Essen-Rüttenscheid. Ein Thema in der Bezirksvertretung II: Die Stadt plant eine neue barrierefreie Unterquerung der Alfredstraße. Warum Anwohner weiter protestieren.

Die Brücke an der Alfredstraße in Rüttenscheid, einer der wichtigsten Übergänge der Stadt, ist marode und muss saniert werden. Die Stadtverwaltung will den Autoverkehr während der Arbeiten möglichst nicht behindern. Anwohner jedoch kritisieren seit Monaten, dass bei den Planungen der Rad- und Fußverkehr, der die Alfredstraße hier im Bereich der Grugahalle kreuzt, zu wenig berücksichtigt wird.

Zu Anregungen und Fragen, die zuletzt unter anderem vom Bürgerforum Rüttenscheid formuliert wurden, hat jetzt die Stadtverwaltung Stellung genommen – rechtzeitig zur bevorstehenden Sitzung der Bezirksvertretung II. Zentraler Kritikpunkt der Anwohner: Der direkte Weg unterhalb der Brücke, der aktuell noch Schönlein- und Gregorstraße miteinander verbindet, wird durch die Brückensanierung dauerhaft wegfallen.

Neue Rampe wird barrierefrei, aber 120 Meter lang

Die Verwaltung betont in ihrer Stellungnahme allerdings, dass für Ersatz gesorgt ist: Eine neue 120 Meter lange Rampe wird an der Ecke Rüttenscheider Straße/Gregorstraße beginnen und Fußgänger und Radfahrer auf den Grugaweg unter der Alfredstraße bringen. Auf der Westseite plant das Amt für Straßen und Verkehr, das Schönleinviertel ebenfalls mit einer entsprechenden Rampe anzubinden. Wie die genau aussehen könnte, hängt jedoch auch vom Bau des geplanten neuen Hochhauses der Zech-Gruppe an der Grugahalle ab.

Sicher ist: Über die beiden Rampen soll es auch mobilitätseingeschränkten Personen möglich sein, die Unterquerung eigenständig zu nutzen. Die Länge der Rampen, heißt es in der Vorlage, ergebe sich dabei über das jeweilige Gefälle. Barrierefreiheit könne nur erreicht werden, wenn die Verkehrswege „allgemein anerkannten Standards“ entsprächen. Will sagen: Sind die Rampen zu steil, sind sie für Rollstuhlfahrer und Nutzer von Rollatoren zu gefährlich.

Mit diesen Antworten gibt sich das Bürgerforum Rüttenscheid allerdings nicht zufrieden. Christiane Pütz vom Bürgerforum kritisiert bei einem Ortstermin am Mittwoch noch einmal den Wegfall des direkten Weges. Und: „Wann die neuen Rampen fertig sind, wissen wir nicht.“ Zudem befürchtet das Bürgerforum, dass auch nach Fertigstellung der Rampen viele Menschen die Alfredstraße nicht mehr queren können. Denn ausgerechnet an dieser „zentralen, vielbegangenen Stelle“ betrage der Weg bis zur nächsten Ampel etwa 500 Meter. Auch die Rampen nützten nicht allen: „Wenn jemand von der Schönleinstraße aus über die Alfredstraße zum Wehmenkamp möchte, dann müsste man zunächst zurück zum neuen Zech-Hochhaus, dann die Rampe hinunter, über den Grugaweg, die Rampe hinauf zur Rüttenscheider Straße und dann zurück zum Wehmenkamp. Das sind etwa 300 Meter mehr als im Moment. Für einen alten Menschen mit Rollator ist das nicht zu machen.“

Gemeindezentrum für ältere Menschen und Kinder schlecht erreichbar

Damit, so das Fazit der Initiative, sei die Erreichbarkeit beispielweise des Gemeindezentrums St. Ludgerus im Wehmenkamp besonders für ältere Menschen und Kinder massiv erschwert. Zwar ergebe sich die Länge der Rampen aus der Neigung, weiß Pütz, doch: „Ein anderer wichtiger Faktor für Barrierefreiheit ist die Länge eines Weges. Die Vervielfachung der Wegstrecke kann gerade für ältere Menschen eine große Hürde bedeuten.“ Eine Lösung könnte hier beispielsweise eine zusätzliche Ampel über die Alfredstraße bieten. Die jedoch steht derzeit wohl nicht zur Diskussion.

Die Bürgerinitiative hadert insbesondere mit der Informationspolitik der Stadtverwaltung. Pütz: „Hier sind einfach Planungen gemacht worden, ohne jemanden zu fragen oder auch nur zu informieren. Es hat zwar einen Ortstermin gegeben mit Vertreterinnen und Vertretern aus Politik, Verwaltung, Nachbarschaft und Kirchengemeinde. Aber den hat nicht die Stadt initiiert, sondern wir.“ Die aktuellen Antworten der Stadtverwaltung nehme sie wie „eine alte Schallplatte mit Sprung“ wahr: „Man hört da immer nur das gleiche.“

Am Donnerstagabend ist die Stellungnahme der Stadtverwaltung noch einmal Thema in der Bezirksvertretung II: Das Stadtteil-Parlament beschäftigt sich in seiner Januar-Sitzung (Beginn: 17.30 Uhr, Ratssaal, Rathaus Porscheplatz) noch einmal mit dem Thema, nimmt die Ausführungen aber lediglich zur Kenntnis.