Essen. Philharmonischer Ball wird zum glanzvollen Event mit viel Programm und Live-Musik. Was Essens gesellschaftliches Großereignis zu bieten hatte.
Sie haben getanzt: Auf dem glänzenden Parkett im Alfried-Krupp-Saal, unter der Disco-Kugel im RWE-Pavillon, zum Sound der „Swingin’ Hermlins“ im Allbau-Festsaal und manche sogar auf den Gängen des Konzerthauses: Der Philharmonische Ball in der Essener Philharmonie ist zurück. 2020 noch in den Vor-Corona-Tagen gefeiert, erlebte die glanzvolle Großveranstaltung nach drei Jahren nun eine furiose Wiederaufnahme. 2000 Besucher sorgten für ein ausverkauftes Haus, glückliche Veranstalter und erleichterte Sponsoren. Denn was bei der Ankündigung im März 2022 noch als Wagnis galt, konnte nun eingelöst werden: Ein Abend ohne Abstand und Masken, dafür mit glitzernden Abendkleidern und Smoking, perlendem Schaumwein und glücklichen Gästen, die nach einer langen Partypause bis in die Morgenstunden tanzten.
Feier-Abende wie diese seien angesichts der aktuellen Weltlage, mit all den Krisen, Krieg und Corona-Nachwehen eben keine Normalität mehr, betonte Oberbürgermeister Thomas Kufen, „solche Abende sind ein großes Geschenk“. Und letztlich seien sie auch ein guter und wichtiger Anlass, um sich auszutauschen, zu vernetzen und auch für die gute Sache einzustehen.
Der Erlös der großen Ball-Tombola fließt traditionell in ein Education-Projekt der Essener Philharmonie „Musik kommt um die Ecke“. Wer am Ende nicht das große Los zog und mit einer Goldmünze der Wiener Philharmoniker oder dem Gutschein für eine Weinschulung nach Hause ging, der hatte vielleicht an den dicht umringten Tischen der Spielbank Hohensyburg Glück, die die oberen Säle des Konzerthauses in ein Casino mit Black-Jack und Roulette verwandelte.
Gäste wie Claudia Schulz freuten sich vor allem über die Vielfalt des Programms: „Schon das Flanieren durchs Haus mit seinen unterschiedlichen Sälen und Räumen macht viel Spaß.“ So verwandelte sich der Philharmonie-Club zu späterer Stunde in eine Jazzlounge. Und wem der engagierte Einsatz auf der Tanzfläche bis dahin schon das Abend-Make-up zerstört hatte, konnte sich im unteren Foyer von fachkundiger Hand mit Puder und Pinsel auffrischen lassen. Aber auch für eine kleine Tanzpause mit Pils und Currywurst, Champagner und Canapés fand sich in den Sitzgruppen immer wieder ein Platz.
Für Programmvielfalt sorgten außerdem verschiedene Show-Acts im Alfried-Krupp-Saal: Das Essener Aalto-Ballett war mit einem künstlerischen Intermezzo ebenso vertreten wie die Formationstanzgruppe vom Braunschweiger TSC. Im wiegenden Walzerschritt hatten sich da schon die Ballgäste warmgetanzt. Das Große Wiener Ballorchester unter Leitung von Rainer Sulzgruber und die Wolfgang Steubl Big Band sorgten für den perfekten Livesound, nachdem die Essener Philharmoniker den Abend unter Leitung von Generalmusikdirektor Tomáš Netopil mitreißend eröffnet hatten. Stilecht mit dem Kaiserwalzer und einer Operetten-Einstimmung von Aalto-Sopranistin Lisa Wittig: „Du sollst der Kaiser meiner Seele sein.“
Ja, selbst ein Krönchen war hier und da im Haar einer künftigen Ballkönigin zu sichten. Dass sich auch viel junges Publikum unter die Ballgäste gemischt hatte, registrierte dabei nicht nur EMG-Chef Richard Röhrhoff mit Freude. Ein Anziehungspunkt für viele war dabei auch der Allbau-Festsaal, wo die Lindy-Hop-Szene der Region an diesem Abend vielen Lust auf den mitreißenden Tanzstil der 1930er Jahre machte. Und wer eher auf Club-Atmosphäre stand, wurde im RWE-Pavillon von DJane Tereza und DJ Demir Cesar mit tanzbaren Sound bis weit nach Mitternacht beschallt.
Götz Alsmanns musikalisches Mitternachts-Bekenntnis „Wenn ich in Stimmung bin“ sprach dabei wohl vielen Ballgästen aus dem Herzen, die die Philharmonie bis in die frühen Morgenstunden zum stimmungsvollen Ballsaal umfunktionierten, bevor er in wenigen Tagen dann wieder den Pianisten und Ensembles von Weltrang gehört.