Essen. Essen hat eine neue und außergewöhnliche Bildungseinrichtung: die erste und einzige Weinschule im Ruhrgebiet. Wer hier was lernen kann.
Hoch das Glas, ein wenig schwenken, ein genauer Blick, dann ein zweiter: Man möchte Betty Heitkämper stundenlang dabei zusehen, wie sie ein Glas Wein mit den geschulten Sinnen einer Sommelière unter die Lupe nimmt – mit Augen, Nase und Gaumen. Dass man Riechen und Schmecken lernen kann, beweist seit Beginn des Jahres die neue „Weinschule Essen“, die jetzt im stilvollen Ambiente von Schloss Schellenberg Eröffnung feierte.
Und dass dabei das ein oder andere gute Tröpfchen ins Glas kam, versteht sich von selbst. Dabei muss es sich nicht unbedingt um Alkohol handeln – auch ein spezieller Traubensaft mit Kohlensäure als Alternative zum Sekt kam bei den Gästen gut an.
Ausbildung zum Sommelier dauert zwei bis drei Jahre
Heitkämper leitet die Weinschule, ein Studienort der Deutschen Wein- und Sommelierschule mit Sitz in Koblenz. Und sie möchte all jenen zur Seite stehen, die die professionelle Weinverkostung erlernen oder ihr Wissen und ihre Fähigkeiten vertiefen möchten. Typische Kunden, erzählt sie, seien vor allem Mitarbeiter aus der Gastronomie und dem Fachhandel, die die Ausbildung zum Sommelier machen möchten. „Es kommen aber auch Privatpersonen, die gerne Wein trinken und sagen: Wissen ist besser als raten.“ Grundsätzlich richte sich ihr Angebot an Wein-Amateure, denn: „Das Wort Sommelier ist ja rein rechtlich gesehen kein geschützter Begriff. Und Amateur bezeichnet ursprünglich nicht das, was wir heute darunter verstehen. In der reinen Wort-Bedeutung ist ein Wein-Amateur jemand, der Wein liebt.“
Zwei bis drei Jahre dauert die Ausbildung zum Sommelier, dabei sei das Studium in drei Stufen unterteilt, erklärt sie. „In Stufe eins steht natürlich das Grundwissen rund um Wein im Vordergrund. Welche Weintypen und -stile gibt es, was passiert im Weingut, und welche Möglichkeiten gibt es, Wein auszubauen?“ Stufe zwei lege das Hauptaugenmerk auf die Hauptrebsorten und die wichtigsten Weinregionen der Welt. Stufe drei vermittle schließlich fundiertes Expertenwissen über die weltweite Produktion sowie zur professionellen Einschätzung von Weinen.
Kurse mit der Kochschule im Schloss Schellenberg
Heitkämper kann hier nicht nur auf gelerntes Wissen, sondern auch auf umfangreiche Erfahrung zurückgreifen. Ursprünglich für ein großes Medienunternehmen tätig, entdeckte sie ihre Liebe zum Wein im Rheingau, wo sie bei einem Rotwein produzierenden Weingut für den Vertrieb verantwortlich war. „Wenn man in einem Weingut arbeitet, dann muss man auch in jedem einzelnen Bereich mithelfen“, erinnert sie sich. „Deshalb war ich auch beim Ausbau und bei der Abfüllung dabei und habe mitunter auch bei der Lese geholfen.“ Wer könnte anschaulicher über Wein berichten, als eine Person, die mit den Stiefeln im Weinberg gestanden und eigenhändig Trauben gepflückt hat?
Doch es muss ja nicht gleich ein ganzer Studiengang mit IHK-Abschluss sein - auch für Privatpersonen, die sich für Wein interessieren, werde es Angebote geben. So bietet die Essener Weinschule in Kooperation mit der Kochschule im Schloss Schellenberg unter anderem Kurse zum Thema „Food-Pairing“ an – welcher Wein passt zu welchem Gericht? Was trinke ich zu welchem Fleisch, und was passt zu Spargel? Die Frage nach ihrem Lieblingsgetränk sei dem entsprechend schwierig zu beantworten, erklärt sie mit Blick auf eben diese Angebote, denn: „Es kommt immer darauf an, wozu man etwas trinkt.“
Leidenschaft für Schaumwein
Hierzulande stehe immer noch der Riesling sehr im Mittelpunkt, auch wenn der deutsche Rotwein mittlerweile auf dem Vormarsch sei. Heitkämpers Leidenschaft aber gilt vor allem dem Schaumwein, immerhin war sie in der Vergangenheit auch schon für ein Sekthaus tätig, in dem sie neben Administrativem auch für den Vertrieb – und hier vor allem für den Export – verantwortlich war. Um ihr Fachwissen abzurunden, absolvierte sie schließlich an der Deutschen Wein- und Sommelierschule in Koblenz die international anerkannten WSET-Lehrgänge des „Wine and Spirits Education Trust“ und schloss mit dem „Diploma in Wines and Spirits“ ab – dem höchsten Abschluss, den der weltgrößte Anbieter von Qualifikationen für Wein, Spirituosen und Sake in London zu vergeben hat. Heitkämper war als freiberufliche Dozentin für die Weinschule in Koblenz tätig, bevor die Liebe sie schließlich nach Essen brachte.
Essen und Wein? Wortspiele verbieten sich hier eigentlich. „Das Ruhrgebiet ist tatsächlich eine Weinregion“, so Oberbürgermeister Thomas Kufen bei der Eröffnung am späten Mittwochabend. „Ich freue mich sehr, dass wir hier in unserer Stadt nun ein neues Bildungsangebot haben – und dann auch noch zu einem sehr schönen Thema. Das zeigt mal wieder, dass wir in Essen Pioniere sind.“ Und dann formulierte das Stadtoberhaupt auch noch einen Wunsch: „Die Fürstäbtissinnen hatten einst einen Weinberg hier in Essen. Und für meine dritte Amtszeit wünsche ich mir, dass wir wieder einen Weinberg bekommen – natürlich nachhaltig und ökologisch.“ Und dann wird vielleicht irgendwann auch mal ein Essener Wein Thema der Essener Weinschule sein.
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Kurse in der Weinschule Essen
In der Weinschule Essen angeboten werden WSET-Lehrgänge der Level eins bis drei in „Wines“ sowie so genannte „Masterclasses“. Abschlussprüfungen sind in Kooperation mit der IHK Essen geplant.
Einige der kommenden Kurse:
12. Mai, 18-22 Uhr: Spargel und Weißwein
26. August, 18-22 Uhr: Weine aus Südafrika und BBQ
23. September, 15-19.30 Uhr: Weine aus Italien und Frankreich/Mediterrane Küche
Info und Anmeldung: Renteilichtung 1, 45134 Essen, Tel. 0171 4760504, E-Mail: info@weinschule-essen.de, Internet: www.weinschule-essen.de