Essen-Rellinghausen. . Ingrid Urbasch war fast drei Jahrzehnte in der ev. Gemeinde Rellinghausen für die Musik zuständig. Am 28. August wird ihr 80. Geburtstag nachgefeiert.
Wenn Ingrid Urbasch in Rellinghausen einkaufen geht, braucht sie etwas länger – weil sie von vielen Leuten erkannt und angesprochen wird. Ingrid Urbasch ist im Stadtteil eine echte Institution. Die Seniorin, die am 4. August ihren 80. Geburtstag gefeiert hat, war 28 Jahre lang Kantorin an der evangelischen Kirche Rellinghausen und ist mit der Gemeinde bis heute eng verbunden.
„Das ist meine Heimat hier“, sagt sie. Zu ihren Ehren wird es am Sonntag, 28. August, 18 Uhr, ein Konzert für Flügel, Orgel und Flöte in der Kirche an der Oberstraße geben. Mitwirkende sind neben Sabine Rosenboom, ihrer Nachfolgerin als Kantorin, auch Alfred Pollmann und Matthias Geutling, wie Ingrid Urbasch Schüler des bekannten Komponisten und Kirchenmusikers Gerd Zacher, der ihnen allen den Zugang zu neuer Musik eröffnete.
„Schon als Kind habe ich gesagt, dass ich Klavierlehrerin werden möchte. Der Gedanke, Kirchenmusikerin zu werden, kam erst später durch entsprechende Vorbilder. Meine Eltern waren von der Idee damals nicht begeistert. Die hielten Musik für brotlose Kunst“, erinnert sich Ingrid Urbasch. Das Klavierspielen brachte sie sich als Achtjährige selbst bei und griff mit einem Vertriebenen, der im Haus der Familie untergebracht war, vierhändig in die Tasten. Ihre Kindheit war ansonsten von Krieg, Flucht und der Unterbringung im Flüchtlingslager geprägt. Ingrid Urbasch stammt aus einem Dorf in Sachsen, floh 1947 als Elfjährige mit Eltern und Geschwistern über die „grüne Grenze“ und kam bei der Familie des Vaters in Mülheim unter. „Aufgrund der Umstände kam meine Schullaufbahn etwas durcheinander, so dass ich erstmal kein Abitur hatte“, sagt sie. Später holte sie den Abschluss nach und wurde dann an der Folkwang-Schule ausgebildet. Dabei unterstützte sie auch ihr Vater, der erst komplett gegen eine Musikausbildung gewesen war. „Als er mich später dann bei Konzerten in der Kirche erlebt hat, war er doch stolz, glaube ich“, so Urbasch.
Acht Jahre arbeitete sie als Kantorin in Mülheim, bevor sie 1971 in der evangelischen Gemeinde Rellinghausen anfing und dort fast drei Jahrzehnte eine Vollzeitstelle bekleidete. Sie baute Chöre und Orchester auf und gab ihre Liebe zur Musik an den Nachwuchs weiter. Zeit fürs Privatleben blieb da kaum. Geheiratet hat Ingrid Urbasch nie. Wirklich bereut hat sie den Verzicht auf eine eigene Familie aber offenbar nicht. „Ich hatte ja hier 70 Kinder“, sagt sie und lacht.
„Dass Ingrid Urbasch so offen war für neue Kunstmusik, ist schon etwas besonderes für eine Frau ihrer Generation“, sagt Nachfolgerin Sabine Rosenboom. Urbasch habe immer wieder Seminare beim 2014 verstorbenen Gerd Zacher belegt und war auch an einigen Uraufführungen zeitgenössischer Werke beteiligt.
Seit 1999 im Ruhestand
Nachdem sie 1999 in den Ruhestand gegangen war, trat Sabine Rosenboom die Nachfolge an. Beide Frauen kannten sich über eine gemeinsame Freundin und haben bis heute guten Kontakt. In der Anfangszeit übernahm Urbasch noch gelegentlich Vertretungsaufgaben. „Inzwischen wollen meine Hände nicht mehr so, wie ich will“, bedauert die 80-Jährige. Was sich musikalisch und auch sonst in der Gemeinde tut, verfolgt die Seniorin aber noch intensiv.