Essener Süden. Nach dem schlechten Wahlergebnis macht sich die SPD im Bezirk II an die Arbeit. Sozialdemokraten wollen CDU-Mann zum Bezirksbürgermeister wählen.

Nach dem Debakel bei der Kommunalwahl im September hat sich die von sechs auf drei Vertreter geschrumpfte SPD-Fraktion in der Bezirksvertretung II neu sortiert und nimmt die inhaltliche Arbeit wieder auf. Erste Entscheidungen über die weitere Zusammenarbeit mit den anderen Parteien sind gefallen.

„Wir haben uns entschlossen, Kooperationen, aber keine Koalition einzugehen. Bei der Wahl zum Bezirksbürgermeister werden wir Hans-Peter Huch von der CDU unterstützen, weil sich in den Koalitionsgesprächen mehr Gemeinsamkeiten mit der CDU ergeben haben“, sagt Andreas Gosdzick nach den Gesprächen mit CDU und Grünen, die jeweils sechs Sitze in der BV erringen konnten. Der 54-Jährige ist neuer Fraktionsvorsitzender der SPD in der Bezirksvertretung II (Rüttenscheid, Rellinghausen, Stadtwald, Bergerhausen). „Stadtbezirke zu gestalten geht auch ohne Koalition, wenn alle nur das Beste für ihre Mitbürger im Blick behalten“, so Katharina Freund, neue Fraktionssprecherin der SPD im Bezirk.

Nur ein SPD-Vertreter hat bereits Erfahrungen in der Bezirkspolitik

Der Bergerhauser ist jetzt der einzige Sozialdemokrat mit Erfahrung in der Bezirksvertretung, da es schon seine dritte Amtszeit im Stadtteilparlament ist. Neu im politischen Gremium sind dagegen Barbara Hofmann (65 Jahre, Rüttenscheid) und Katharina Freund (30 Jahre, Rellinghausen), die aber beide schon lange in der SPD sind. Barbara Hofmann will sich in der konstituierenden Sitzung der BV II im November als stellvertretende Bezirksbürgermeisterin bewerben.

Neubau von Grundschule und Mehrzweckhalle erwünscht

Die SPD-Vertreter im Bezirk II wollen sich für den Bau einer neuen Grundschule in Rüttenscheid und für eine Mehrzweckhalle an der Ardeyschule in Rellinghausen einsetzen.

Auch die Verbesserung der Parksituation und das Thema Umweltschutz seien zentrale Aufgaben für die kommenden Jahre.

Es gebe schon einen großen Umbruch, da unter anderem der langjährige Bezirksbürgermeister Gerhard Barnscheidt und der erfahrene Fraktionsvorsitzende Peter Lankes bei den Sozialdemokraten nicht mehr angetreten seien. „Dass wir so viele Mandate verlieren würden, haben wir nicht erwartet“, sagt Barbara Hofmann. Doch das sei halt Demokratie, ergänzt Andreas Gosdzick. „Dass wegen Corona kein Straßenwahlkampf stattfinden konnte, hat uns sehr geschadet. Da sind wir Sozialdemokraten traditionell stark“, findet er. Jetzt wolle man aber in die Zukunft schauen.

SPD-Vertreter wünschen sich Treffpunkt für Jugendliche

So wollen sich die Sozialdemokraten dafür einsetzen, einen Treffpunkt für Jugendliche zu schaffen, der möglichst zu Fuß oder mit dem Fahrrad erreichbar sei. „Ein solcher Ort fehlt im Bezirk völlig, nachdem auch das Jugendhaus an der Bodelschwinghstraße weg ist. In Rüttenscheid gibt es zwar die Villa Rü, dort muss man aber Räume anmieten. Für spontane Treffen ist das nicht geeignet“, findet Katharina Freund.

Auch der Christinenpark sei nicht wirklich geeignet und das Kunsthaus in Rellinghausen habe keine entsprechenden Räume anzubieten. „Deshalb sind wir für den zügigen Abriss des ehemaligen Flüchtlingsheims an der Sartoriusstraße, das vor sich hin gammelt. Den Platz könnte man nutzen, um einen solchen Treffpunkt, vielleicht mit Überdachung und Grillplatz, zu schaffen, der nicht nur von Jugendlichen genutzt werden könnte.“ Ein Mehrgenerationenhaus komme aus Kostengründen wohl eher nicht in Frage, bleibt Katharina Freund realistisch. Das ehemalige Flüchtlingsheim war zwischenzeitlich als Übergangsquartier für die Kita Erikapfad in Stadtwald oder die Albert-Einstein-Realschule im Gespräch.

Die Fläche des nicht mehr genutzten Flüchtlingsheims sei ungenutztes Potenzial

Der Bolzplatz an der Sartoriusstraße in Rellinghausen wird viel genutzt, aber abends abgeschlossen.
Der Bolzplatz an der Sartoriusstraße in Rellinghausen wird viel genutzt, aber abends abgeschlossen. © FUNKE Foto Services | Jörg Schimmel

Katharina Freund begrüßt es, dass zumindest die Pläne, dort Einfamilienhäuser zu errichten und dafür auch den angrenzenden Bolzplatz zu opfern, vom Tisch seien. Der viel genutzte Bolzplatz werde allerdings in den Abendstunden abgeschlossen. Der Abriss des Flüchtlingsheims scheitere offenbar an den hohen Kosten, bedauern die SPD-Politiker. „Da muss sich schnell etwas tun, das ist ungenutztes Potenzial“, so Katharina Freund. Was genau dort entstehen könnte, darüber wolle man mit den Bürgern in Dialog treten, setzt die Bezirksvertreterin auf die Kreativität der Rellinghauser.

Die Rellinghauserin kann sich auch einen Skateplatz für Jugendliche gut vorstellen. „Spielplätze für Kleinkinder haben wir in Rellinghausen genug, aber eben nichts für Jugendliche.“ Die müsste man natürlich bei den Planungen mit ins Boot holen. Die Bezirksvertreterin fordert außerdem, mehr für Fußgänger zu tun und denkt dabei an durch Baumwurzeln angehobene Gehwege, zum Beispiel an der Mausegattstraße. Auch fehlende Bordsteinabsenkungen erschwerten gerade Menschen mit Rollstuhl oder Rollator das Leben.

Nachbesserungen bei der Infrastruktur in Rüttenscheid gefordert

Für die Rüttenscheiderin Barbara Hofmann ist es wichtig, dass in ihrem schnell wachsenden Stadtteil auch die Infrastruktur nachgebessert wird. „Es entstehen 1200 neue Wohneinheiten in Rüttenscheid. Da ziehen viele Familien zu. Man muss deshalb sehen, dass es genug Kita-, Grundschul- und Offene Ganztagsplätze gibt.“

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Andreas Gosdzick bedauert, dass die Grugatrasse, die sich zum viel genutzten Radweg entwickelt habe, nicht beleuchtet und damit gerade für Kinder und Jugendliche in der dunklen Jahreszeit nur begrenzt nutzbar ist. In Bergerhausen bleibe dagegen die Ruhrallee die größte Belastung. „Nur ein Tunnel wird dort Abhilfe schaffen können“, wiederholt er eine schon oft diskutierte Forderung. Die Weserstraße, in deren Umfeld zwei Grundschulen und drei Kitas lägen, sei zwar verkehrsberuhigt, aber immer noch gefährlich, weil viele Autofahrer sie nutzten, um den Staus auf der Ruhrallee zu entgehen. „Die Fahrbahnkissen bringen die Rettungsdienste zur Verzweiflung, da müsste man sich etwas anderes überlegen“, so Gosdzick.

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