eintritt kostet 12, ermäßigt 8 Euro. Eintrittskarten gibt es im Eine-Welt-Laden, Bodelschwinghstraße 6, und bei den Mitgliedern der Kantorei.

Die offizielle Verabschiedung von Sabine Rosenboom ist für Sonntag, 26. März, im Gottesdienst um 11 Uhr geplant. Anschließend besteht im Gemeindehaus Gelegenheit, sie noch einmal persönlich zu treffen.

Chöre und Orchester hätten sich über viele Jahre gut ergänzt. „Unsere Zusammenarbeit war ein echter Glücksfall, wir haben uns gegenseitig musikalisch befruchtet und viele Konzerte und Konzertreisen gemeinsam erlebt“, blickt Sabine Rosenboom zurück.

Die Kirchenmusikerin mit A-Examen stammt aus Hannover, studierte in Wien zusätzlich Orgel und trat dort 1983 auch ihre erste Stelle an. Im Laufe der Jahre ist sie oft umgezogen, hat in verschiedenen Gemeinden gearbeitet. Heute wohnt sie in Rüttenscheid, bleibt aber der Rellinghauser Gemeinde eng verbunden. Dem vorgezogenen Ruhestand blickt sie entspannt entgegen. „Ich höre aus familiären Gründen auf und freue mich, nach 40 Jahren als Kirchenmusikerin etwas freier über meine Zeit verfügen zu können“, sagt Sabine Rosenboom.

Nicht nur an der Orgel, sondern auch am Flügel begleitete Kirchenmusikerin Sabine Rosenboom gut 20 Jahre lang die Gottesdienste in Rellinghausen.
Nicht nur an der Orgel, sondern auch am Flügel begleitete Kirchenmusikerin Sabine Rosenboom gut 20 Jahre lang die Gottesdienste in Rellinghausen. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

Die Stelle in Rellinghausen habe sie damals besonders wegen der großen viermanualigen Karl-Schuke-Orgel von 1968 gereizt, auf der man Werke aller Epochen spielen könne. In den mehr als zwei Jahrzehnten war sie nicht nur für die musikalische Gestaltung der Gottesdienste, die Leitung von Kinder- und Jugendchor sowie der Kantorei zuständig. Auf dem Programm standen auch CD- und Rundfunkaufnahmen, Bandarbeit sowie etliche Uraufführungen, wie die von „Tinte, Tod und Teufel“ von Komponistin Karin Haußmann im Reformationsjahr 2017.

Orgelspiel und Chorarbeit waren für Sabine Rosenboom nahezu gleichwertige Schwerpunkte. Fast jedes Jahr habe sie mit den Kindern und Jugendlichen ein großes, szenisches Stück mit Kostümen und Requisiten einstudiert. „Besondere Talente habe ich bewusst gefördert, zum Beispiel durch Stimmbildung und Soloaufgaben. Mir war auch wichtig, Jugendliche zum Dirigieren zu ermutigen“, berichtet sie von ihrer Arbeit.

Der Nachfolger der langjährigen Kantorin steht bereits fest

Selbst während der schwierigen Corona-Phase mit Proben in Kleingruppen, Zoom- und Videoangeboten habe man keine Sängerinnen und Sänger verloren. Aktuell singen über 40 Kinder und Jugendliche in den Chören und 55 Erwachsene in der Kantorei.

Dass ihr Nachfolger bereits gefunden sei und am 1. April anfange, sei eine gute Nachricht, findet die scheidende Chorleiterin. So könne die musikalische Arbeit nahtlos weitergehen. Der künftige Kantor Yohan Chung kommt aus Südkorea und war bisher als Kirchenmusiker in Chemnitz tätig. „Das Feld ist bestellt“, findet Sabine Rosenboom. „Ich bleibe Musikerin und natürlich werde ich meine Chöre unendlich vermissen.“