Essen. „Washing The Big Lady“ macht keine Filmmusik. Beim Snowdance-Festival mischt die Band aber richtig mit – und spielt auch auf der Abschlussparty.
Kein Film-Festival ohne Filmpartys. Das nächtliche Ausgehen nach dem Abspann gehört eigentlich dazu. Die tiefen Augenringe, die Festivalbesucher normalerweise nach fünf bis sechs Tagen tragen, sind eben meist nicht nur mit erhöhtem Filmkonsum zu erklären. Nun hat das Nachtleben beim ersten Essener Snowdance Independent Filmfestival noch übersichtlich Ausmaße gehabt. Auch wenn man im Festival-Hotel am Kennedyplatz, dem Motel One, abends durchaus den ein oder anderen Filmemacher aus den USA oder Australien an der Bar treffen kann. Am Samstag, 4. Februar, wollen auf jeden Fall noch einmal alle zusammenkommen bei der großen Abschlussveranstaltung im Teatro-Club (Tickets 9 Euro)-- wo die Preisvergabe mit einer großen Party steigt. Ebenfalls mit dabei: Die Essener Band „Washing The Big Lady“.
Keine Cover! Die Band spielt nur selbst gemachte Songs
Beim Festival-Start in der Lichtburg am vergangenen Samstag haben sie schon mal Stars wie Harald Krassnitzer, Peter Lohmeyer oder Hannes Jaenicke musikalisch auf die Bühne geholt. Bei der Abschlussparty im Teatro gibt es am Samstag noch eine Zugabe, wenn die drei Herren in ihren wüstensandbeigen Retro-Overalls zu den Instrumenten greifen. Mit Nostalgie haben Holger Sparka, Thomas Kalhöfer und Ben Fischer dabei eigentlich gar nichts am Hut. Sie wollen nicht klingen wie irgendwer und wahlweise die guten alten 70er oder 80er in blitzsauberen Coverversionen beschwören. Sie wollen klingen wie „Washing The Big Lady“. Was für ein Name! Einer, der nicht gerade besonders eingängig ins Ohr flutscht und schon mal gar nicht Google-kompatibel ist. Denkt man. Aber auch das mit dem Google-Algorithmus haben die drei Musiker aus Essen und Bottrop mittlerweile geregelt. Wer „Washing The Big Lady“ sucht, findet sie auch, sofort.
Doch wie kommt man überhaupt auf so einen Namen? Die Erklärung ist jedenfalls nicht die „Big Lady“ namens Freiheitsstatue, die sie sich an die Wand ihres Probenraums in Altenessen geklebt haben. Der Name ist vielmehr einem dieser kuriosen Verhörer geschuldet, wie sie Autor Axel Hacke in seinem Büchlein „Der weiße Neger Wumbaba“ (als Abwandlung der Matthias-Claudius-Zeile „der weiße Nebel wunderbar“) beschrieben hat. Die Söhne von Schlagzeuger Thomas Kalhöfer haben beim Proben nämlich dauernd „Washing The Big Lady“ statt „Watching The Big Land Now“ verstanden. Und so war er dann irgendwie da, dieser Name und die Lust, sich ein bisschen Witz und ehrlichen Eigensinn beim gemeinsamen Musikmachen zu gönnen.
Ein Kessel Buntes – die Musik vereint Rock, Folk, Funk und eine Spur Grunge
Alle drei bringen eigene Ideen mit in den Prozess ein und haben eine Regel: „Alles wird angespielt und ausprobiert“, erklärt Gitarrist und Sänger Holger Sparka. Dabei haben alle drei Musiker von Hause aus eigentlich unterschiedliche Geschmäcker. Thomas Kalhöfer hat viel Heavy Metal gehört. Holger Sparka ist mit seiner Klampfe früher mal durch die Irish-Pubs gezogen, und Bassist Ben Fischer war mit einer Funk- und Bluesband unterwegs. Ein ziemlicher Kessel Buntwäsche, der sich nun zu einer extrem gut hör- und auch tanzbaren Mischung aus Rockmusik mit Einflüssen von Folk, Funk und einer Spur Grunge verbunden hat.
„Das Tolle ist: Jeder Song ist anders“, sagt Ben Fischer über das breitgefächerte Repertoire. Selbst das Vereinslied „Die rote Wand“ für den Gladbecker Handball-Drittligisten VFL stammt aus der Feder von „Washing The Big Lady“. Für die drei Musiker zwischen Mitte 40 und 50 zählt aber nicht nur die musikalische Schnittmenge, auch zwischenmenschlich müsse es in Sachen Freizeit- und Lebensplanung eben passen: „Welche Band probt schon sonntagsvormittags um elf?“, lacht Fischer, von Beruf Bezirksschornsteinfeger und wie seine zwei ebenfalls berufstätigen Bandkollegen erst im zweiten Leben Musiker, aber waschecht.
Ein eigenes Album ist mittlerweile in Planung, zwei Dutzend eigene Songs wollen irgendwann auch mal veröffentlicht sein. Und nach dem Auftritt beim Snowdance-Festival melden sich die musikalischen Saubermänner spätestens am 5. Mai zur „Ladys Night“ in der Oberhausener Burg Vondern wieder. Mehr Infos: www.washingthebiglady.com