Essen-Rüttenscheid. Der Friseursalon Linear Hair aus Rüttenscheid bietet den gehypten Silent Cut an: Haareschneiden ohne Quatschen. Wie das bei Kunden ankommt.
- „Silent Cut“ heißt ein Trend der Friseurbranche, der nun auch in Essen angekommen ist.
- Friseurinnen und Friseure schneiden oder färben ihren Kundinnen und Kunden die Haare, ohne sich dabei mit ihnen zu unterhalten.
- Die beiden Filialen des Rüttenscheider Friseursalons Linear Hair bietet den Silent Cut jetzt an.
Haare schneiden, färben oder tönen – und dabei nicht reden: Das ist seit kurzem in den beiden Filialen des Rüttenscheider Friseursalons Linear Hair (Rüttenscheider Straße 92 und Rüttenscheider Straße 181) möglich. Man kann dort online einen Termin machen und dabei explizit auswählen, dass man keinen Smalltalk halten möchte, während man frisiert wird. Laut der beiden Inhaber Dustin und Robin Dröge kommt das bei den Kundinnen und Kunden gut an.
„Silent Cut“ (auf Deutsch: „Stiller Schnitt“) heißt der Trend, der in Deutschland bisher eher in größeren Städten wie Berlin und Köln angeboten wird. Die Idee: Während manche Menschen beim Friseurbesuch nur allzu gerne ein Pläuschchen halten, sind andere genervt vom Smalltalk und empfinden ihn eher als gezwungen. Deshalb kann man sich bewusst dafür entscheiden, beim Friseur zu schweigen.
Rüttenscheider Friseursalon bietet Silent Cut seit wenigen Wochen an
Seinen Ursprung soll der Silent Cut in London haben, wo ihn ein Salon schon vor 2019 anbot. Laut Medienberichten schwappte er dann während der Corona-Pandemie nach Deutschland hinüber: Sowohl Kundinnen und Kunden als auch Friseurinnen und Friseure hätten sich demnach gewünscht, während des Haareschneidens einmal nicht über das Dauerthema zu sprechen. „Ich habe ein wenig Marktforschung betrieben und geschaut, welche Trends es aktuell gibt“, erklärt Gina Krämer (36) aus der Verwaltung von Linear Hair. Denn vor allem seit Corona gelte es, sich von anderen Betrieben abzuheben. So sei sie auf die Idee gekommen, den Silent Cut auch in Rüttenscheid anzubieten.
Linear Hair bietet Kundinnen und Kunden nun seit etwas mehr als zwei Wochen Friseurtermine ohne Quatschen an. Zu Beginn des Termins gibt es ein Beratungsgespräch, dann ist Schweigen angesagt. „Pro Woche werden fünf bis sieben Silent Cuts gebucht“, sagt Robin Dröge (31), Friseurmeister und einer der beiden Inhaber von Linear Hair. Das ist gemessen an der Gesamtanzahl von rund 80 Terminen pro Woche noch ein kleiner Teil, laut Dustin Dröge (29), ebenfalls Friseurmeister und zweiter Inhaber, ist die Tendenz aber steigend.
Rüttenscheider Friseurmeister: Mache Kunden kommen nur ohne Smalltalk zur Ruhe
Eine der Kundinnen, die den Silent Cut bereits gebucht hat, ist Johanna Bergmannshoff. Die 23-Jährige studiert Erziehungswissenschaft an der Uni Duisburg-Essen und ist gerade in der Klausurenphase. „Normalerweise würde ich mir den Luxus, zum Friseur zu gehen, momentan gar nicht gönnen“, sagt sie. In der Regel lasse sie die Haare schneiden, tönen und mit dem pflegenden Wirkstoff Olaplex behandeln. Da kann der Friseurbesuch schon einmal zwei bis drei Stunden dauern. Beim letzten Termin hat Bergmannshoff sich deshalb für den Silent Cut entschieden, ihren Laptop mitgebracht und schweigend für die Uni gelernt.
Termine gibt es online
Linear Hair ist ein Familienbetrieb, den es seit rund 20 Jahren in Rüttenscheid gibt. Robin Dröge und Dustin Dröge haben die beiden Filialen vor vier Jahren beziehungsweise zwei Jahren übernommen.
Termine kann man online unter www.linear-hair.de vereinbaren. Telefonisch sind die beiden Salons unter 0201 722 02 90 (Rü 92) und 0201 722 02 90 (Rü 181) erreichbar.
Ein Phänomen, das Robin und Dustin Dröge öfter erleben. „Seit Corona haben wir einige Kundinnen, die im Homeoffice sitzen und mit dem Laptop zu uns kommen“, berichtet Dustin Dröge. Wieder andere könnten sich beim Quatschen nicht richtig entspannen. „Viele haben einen stressigen Alltag und gönnen sich den Friseurbesuch als Luxus“, so Dustin Dröge. Robin Dröge ergänzt: „Manche Kunden sitzen zwei Stunden hier. Die kommen ohne Smalltalk erst richtig zur Ruhe.“ Dass Senioren dem Friseur ihr Herz ausschütten und junge Leute eisern schweigen, können die beiden Friseurmeister derweil nicht bestätigen. Den Silence Cut hätten bisher Menschen aus allen Altersgruppen gebucht.
Auch für Robin und Dustin Dröge ist es erholsam, vor der lauten Geräuschkulisse im Friseursalon ab und an einmal zu schweigen. Manchen Kunden habe man zuvor auch schon angemerkt, wenn sie das Gespräch als gezwungen empfunden hätten, berichtet Dustin Dröge. Da sei der Silent Cut die bessere Option. „Ich selbst quatsche eigentlich ganz gerne“, sagt Robin Dröge. Aber: „Die Ruhe ist auch ganz angenehm, vor allem bei sehr langen Terminen.“