Essen-Rüttenscheid. In Essen-Rüttenscheid soll ein großes Bürohochhaus gebaut werden. Politiker des Stadtteilparlamentes üben massive Kritik an den Plänen.
- Bei Politikerinnen und Politikern der Bezirksvertretung (BV) II kommen die Pläne für das neue Bürohochhaus in Essen-Rüttenscheid nicht gut an.
- Direkt an der Gruga soll ein 50 Meter hohes Gebäude mit 13 Stockwerken entstehen, in dem die Zech Group Rhein-Ruhr ihre Zentrale errichten will.
- Unter anderem sorgen sich die Bezirksvertreter um die Auswirkungen des Baus auf Klima und Parkplatzsituation in Rüttenscheid.
Die Planungen für das neue Bürohochhaus der Zech-Gruppe stoßen bei Politikerinnen und Politikern aus der zuständigen Bezirksvertretung (BV) II auf massive Kritik. Sie zeigten sich skeptisch gegenüber dem Standort vor der Grugahalle und der Optik des Hochhauses. Außerdem werden drastische Auswirkungen auf die Parkplatzsituation im Stadtteil befürchtet, weil für 450 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nur 60 Stellplätze zur Verfügung stehen sollen.
Zur Erinnerung: An der Alfredstraße in Höhe Messe und Grugahalle soll ein Bürohochhaus entstehen, das den Mitarbeitern der Zech Group Rhein-Ruhr als Zentrale dienen wird. Es soll rund 50 Meter hoch sein und 13 Etagen umfassen. In rund drei Jahren ist das Gebäude nach aktueller Planung bezugsfertig. Bevor der Bau starten kann, muss jedoch zunächst die marode Alfredstraßen-Brücke saniert werden. Erst danach kann Zech im Graben der früheren Eisenbahntrasse mit den Grundierungsarbeiten beginnen.
Rüttenscheider Bezirksvertreter: Bürohochhaus ist „abgrundtief hässlich“
Ob ein riesiger Büroturm vor die Gruga passt? Daran haben die Mitglieder des Stadtteilparlamentes große Zweifel. „Das ist definitiv die falsche Stelle“, sagt Falk Grünebaum, Vorsitzender der FDP-Fraktion in der BV II. Das Gebäude verdecke die Grugahalle. Überdies sei der Entwurf „abgrundtief hässlich“: „So hätte man in den Siebzigerjahren gebaut.“ Grundsätzlich befürworte er Bauprojekte im Stadtteil. Doch wenn man keinen geeigneten Standort finde, dann müsse man eben außerhalb von Rüttenscheid suchen.
Die parteilose Bezirksvertreterin Dagmar Rode, die gemeinsam mit Grünebaum eine Fraktion bildet, billigt dem Gebäude zwar zu, dass es „woanders gut aussehen könnte“ – allerdings nicht an der Gruga. „Die Sichtachse ist gestört und es ist zu hoch“, sagt sie. Massive Verschattung im Umkreis des Gebäudes sei zu befürchten. Barbara Hofmann (SPD) bedauert zudem, dass bei der Planung eines so großes Projektes nicht mehr Bedarfe des Quartiers mitgedacht worden seien. So hätte man beispielsweise Stellplätze – für Autos, aber auch für Fahrräder und Lastenräder – für Anwohner zur Verfügung stellen oder eine Kita integrieren können.
Grüne in Rüttenscheid sorgen sich um Auswirkungen aufs Klima
Über die Zech Group
Die Zech Group ist eine Unternehmensgruppe mit drei großen Geschäftsbereichen: Bau, Immobilien und Hotelentwicklung sowie -betrieb. Ihr Hauptsitz befindet sich in Bremen.
Nach eigenen Angaben hat die Zech Group insgesamt über 11.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Der Konzern ist weitgehend in Familienbesitz. Geschäftsführer ist Kurt Zech.
Die Grünen-Fraktion hält den Standort ebenfalls für falsch. „An diesem bereits stark versiegelten und klimatisch belasteten Ort sollte aus unserer Sicht keine Bebauung erfolgen“, so der Fraktionsvorsitzende Malte Lantin. „Wir gehen im Gegensatz zur Stadtverwaltung davon aus, dass sich durch eine Bebauung die klimatischen Bedingungen vor Ort weiter verschlechtern werden.“ Bei der Umsetzung müsse man aus Sicht der Grünen deshalb unter anderem zwingend Simulationen zu den Auswirkungen auf das lokale Klima und zum Schattenwurf des Gebäudes durchführen und Ersatz für wegfallende Bäume schaffen.
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Fraktionsübergreifend ist die Sorge groß, dass der ohnehin schon hohe Parkdruck im Stadtteil noch steigen könnte, wenn erst einmal alle Zech-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter am Standort sind. Zech-Bereichsleiter Johannes Lichtenthaler hatte erklärt, dass die Mitarbeiter aufgrund der guten Anbindung leicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder dem Rad in ihre Büros kommen könnten. Ob es aber wirklich so kommen wird, da haben die Bezirksvertreterinnen und -vertreter ihre Zweifel. Die Grünen-Fraktion fordert deshalb, im angrenzenden Schönleinviertel eine Anwohnerparkzone einzurichten.
CDU-Fraktion in Rüttenscheid: „Müssen Kompromisse finden“
Markus Panofen, Vorsitzender der CDU-Fraktion, sorgt sich ebenfalls um die Parkplatzsituation im Schönleinviertel. Grundsätzlich sieht er das Bauprojekt allerdings nicht so negativ wie seine Kolleginnen und Kollegen: „Wohnraum und Gewerberaum sind knapp. Wenn wir welchen anbieten wollen, müssen wir Kompromisse finden.“ Der Kompromiss bestehe in diesem Fall darin, in die Höhe statt in die Breite zu bauen. So verhindere man immerhin, dass noch mehr Fläche versiegelt werde. Und: „Die Gastronomie in Rüttenscheid wird sicherlich profitieren.“