Essen. . Zwischen Rittersaal und Amore-Pavillon bleibt Platz für Anekdoten. Max Freiherr von Elverfeldt kennt sie alle. Auch die mit der Bier-Revolution.
Was allein in den vergangenen hundert Jahren hier alles los war... Zuerst residierte auf Schloss Schellenberg der Adel, die von Vittinghoff-Schells. Dann zog ein Mütter- und Kinderheim ein. Nachdem der letzte Kinderwagen das Haus verlassen hatte, übernahm die Polizei. Sie bildete ab Ende der 70er-Jahre ihre Leute etliche Jahre in der denkmalgeschützten Anlage weiter. Niemals wieder werden Polizisten im Dienst wohl in einem so stilvollen Ambiente speisen können wie zu dieser Zeit – der barocke Rittersaal diente als Kantine. Derzeit kann dieses stuckbeladene Kleinod wegen eines Deckenschadens allerdings nicht genutzt werden.
Hier könnten Schlossgespenster Verstecken spielen
Das alles verrät Max Freiherr von Elverfeldt-Ulm. Er entpuppt sich nicht nur als fürsorglicher Gastgeber, sondern auch als prima Geschichtenerzähler. Sein Wissen und sein Witz füllen den knapp zweistündigen Rundgang mit den WAZ-Lesern unterhaltsam aus. Aber das Ambiente macht es ihm auch leicht. So viel hübsches Gemäuer, dann der gepflegte Park und diese Größe – drei Hektar sind es. Hier könnten Schlossgespenster tagelang Verstecken spielen.
Für Leserin Roswitha Krukenberg ist der Besuch eine Reise in ihre Vergangenheit. 1943, mitten im Krieg, kam sie auf Schloss Schellenberg zur Welt. Es war die Zeit des Mütter- und Kinderheims und sie weiß nicht viel über die Umstände damals. Aber es bedeutet ihr einiges, endlich an diesen Ort zurückzukommen. „Ich gehe hier oft spazieren. Aber so nah dran bin ich sonst nie“, sagt sie.
Es gibt hier auch Gästezimmer
Die Anfänge der alten Wasserburg gehen bis ins 12. Jahrhundert zurück. Einige Jahrzehnte lang hat der Adel das Schmuckstück hin- und hervererbt und -verkauft, 1452 dann fand die Familie von Vittinghoff-Schell Gefallen an dem Anwesen. Aus dieser Familie stammt auch die Ehefrau von Max Freiherr von Elverfeldt-Ulm – mit der Hochzeit ist er vor gut 15 Jahren zum Schlossherrn geworden. „Als wir die Verantwortung übernommen haben, stand das Schloss gerade leer“, erzählt er. Aber nicht lange. Das historische Anwesen trifft viele Geschmäcker und wurde vermietet. „Hier ist ein Büropark entstanden, den wir innen modernisiert haben“, erzählt von Elverfeldt. Von außen sehen die Gebäude aber weiterhin so aus, als würde hier demnächst ein Ritterfilm gedreht.
Wo früher der Adel hoch oben in den Ruhrhöhen über Rellinghausen thronte, treffen sich heute Werbeagenturen, eine Kochschule, Wirtschaftsmenschen und ein Rechtsanwalt. Außerdem gibt es drei Privatwohnungen – in einer lebte bis vor einigen Monaten ein ehemaliger Schalker Fußballprofi – und Gästezimmer, die angemietet werden können. Damit sich Besucher besser zurechtfinden auf dem weitläufigen Gelände, haben die Gebäude unterschiedliche Namen bekommen. Da gibt es den Adam- und-Eva-Pavillon und den Amore-Pavillon, das ehemalige Waschhaus und das Englische Landhaus.
Gerne packt von Elverfeldt eine Geschichte aus dem Jahr 1848 aus. „Es war die Zeit der großen Revolutionen. Da wollten auch die Rellinghauser Bauern mitmachen.“ Also seien sie aufgestiegen, um es dem Baron auf Schloss Schellenberg zu zeigen. Doch der spendierte der aufmüpfigen Bande lieber ein Fass Bier, als mit ihr zu diskutieren – „damit war die Revolution beendet“.
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