Essen-Rüttenscheid. In Rüttenscheid gibt es Kritik am geplanten Wegfall der Unterquerung der Alfredstraße. Nach der Brückensanierung fürchten Anwohner Umwege.
Die Brücke der Alfredstraße in Rüttenscheid muss saniert werden – das wird auch Folgen für den Fuß- und Radverkehr in Rüttenscheid haben. Ein Teil der Nachbarschaft und einige politische Vertreter fordern jetzt den Erhalt oder einen vergleichbaren Ersatz für die Unterführung. Sie fürchten unzumutbare Umwege zum Beispiel für ältere Menschen und einen gefährlicheren Schulweg für die Grundschulkinder in Rüttenscheid.
Der direkte Weg unterhalb der Brücke, der aktuell noch Schönlein- und Gregorstraße verbindet, soll durch die Brückensanierung wegfallen. Der Grund dafür sind die Stahlrahmen, die unterhalb der Brücke installiert werden sollen, um eine Sanierung bei laufendem Verkehr zu ermöglichen und das Bauwerk dauerhaft zu stützen. Die Rahmen werden den verfügbaren Raum unterhalb der Brücke verkleinern. Der Gruga-Radweg wird weiterhin Platz haben, für die jetzige direkte Verbindung von Schönlein- und Gregorstraße jedoch werden weder Breite noch Höhe ausreichen.
Forderung nach einer direkten Querung der Alfredstraße
Um eine solche direkte Verbindung geht es dem Bürgerforum Rüttenscheid, das Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Verwaltung, Nachbarschaft, Rad-Entscheid, Interessengemeinschaft (IG) Rüttenscheid und Kirchengemeinde St. Ludgerus zu einem Ortstermin eingeladen hatte. „Der Wehmenkamp wäre vom Fuß- und Radverkehrsnetz abgeschnitten – oder zumindest nur über Umwege zu erreichen“, sagt Christiane Pütz vom Bürgerforum Rüttenscheid. Am Wehmenkamp liegen die Kirche und die Gemeinderäume, ebenso Alteneinrichtungen – das Gemeindegebiet erstreckt sich auf beiden Seiten der Alfredstraße.
„Es betrifft wirklich sehr viele ältere Menschen“, sagt Vanessa Veith aus der Kirchengemeinde St. Ludgerus. Also gerade diejenigen, die auf kürzere Wege besonders angewiesen seien und denen Umwege besonders schwerfallen würden. Die nächsten Ampelanlagen an der Alfredstraße bedeuten mehrere Hundert Meter Umweg. Beim Testrundgang wird zudem schnell klar: Die Ampeln auf der vielbefahrenen Bundesstraße sind so eng getaktet, dass nicht jede und jeder es schafft, die Straße in einem Zug zu überqueren.
Anwohnerin und Bürgerforumsmitglied Anke Bee zum Beispiel braucht beim Ortstermin vier Etappen, um auf Höhe der Norbertstraße die andere Seite der Alfredstraße zu erreichen. „Der Weg hier entlang ist auch nicht gerade gesundheitsfördernd“, ruft sie gegen das Rauschen des Feierabendverkehrs an. Die aktuelle Planung sieht dort, wo der Weg jetzt noch annähernd barrierefrei unter der Brücke herführt, Treppen vor. Denn der Höhenunterschied ist zu groß für eine Rampe, die nach heutigen Richtlinien bis hinab zum Gruga-Radweg reichen könnte.
Neue Rampe soll Gruga-Radweg und Rüttenscheider Straße verbinden
Deshalb plant die Stadt Essen aktuell mit einer neuen und viel längeren Rampe, die von der Rüttenscheider Straße bis hinunter auf den Gruga-Radweg führen soll. Sie werde ungefähr 120 Meter lang und vier Meter breit werden, erklärte beim Ortstermin Coskun Özdemir, der Projektverantwortliche des Amtes für Straßen und Verkehr. Er war gekommen, um die Fragen und Anregungen der Bürgerinnen und Bürger aufzunehmen und versprach eine Antwort seitens der Stadtverwaltung.
Noch keine klare Antwort konnte er auf die Frage geben, wie diejenigen, die in Zukunft mit Rollstuhl, Rollator, Kinderwagen oder Fahrrad erst einmal von der Rüttenscheider Straße hinab zum Gruga-Radweg gekommen sind, wieder hinauf zur Schönleinstraße gelangen sollen. Allerdings versprach Özdemir, dass es eine Rampe geben werde. In der Diskussion sei bislang noch, wie sie ausfallen werde und ob sie seitens der Stadt Essen geplant oder im Rahmen des vorgesehenen neuen Hochhauses der Zech-Gruppe an der Messe entstehen werde.
Ampel oder Fußgängerbrücke als Vorschläge
Für einige Kritiker wären die geplanten langen Rampen ein ebenso unakzeptabler Umweg wie die Nutzung der bestehenden Ampelanlagen. Deshalb regten sie die Prüfung einer zusätzlichen Ampelanlage oder einer Fußgängerbrücke über die Alfredstraße an. Eine solche gibt es einige Hundert Meter entfernt an der Martinstraße, sie ist allerdings alt und sehr steil. Es brauche auf Höhe der Schönleinstraße einfach weiterhin eine direkte und barrierefreie Querungsmöglichkeit, fordert Christiane Pütz vom Bürgerforum. Viele Wege des Alltags zwischen Wohngebiet, Kirche, Schule und Geschäften führten über die Achse.
„Ich würde auch lieber diesen Weg erhalten, aber ich sehe keine Möglichkeit dazu“, sagt Rolf Krane von der IG Rüttenscheid. Dennoch setzt auch er sich für die Prüfung von Alternativen ein und für eine möglichst kurze Phase der Umleitungen während der Bauzeit. Markus Panofen von der CDU kündigte einen Prüfantrag seiner Fraktion für die nächste Sitzung der Bezirksvertretung am 29. September, um 18 Uhr im Ratssaal an.