Essen-Rüttenscheid. Warum Anwohner an der Rosastraße in Essen-Rüttenscheid befürchten, dass beim Interimsbau Klimaschutz und Kinder gegeneinander ausgespielt werden.
Die „beste Entscheidung“ angesichts der Sachlage? Oder eine „Mogelpackung“ mit drastischen Auswirkungen auf das Stadtklima? Das Thema Schulersatzbau an der Rosastraße in Rüttenscheid erhitzt nach wie vor die Gemüter. Am kommenden Donnerstag, 26. Januar, ist die Gestaltung der verbliebenen Freifläche rund um den Interimsbau Thema in der Bezirksvertretung II.
Für gut 1.580 Quadratmeter des Geländes an der Rosa-/Von-Einem-Straße hat das Münsteraner Landschaftsarchitekturbüro Kemming konkrete Pläne erarbeitet. Die Neugestaltung des Geländes soll parallel zum Bau des Übergangsgebäudes erfolgen. Der startet laut Plan voraussichtlich im November dieses Jahres, damit der Interimsbau zum Schuljahr 2024/2025 zur Verfügung steht.
Baumbestand an der Rosastraße soll bestmöglich erhalten bleiben
Verschiedene Kletter- und Spielgeräte aus Holz und Metall, neue Sitzgelegenheiten auf Bänken und Mauern, ein bestmöglicher Erhalt des Baumbestandes, alternative Nachbepflanzungen und mittendrin: der neue Schulersatzbau in Holzmodulbauweise auf gut 2.425 Quadratmetern. Die Entwurfsplanung, die am kommenden Donnerstag im Ortsparlament präsentiert wird, setzt das um, sagt Elke Zeeb, Kinderbeauftragte im Bezirk II, „was wir an Vorschlägen, Anregungen und Kritik in die Diskussion eingebracht haben“. Wir – damit mein Zeeb eine eigens eingerichtete Arbeitsgemeinschaft, der die Bezirksbürgermeister, die Schulleitungen der Andreas- und Sternschule sowie Vertreter von Grün und Gruga angehören.
Kostenpunkt für die Maßnahmen auf dem verbliebenen Freigelände: rund 386.000 Euro. Der größte Teil davon – immerhin 303.000 Euro – wurden bereits im Rahmen der Haushaltsaufstellung 2023 eingeplant. Die darüber hinaus benötigte Summe soll durch überplanmäßige Mittelbereitstellung ebenfalls im Haushaltsjahr 2023 zur Verfügung gestellt werden. Der Bau des Interimsgebäudes selbst wird bei etwa rund 12,7 Millionen Euro liegen. Es wird eine Laufzeit von zunächst 15 Jahren avisiert.
Fraktionsübergreifende Zustimmung zum Schulneubau in Rüttenscheid
Als Tagesordnungspunkt in der Bezirksvertretung II ist das Thema prinzipiell eine reine Formalie. Ohnehin hat die BV II nur die Möglichkeit zur Kenntnisnahme; eine Entscheidung wird erst am 16. Februar im Ausschuss für Stadtentwicklung fallen. Doch unabhängig davon herrscht fraktionsübergreifend Einigkeit über das Vorhaben. Elke Zeeb: „Dieses Gebäude ist für uns superwichtig. Und die Grünfläche an der Rosastraße ist letztlich der bestmögliche Ort. Tatsächlich ist dieses Verfahren eines der wenigen, in dem wir als Bezirksvertretung von Anfang an super mitgenommen wurden. Beispielsweise bleibt der kleine, sehr beliebte Rodelhang zukünftig erhalten, das war uns wichtig. Dieses Vorhaben ist schlussendlich die beste Entscheidung für die Kinder im Stadtteil.“
Anwohner sammeln 1.600 Protest-Unterschriften
Außen vorgelassen fühlen sich hingegen zahlreiche Anrainer, die bereits im vergangenen September zu umfassenden Protestaktionen aufgerufen hatten. Ihr Ziel: der Erhalt der Grünanlage. Ihre Bedenken werden am 14. Februar im Ausschuss für Anregungen und Beschwerden behandelt. Davon, dass das Thema jetzt in der BV ansteht, zeigten sich Georg Sattler und seine Mitstreiter überrascht. Und auch nach Durchsicht der Pläne bleibt Sattler kritisch; die Neugestaltung ist für ihn kaum mehr als „eine Mogelpackung“: „Da bleibt nicht mehr viel Grünfläche übrig, wenn das Gebäude erst einmal steht. Und das, was übrigbleibt, wird mit Spielgeräten zugepflastert, die letztlich wahrscheinlich nicht einmal benutzt werden. Besser wäre es, die Kinder könnten einfach im Grünen spielen.“
1.600 Unterschriften hat die Gruppe seit Herbst gegen das Bauvorhaben gesammelt. Sattler: „Meines Erachtens hat diese Zahl schon Gewicht, und man sollte die Bedenken der Menschen nicht einfach außen vor lassen. Hier werden die Belange des Klimaschutzes mit Füßen getreten und gegen die Belange von Kindern ausgespielt. Um es deutlich zu sagen: Wir sind nicht gegen Spielplätze. Aber wenn der Park erhalten bliebe, böte er genug Freiraum zum Spielen.“
Ersatz für versiegelte Fläche am Helmholtz-Gymnasium
Für Zeeb ist die Kritik der Anrainer bis zu einem gewissen Grad durchaus nachvollziehbar. Doch bliebe in der Diskussion letztlich die rationale Argumentation auf der Strecke: „Als Alternativvorschläge für einen Standort wurden der Messeparkplatz genannt oder das Gelände des Sport- und Tanzinternates. Ersteres ist kein städtisches Gelände, darüber können wir nicht einfach verfügen. Das Ausweichen auf das Gelände des Tanzinternates wiederum hätte bedeutet, dass wir im Stadtteil einen Bolzplatz verlieren, den wir nie wieder einfordern können.“
Für die versiegelte Fläche werde „großzügiger Ersatz“ auf dem Gelände des Helmholtz-Gymnasiums eingeplant, wo öffentlich zugänglich rund 1.500 Quadratmeter Schulhof „entsiegelt und zu einem Spielplatz für ältere Kinder und Jugendliche aufgewertet“ würden, inklusive einer entsprechenden Bepflanzung. Auch diese Maßnahme liegt der BV II am Donnerstag zur Kenntnisnahme vor.
Elke Zeeb: „Was mich an all dieser Kritik wirklich ärgert, ist die Tatsache, dass sich niemand aus den Reihen der Anwohner mal direkt an uns in der Bezirksvertretung gewandt hat, um mit uns zu sprechen. Ich agiere als Kinderbeauftragte parteiunabhängig und erkläre jedem gerne unsere Entscheidungen. Ich bin ansprechbar.“
Die Sitzung der Bezirksvertretung II ist öffentlich. Sie findet ab 17.30 Uhr im Ratssaal im Rathaus am Porscheplatz statt. Georg Sattler und seine Mitstreiter wollen auf jeden Fall vor Ort sein.