Essen-Frintrop/Bedingrade. In der Gastronomie fehlt Personal. Was der Fachkräftemangel für Essener Restaurants bedeutet und welche neuen Wege die Betreiber gehen.
Seinen Traum von einem eigenen Restaurant hat sich Matthias Garg vor etwa eineinhalb Jahren erfüllt – in seinem Heimatstadtteil Frintrop eröffnete er den „Garpunkt“. Jetzt kämpft er für diesen Traum, wirbt um Gäste und Servicekräfte, die Bedingungen in der Branche machen es ihm schwer. Personal zu finden werde immer schwieriger, berichtet der Koch und teilt damit die Sorge vieler Gastronomen.
„Wir suchen aktiv, aber es kommt in letzter Zeit wenig Resonanz“, berichtet Garg. „Es ist eher so, dass noch Leute abspringen.“ Er beschäftigt vor allem Schülerinnen, Schüler und Auszubildende, die sich nur für einen begrenzten Zeitraum etwas dazuverdienen möchten und dann wieder weg sind. Doch trotzdem hat er diese Gruppe im Visier, wirbt in Firmen und in sozialen Medien um sie. Erfahrene Fachkräfte werden an vielen Stellen gebraucht, vor allem bemühen sich andere Betriebe, sie zu halten, wenn sie einmal angestellt sind und es gibt mehr offene Stellen als Bewerbungen.
Schüler und Azubis jobben als Servicekräfte in der Essener Gastronomie
Diese Veränderungen beobachten zum Beispiel auch die neuen Pächter der Talschänke in Bedingrade. Sie suchen nach der Eröffnung ebenfalls noch weitere Servicekräfte und sind bereit, junge Leute anzulernen, die ihren ersten Job in der Gastronomie beginnen – eine andere Wahl als diese Strategie zu fahren, haben viele Betriebe derzeit auch kaum.
Der Frintroper Gastronom Fabian Stöckmann hatte bereits vor einem Jahr eine ungewöhnliche Aktion gestartet – er versprach denjenigen ein Candle-Light-Dinner mit vier Gängen, die ihm einen entscheidenden Tipp bei der Mitarbeiter-Suche geben. Bedingung war, dass ein Arbeitsverhältnis zustande kommt und der neue Mitarbeiter oder die neue Mitarbeiterin mindestens zwei Monate im Betrieb bleibt. Er suchte vor allem Verstärkung für die Küche. Die habe er mittlerweile auch gefunden, die Aktion habe für Aufmerksamkeit und mehr Bewerbungen gesorgt, auch wenn keiner der Tipps selbst zum Erfolg geführt habe, berichtet Stöckmann. „Wir sind aktuell personell besser aufgestellt und es kommen auch wieder mehr Reservierungen rein, deshalb denke ich positiv weiter“, sagt er. Bewusst setze er auf die Stärken eines kleineren inhabergeführten Betriebes und habe sich für zwei Ruhetage montags und dienstags entschieden, um die Jobs attraktiver zu machen.
Familie hilft im Restaurant „Garpunkt“ in Essen-Frintrop aus
Matthias Garg hofft, dass auch er bald wieder positiver gestimmt sein kann. Doch die Bedingungen seien hart, er habe auch in seinem persönlichem Umfeld die Erfahrung gemacht, dass viele die Branche wechseln. Denn die Arbeitszeiten in der Gastronomie seien eher unbeliebt, zudem seien die Verdienstmöglichkeiten in anderen Branchen oft besser. „Man muss für den Beruf gemacht sein oder man sucht sich bei passender Gelegenheit etwas anderes“, sagt er. Vor allem die Pandemie und die damit verbundene unsichere Perspektive habe bei vielen den Anstoß zur Veränderung gegeben, nun böten sich durch den Fachkräftemangel zahlreiche offene Stellen.
Im Garpunkt an der Ecke Frintroper Straße / Im Wulve hilft aktuell Gargs Familie aus. „Sie fängt einiges ab“, sagt er. Für ihn kommt hinzu, dass er Servicepersonal derzeit ausschließlich auf Minijob-Basis anstellen kann, denn an vielen Tagen fehlen auch ausreichend Gäste. Nach der Eröffnung im Winter 2021 sei die Resonanz zunächst viel größer gewesen, als er erwartet habe, berichtet der Gastronom. Doch mit Beginn des Krieges in der Ukraine seien die Zahlen zurückgegangen, zudem verfüge er nur über wenige Außenplätze, die zudem an einer vielbefahrenen Straße lägen – deshalb seien im Sommer noch einmal weniger Gäste gekommen.
Im Winter nahm der Betrieb dann wieder mehr Fahrt auf und Garg hofft mit speziellen Aktionen wie Whisky- oder Weinverkostung sowie Valentins-Menü neue Gäste hinzugewinnen zu können. Denn aufgeben will er seinen Traum so schnell nicht.