Essen. Vor der RWE-Zentrale in Essen hat am Freitag eine Protestaktion stattgefunden. Aktivisten hatten sich an ein Tor gekettet – mit Bügelschlössern.
Klimaaktivisten sind am frühen Freitagmorgen zur RWE-Zentrale nach Essen gekommen, drei von ihnen ketten sich an der Altenessener Straße mit Bügelschlössern um den Hals an ein Zufahrtstor. Insgesamt sind rund 30 Leute vor Ort. „Sie sind entschlossen, dort zu bleiben“, sagt Dominik Lange von der Organisation Extinction Rebellion um kurz nach sieben Uhr morgens.
Schlussendlich dauert die Aktion bis circa 13 Uhr. Dann, so berichtet ein Polizeisprecher, werden die Anwesenden aufgefordert, das Tor freizumachen. Einige müssen von den Beamten weggetragen werden, die angeketteten Personen werden von der Feuerwehr von den Bügelschlössern „befreit“. Personalien werden durch die Polizei festgestellt.
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Die Aktivisten fordern am Freitag „den sofortigen Stopp der Räumung Lützerath, die Braunkohle soll in der Erde bleiben“. Beteiligt sind an der Demo in Essen neben Extinction Rebellion auch Scientist Rebellion Von der Letzten Generation sei eine Person mit dabei, heißt es. Es werden Schilder hochgehalten mit Aufschriften wie „Lützi bleibt“ sowie „Stoppt die Zerstörung unserer Lebensgrundlagen“.
Klimaaktivisten fordern ein Moratorium
„Wir brauchen sofort ein Moratorium“, sagt eine Aktivistin über Megafon, während der erste Streifenwagen der Polizei an der Altenessener Straße am Morgen eintrifft. Sicherheitskräfte von RWE halten sich hinter dem Tor zurück. Um kurz vor acht Uhr fährt die Polizei mehr Präsenz auf – da stehen etwa vier Polizeiwagen vor dem RWE-Campus. Die Beamten stellen sich am frühen Freitag auf einen längeren Einsatz ein, heißt es vor Ort. Die Lage werde erst einmal sondiert. Es ist friedlich.
Zurück zu den Aktivisten am Tor: Noch vor halb zehn wird gefrühstückt, Kaffee getrunken, einige sitzen auf Isomatten. Irgendwann rollt einer der Anwesenden seine Isomatte auf dem Bürgersteig aus und hält ein Nickerchen. Es könnte länger dauern.
Die Aktivisten fordern „von den RWE-Verantwortlichen ein Moratorium für die aktuelle Räumung von Lützerath und eine Neubewertung“. Angemeldet ist die Versammlung nicht, trotzdem verhalten sich die Polizisten defensiv und in einiger Entfernung auf der gegenüberliegenden Straßenseite auf, bevor die Aufforderung, das Tor freizumachen, gegen 13 Uhr erfolgt. Von der Polizei heißt es, dass die Aktivisten links oder rechts neben dem Tor weiter hätten demonstrieren können, diese sich dann aber verabschiedet hätten. Mit durchaus freundlichen Worten an die eingesetzten Beamten.
Ein Anwohner so gar kein Verständnis für die Aktion: „Das ist nicht normal, die Kinder sind seit einer Stunde wach deswegen.“ Immer wieder werden über Megafon kürzere Reden gehalten, manchmal ertönt ein Warnton, es wird gesungen.
Der Anwohner kennt sich mit Protestaktionen in der Nähe seiner Wohnung aus. Regelmäßig gibt es Mahnwachen vor dem Tor oder andere Aktionen von Menschen, die RWE kritisieren – so auch an einem Samstag Mitte Dezember 2022, als Mitglieder der sogenannten Letzten Generation eine Hausfassade mit orangener Farbe besprühten.
Protestaktion vor der RWE-Zentrale in Essen
>>> INFO: Hintergrund
- Der Ort Lützerath in der Nähe von Erkelenz im Kreis Heinsberg soll zur Gewinnung von Braunkohle abgebaggert werden. Die dortigen Gebäude und Grundstücke gehören dem Essener Energiekonzern.
- Klimaaktivisten haben Lützerath besetzt, seit Mittwoch ist die Polizei mit der Räumung der Ortschaft beschäftigt. Dies bleibt auch politisch umstritten.
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