Essen. Tobias Materna inszeniert Shakespeares „Sommernachtstraum“ am Schauspiel Essen. Warum er für die Vorbereitung sogar bis nach London gereist ist.

Mit Shakespeares „Sommernachtstraum“ hat zuletzt eine Essener Intendanz begonnen, nämlich die von Anselm Weber 2006. Und mit Shakespeares „Sommernachtstraum“ geht auch eine Intendanz zu Ende, nämlich die von Christian Tombeil, der die Leitung im Sommer an das Intendantinnen-Doppel Selen Kara und Christina Zintl abgibt. Shakespeares berühmte Partnertauschgeschichte ist noch einmal ein Abschieds-Wunschstück des Ensembles. Am Samstag, 25. Februar, hat Essens „Sommernachtstraum“ Premiere. Für die Inszenierung zeichnet Tobias Materna verantwortlich, der in Essen mit Michael Cooneys Farce „Cash – Und ewig rauschen die Gelder“ zuletzt einen veritablen Publikumsrenner auf die Bühne gebracht hat.

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Nun also Shakespeares Komödie voller Liebe, Eifersucht, erotischem Verlangen und eigenwilligen Rauschzuständen. „Das Stück beschäftigt mich schon seit der Schulzeit, es hat mich durch mein ganzes Leben hindurch begleitet“, sagt der 52-Jährige über eine der anrührendsten, witzigsten, aber auch vielschichtigsten Vorlagen des englischen Dramatikers. Das Verwirrspiel zwischen den unglücklich Verliebten, die sich im Athener Wald suchen, verlieren und wieder finden, und dabei mit allerlei Zauberkraft, Elfen, Kobolden und kuriosen Handwerker-Trupps in Kontakt kommen, hat dabei seit mehr als 400 Jahren seinen unerschütterlichen Sog und seine enorme Deutungsvielfalt bewiesen.

Regisseur Tobias Materna, hier noch im Bühnenbild von „Cash“, inszeniert Shakespeares „Sommernachtstraum“ im Grillo-Theater.
Regisseur Tobias Materna, hier noch im Bühnenbild von „Cash“, inszeniert Shakespeares „Sommernachtstraum“ im Grillo-Theater. © Julia Tillmann / FUNKE Foto Services | Julia Tillmann

(Alb-)Traum oder Wirklichkeit? Maternas Inszenierung gibt dem Schwebezustand Raum, indem sie auf vordergründige Bebilderung verzichtet und das Stück zunächst einmal in einen großen, weißen Saal verlegt, wo das Licht, die opulenten Kostüme und vor allem das Ensemble für jenen magischen Bühnenzauber sorgt, der den „Sommernachtstraum“ zu einem der meistgespielten Shakespeare-Werke macht.

Auch die dunklen und verstörenden Momente der Komödie sind wichtig

Mit einer gewissen Ehrfurcht vor dem großen Meister ist Materna dabei zur Vorbereitung noch einmal ins altehrwürdige Londoner Globe-Theater gereist. Und hat ebenso erstaunt wie erleichtert wahrgenommen, wie locker und ohne bleischwere Ehrfurcht man auch dort mit dem Text umgeht. Anders als in „Cash“, wo des Essener Ensemble einmal ganz lustvoll, hochprofessionell und mit allerlei Slapstick-Einlagen seine boulevardeske Seite ausspielen durfte, soll die temporeiche, differenzierte und poetische Inszenierung aber auch die dunklen und etwas verstörenden Momente der Vorlage spiegeln.

Auch den Aspekt der wechselnden Identitäten greift Materna auf. Und lässt seine Liebespaare die Shakespeare-Texte einfach mal mit vertauschten Rollen sprechen. Hermia also übernimmt die Zeilen von Lysander und umgekehrt. Das Ergebnis, so der Regisseur, verändere einerseits erstaunlich wenig und andererseits doch auch ganz viel: „Bei uns“, so Materna, „gehen nun die Frauen zum Kämpfen!“

Weitere Termine: 1., 11. 12. und 23. März. 8. und 14. April. Tickets: Tel. 8122-200