Essen. Im Labor der Uni Duisburg-Essen wurden Nagetieren die Augen ausgeschnitten. Die „Ärzte gegen Tierversuche“ prangern das an. Was die Uni sagt.
Die Uni Duisburg-Essen steht wegen Tierversuchen in der Kritik. Der bundesweit agierende Verein „Ärzte gegen Tierversuche“ hat die Hochschule und vier weitere deutsche Unis für den Negativpreis „Herz aus Stein“ nominiert. Abgestimmt werden kann online. Damit will die Initiative auf besonders „grausame und absurde Tierversuche“ aufmerksam machen.
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„Das Institut für Allgemeine Zoologie der Universität Duisburg-Essen ist für einen Versuch nominiert, in dem afrikanischen Nagetieren, sogenannten Graumullen, beide Augen herausgeschnitten wurden, um dann zu untersuchen, ob dadurch die magnetische Orientierung der Nagetiere beeinflusst wird“, berichtet der Verein. „Dieses Beispiel zeigt eindrücklich, welch grausame Experimente im Namen der Grundlagenforschung, welche per Definition keinen konkreten Zweck verfolgt, durchgeführt werden dürfen“, sagt Dr. Johanna Walter, wissenschaftliche Mitarbeiterin von „Ärzte gegen Tierversuche“.
Uni: Versuche sind wichtig für die Forschung der Netzhaut bei Menschen
Der Versuch sei mit Tieren, denen die Augen herausgeschnitten, durchgeführt worden, sowie mit unversehrten Tieren. Beide Gruppen wurden dann dabei beobachtet, wie sie aus Papierschnipseln Nester bauen.
Die Uni Duisburg-Essen hat sich mittlerweile in einer ausführlichen Stellungnahme für die Versuche gerechtfertigt. Die Studien lieferten wichtige Erkenntnisse für die Hormon- und Altersforschung bei Menschen, weil Graumullen mit einer natürlichen Schilddrüsenunterfunktion lebten. Eine solche Unterfunktion spiele bei einer aufkommenden Rot-Grün-Blindheit und entsprechenden Veränderungen der Netzhaut beim menschlichen Auge eine entscheidende Rolle.
Versuchstiere: Eingriffe nur unter Narkose und mit Schmerzmitteln
Die Uni bestätigt, dass zwischen 2006 und 2017 genau 30 Tieren die Augen entfernt wurden. Graumullen könnten mit ihren Augen nur hell und dunkel unterscheiden. Die Eingriffe seien stets unter Narkose erfolgt, außerdem hätten die Graumullen Schmerzmittel verabreicht bekommen. „Die 30 operierten Tiere waren in ihren jeweiligen Sozialverbänden voll integriert, zogen erfolgreich Nachwuchs auf und zeigten im Vergleich mit unbehandelten Mullen keine gesundheitlichen oder andersartigen Auffälligkeiten“, betont die Hochschule. Dass sie weiterhin normal Nester bauten, „ist ein weiterer Indikator dafür, dass ihr Wohlbefinden nicht eingeschränkt ist“.
Uni Duisburg-Essen: Versuche sind immer genehmigt worden
Sowohl die Anzahl der Tiere als auch das Vorgehen sei immer von der zuständigen Behörde genehmigt und von den entsprechenden Kommissionen als mit dem Tierschutzgesetz als konform beurteilt worden. Von den operierten Tieren lebten sieben weiter in der Tierhaltung der Fakultät. Die anderen 23 sind in der Zwischenzeit eines natürlichen Todes verstorben; sie hatten die normale Lebenserwartung erreicht.
Der Verein „Ärzte gegen Tierversuche“ unterstreicht, dass er sich grundsätzlich nicht nur gegen Tierversuche, sondern vor allem für tierversuchsfreie Methoden einsetze. Der Preis „Herz aus Stein“ richte sich nicht gegen handelnde Personen, sondern gegen Institutionen und Einrichtungen.
Die Uni weist darauf hin, dass die Fakultät für Biologie an der Universität Duisburg-Essen (UDE) Graumullen seit 29 Jahren halte. „Die Zucht umfasst mittlerweile mehr als 300 Tiere, so dass keine Wildfänge für Studien herangezogen werden.“ Die Frage, wie ihr Orientierungssinn durch Erdmagnetismus funktioniert, sei nicht abschließend geklärt.
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