Essen-Rellinghausen. . Sonja Beselin organisiert Kochkurse im Schloss Schellenberg. In einer schwierigen Lebensphase startete sie mit Hilfe der Familie neu durch.

Zu den besten ihrer Art in Deutschland gehört jetzt laut Urkunde die Kochschule im Schloss Schellenberg an der Renteilichtung. „Wir sind von der Hamburger Agentur Excellence-Kochschulen für 2015 ausgezeichnet worden“, erklärt Chefköchin Sonja Beselin. Ob sich irgendwann ein Tester unerkannt unter die Teilnehmer gemischt hat, weiß die 42-Jährige nicht. „Am 19. März gibt es ein Treffen der ausgezeichneten Kochschulen in Frankfurt. Dort sollen wir uns vernetzen. Dann werde ich sicherlich mehr erfahren“, hofft Sonja Beselin.

Seit April 2013 organisiert sie Kurse in der Kochschule, die ihrer Mutter gehört. „Das Schloss strahlt so viel Ruhe aus, die Gäste können sich hier entspannen. Das Ambiente ist einfach toll, auch für Feierlichkeiten“, ist Sonja Beselin überzeugt, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Dabei verlief der Start im Schloss Schellenberg alles andere als glücklich.

Nachdem sie die Kochbar-Essbar in Rüttenscheid aufgegeben hatte, geriet Sonja Beselin in finanzielle Turbulenzen, die bis zur Insolvenz führten. „Ich war im Glauben, alles vertraglich abgesichert zu haben, doch dann bin ich eines Besseren belehrt worden“, so Beselin. Sie habe damals den Glauben an die Gerechtigkeit verloren. „Ohne die Unterstützung meiner Familie, die an mich geglaubt hat, hätte ich wohl aufgegeben“, sagt sie heute. Ihre Mutter eröffnete die Kochschule, ihr Vater übernahm die Hausmeister-Rolle. Sonja Beselin selbst kümmert sich um die Organisation der Kurse, besorgt Getränke und Lebensmittel, betreut kleine Kochgruppen selbst und bucht für größere Köche dazu. „Ich bin keine gelernte Köchin, musste aber so oft einspringen, dass ich da hineingewachsen bin“, sagt Beselin, die auf Mund-zu-Mund-Propaganda setzt. Nach den schweren Zeiten seien ausgebuchte Termine, das Lob der Teilnehmer und natürlich auch die aktuelle Auszeichnung wie Balsam für ihre Seele.

Die Kurse finden meist an einem Abend statt. Ob Firmen-Veranstaltung oder Familienfeier - zwischen sechs und 80 Teilnehmer können dabei Küchentricks lernen, sich unterhalten lassen und anschließend das selbstgekochte Menü genießen. Pro Person kostet ein solcher Abend zwischen 75 und 150 Euro, je nach gewünschtem Essen. „Meist kommen Gruppen, aber es gibt auch offene Kurse zu unterschiedlichen Themen, an denen Einzelpersonen teilnehmen“, so die Chefköchin. Wer mag, kann sogar im Schloss übernachten. Neun Zimmer, die früher bei Schulungen der Landespolizei genutzt wurden, stehen für die Gäste zur Verfügung.

15 Jahre lang hatte Sonja Beselin als Veranstaltungskauffrau Firmenevents organisiert. Auch gemeinsames Kochen hätten die Kunden gelegentlich gewünscht. Dafür habe man aber ein Zelt aufbauen oder eine Halle organisieren müssen. „Das war aufwendig und teuer, so dass es nur für große Firmen in Frage kam“, erinnert sie sich an die Zeit, als Kochschulen und -sendungen noch nicht wie Pilze aus dem Boden schossen.

Später arbeitete Beselin dann für einige Jahre auf Zollverein, führte den Laden im Design-Museum und ein Bistro mit Feinkost-Shop, verkaufte Pommes und Co. im roten Oldtimer-Bus. „Auch auf Zollverein habe ich Kochkurse angeboten, wobei die offenen Kurse nicht so gut liefen, weil sich kaum jemand abends noch nach Zollverein bewegt“, blickt Beselin zurück. Nach dem Kulturhauptstadtjahr 2010 mit zahlreichen Veranstaltungen entschied sie sich, den Standort zu wechseln.

Sie eröffnete die Kochbar-Essbar an der Alfredstraße in Rüttenscheid, bot dort eine Kombination aus Restaurant und Kochschule an. Obwohl sie für ihr Konzept gleich mit dem Rü-Award ausgezeichnet wurde, lief es auch dort nicht perfekt. Die Räume waren für ihre Zwecke nicht optimal, die stark befahrene Alfredstraße war eine Belastung für die Gäste.

Durch ihre kleine Tochter, die die private Kita im Schloss Schellenberg besucht, kannte Beselin die Örtlichkeiten in Rellinghausen. Als die dort ansässige Butlerschule wegzog und ihr die Räume im Westflügel des bereits im 12. Jahrhundert erwähnten Schlosses angeboten wurden, waren die Weichen für den Neuanfang gestellt.