Essen-Bergerhausen. Tischtennis, Boule und Sport: Warum ältere Menschen in Essen-Bergerhausen auf einer ungenutzten Grünfläche ihren Interessen nachgehen wollen.

Wenn Hermann-Josef Steins auf die kleine Grünfläche zwischen Weser- und Saalestraße unmittelbar hinter der Sparkasse in Essen-Bergerhausen blickt, dann sieht er dort mehr als eine Wiese und ein paar Bäume. Für ihn ist hier der ideale Ort, um im Viertel Bewegungsangebote für ältere Menschen zu schaffen.

An der frischen Luft und mittendrin im Quartiersleben: Eine Idee, die Barbara Hofmann als Seniorenbeauftragte im Bezirk II (Bergerhausen, Rellinghausen, Stadtwald, Rüttenscheid) nun weiter vorantreiben will. Gemeinsam mit den Bürgern vor Ort, den Fraktionen im Bezirk sowie Grün und Gruga.

Hermann-Josef Steins weiß, wovon er spricht, wenn er seine detailliert ausgearbeiteten Pläne für eine Boule-Bahn, eine Tischtennisplatte und verschiedene Multifunktionsgeräte auf gut 160 Quadratmetern der Grünfläche erläutert: Bis zur Rente war er Grün- und Landschaftsplaner. Mittlerweile engagiert er sich bei der ZWAR-Gruppe Bergerhausen. ZWAR steht für das Netzwerk „Zwischen Arbeit und Ruhestand“ für Menschen ab 55 Jahren.

Geboren wurde Steins’ Idee im Zuge der Initiative „Gesund altern im Quartier“ , einem Vorhaben der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, das Präventiv- und Gesundheitsmaßnahmen voranbringen will, damit ältere und alte Menschen möglichst lange im eigenen Lebensumfeld wohnen bleiben können.

Bewegungsangebote sind Wunsch vieler älterer Essener im Bezirk II

Im Rahmen eines Stadtteilspaziergangs erläuterte Steins der Seniorenbeauftragten Hofmann seine Überlegungen – und die Bezirksvertreterin war begeistert: „Der Wunsch nach Bewegungsangeboten in der freien Natur für Ältere ist keineswegs neu – das höre ich überall im Bezirk, von vielen älteren Menschen.“ Ohnehin seien Aufenthaltsmöglichkeiten und Plätze im Quartier ein wichtiges Thema.

„Wenn sich das jetzt noch mit gesundheitlichen Aspekten kombinieren lässt, umso besser. Ich begrüße das Engagement der ZWAR-Gruppe sehr und finde, wir sollten die Ideen auf jeden Fall in der Bezirksvertretung II diskutieren.“

Die Voraussetzungen scheinen tatsächlich ideal: Der Verbindungsweg zwischen Weser- und Saalestraße ermöglicht einen barrierefreien Zugang, Bänke sind bereits vorhanden, die Vermüllung hält sich in Grenzen. Früher gab es hier mal einen Spielplatz und ein paar Gärten, doch die gehören längst der Vergangenheit an. Heute wird die Fläche vor allem als Hundeauslauf genutzt.

Lässt sich das tatsächlich mit Sportangeboten für Senioren, etwa zum Balancetraining, kombinieren? Steins: „Wir gehen mit unseren Ideen ganz bewusst in den hinteren Bereich Richtung Saalestraße, so dass weiter vorn noch ausreichend Platz für die Hundehalter und ihre Tiere bleibt.“

Patenschaft analog zu den Essener Spielplatzpatenschaften ist angedacht

Sollten seine Pläne umgesetzt werden, hofft er auf ein gutes Miteinander mit den Hundebesitzern. Die Aufstellung eines Spenders für Kot-Tüten sei ebenfalls denkbar. Zudem bietet sich Steins als Pate an und will regelmäßig nach dem Rechten sehen – analog zu den gängigen Spielplatzpatenschaften. Angst vor Vandalismus hat er eher nicht. „Die Fläche grenzt ja unmittelbar an die Wohnbebauung; es gibt hier also durchaus soziale Kontrolle.“

Die von ihm vorgeschlagene Ausstattung greife die Wünsche auf, die ZWAR im Viertel bei älteren Menschen abgefragt habe. „Natürlich gibt es auch an manchen Spielplätzen Tischtennisplatten. Doch zum einen sind Erwachsene auf Spielplätzen außer als Aufsichtspersonen nicht erlaubt. Zum anderen ist es für manche älteren Menschen durchaus unangenehm, sich gerade dort mit ihren Bewegungsaktivitäten zu präsentieren.“

Wichtig ist Steins auch: Es sollen keine Bäume oder Büsche wegfallen. Im Gegenteil: „Im hinteren Bereich könnte man vielleicht ausgleichsweise noch etwas Neues pflanzen.“ Barbara Hofmann begrüßt vor allem die Nähe zum Seniorenclub an der Weserstraße, dort trifft sich auch die ZWAR-Gruppe. Die hat bereits ein Bewegungsprogramm, allerdings bislang nur in den Räumen der Arbeiterwohlfahrt.

Steins sieht hier Ausbaumöglichkeiten: „Wir könnten mit diesem Angebot dann zukünftig auch mal in den Park gehen und andere Senioren dazu einladen. So kann nebenbei auch ein Begegnungsort für Menschen aus dem Stadtteil entstehen.“

Geschätzte Kosten in Höhe von 40.000 Euro

40.000 Euro schätzt der Rentner, könnte eine Umsetzung kosten. Geld, das – wie Barbara Hofmann betont – beispielsweise auch über Fördermittel zusammenkommen könnte, nicht zuletzt, weil etwa Wohnraum-Programme für ältere Menschen auch die Quartiersentwicklung in den Blick nähmen. „Wenn man es älteren Menschen ermöglichen will, möglichst lange in den eigenen vier Wänden zu leben, muss man auch Angebote für sie schaffen – und das auch im öffentlichen Raum“, resümiert die Seniorenbeauftragte.

Eine Tatsache, die Grün und Gruga stadtweit schon länger verfolge – und in viele Vorhaben nicht nur die Freiraum-Interessen von Kindern und Jugendlichen, sondern auch Senioren einarbeite. „Das ist meines Erachtens eine gute Ausgangslage.“ Der nächste Schritt ist für die Ortspolitikerin bereits klar: „Die Fraktionen im Bezirk II sollten nun einen gemeinsamen Ortstermin mit den engagierten Bürgern und Grün und Gruga finden, damit wir gemeinsame Überlegungen darüber anstellen können, was sich hier realisieren lässt.“