Klagen könnten Tierversuche an Essener Uniklinik stoppen
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Essen. . Das Versuchslabor der Essener Uniklinik sieht sich angesichts neuer Gesetze erheblichen Schwierigkeiten ausgesetzt. Anerkannte Tierschutzverbände sollen künftig gegen Tierversuche oder deren Beantragungen klagen können.
Neue Gesetze könnten die Arbeit des Zentralen Tierlaboratoriums der Uniklinik künftig erheblich erschweren. Das wurde am Mittwoch bei einer Fachveranstaltung an der Virchowstraße in Holsterhausen deutlich. Zum 19. Mal hatte das Labor zum Informationstreffen für Tierschutzbeauftragte, Tierexperimentatoren und Behördenvertreter eingeladen. Mehr als 200 Fachleute nahmen teil.
„Diese Art von Veranstaltung ist deutschlandweit einmalig, weil sie alle am Thema Beteiligten und Tierschützer zusammenbringt“, sagt Prof. Gero Hilken (48), der Leiter des Zentralen Tierlaboratoriums. Das Labor beschäftigt 56 Mitarbeiter. Derzeit werden etwa 180 Tierversuchsprojekte durchgeführt, die teilweise über Jahre laufen. Das Labor beherbergt derzeit rund 20 000 Mäuse und 1000 Ratten. Auch jeweils zehn Kaninchen und Schweine gehören zu den Versuchstieren. Vier Tierschutzbeauftragte kontrollieren die Versuchsanträge und -durchführungen.
Anerkannte Tierschutzverbände sollen künftig gegen Tierversuche oder deren Beantragungen klagen können. Bisher ist das so nicht möglich. Zur Abstimmung steht derzeit ein entsprechendes Verbandsklagerecht. Wann das umgesetzt wird und in Kraft tritt, ist aber noch offen. „Wir müssen uns auf zwei Szenarien einstellen“, erläutert Hilken. „Das eine würde bedeuten, dass die Forscher nach einer Klage-Einreichung sofort ihre Arbeit unterbrechen müssen. Das andere Szenario würde bedeuten: Sie können ihre Arbeit fortsetzen, bis das Gericht zu einer abschließenden Bewertung gekommen ist.“
Hilken hofft auf das zweite Szenario, denn: „Klagen, die sich über Jahre hinziehen, torpedieren die komplette Forschungsarbeit in der Biomedizin. Dann sind Doktoranden und Forschungsgelder für immer weg.“ Hilken, der Zoologe ist und seine Doktorarbeit über eine elektromikroskopische Studie an Insekten verfasst hat, bezeichnet sich selbst als „Tierliebhaber“. Seinen Zivildienst hat er beim Deutschen Bund für Vogelschutz absolviert. Zuhause hat er einen Pudel („Rudi“), sechs Sittiche, zwölf Nattern und zwei Aquarien, in denen unter anderem kleine Barsche schwimmen.
„Tierversuche retten menschliches Leben“, sagt Hilken. „Unsere Forscherhaben zum Beispiel zuletzt neuartige Herzklappen an Schweinen getestet, die heute erfolgreich Menschen eingepflanzt werden.“ Jede Maus im Labor, betont Hilken, bei der ein schmerzhafter Eingriff durchgeführt wird, bekäme Schmerzmittel verabreicht. “Das ist bei Menschen noch lange nicht so.“ Und obwohl das alles so ist, löst es „immer wieder Provokationen aus“, wenn er Fremden erkläre, was sein Beruf ist.
Bei der Veranstaltung am Mittwoch sprachen Vertreter des NRW-Umweltministeriums, des Landesamtes für Umweltschutz (Lanuv) sowie Mediziner der Uniklinik und der Ruhr-Uni-Bochum. Zwischen den Vorträgen blieb Zeit für Diskussionen.
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