Essen-Stoppenberg. Rollschuh- statt Eisbahn auf der Essener Zeche Zollverein: Das Konzept auf dem Welterbe ist laut Veranstalter aufgegangen. So lautet das Fazit.

Die Stiftung Zollverein will Energie sparen und hat zum ersten Mal seit Jahren auf die Eisbahn im Ambiente der Industriekultur verzichtet. Stattdessen öffnete für drei Wochen eine Rollschuhbahn in Halle fünf. Am vergangenen Sonntag (8.1.) schlüpften die Fans zum letzten Mal in die Schuhe, jetzt ist alles wieder abgebaut. Uwe Loch hatte die Organisation der Aktion für die Stiftung Zollverein übernommen. Sein Fazit: „Es war der absolute Knaller.“

Schleppender Beginn der Rollschuhbahn auf Zollverein

Am Anfang sei es noch schleppend angelaufen, aber mit Beginn der Weihnachtsferien sei die Bahn ständig voll gewesen. Besonders die Discoveranstaltungen seien extrem gut besucht gewesen – auch von Teilnehmern der Rollschuh-Szene aus Rotterdam, der Schweiz und Berlin. „Die Slots waren dann wirklich immer ausgebucht“, erzählt Uwe Loch begeistert. Es sei sensationell gewesen.

Für 4 Euro durfte eineinhalb Stunden gefahren werden, dann mussten die Rollschuhfahrer Platz für die Wartenden machen. „Zwischendurch gab es Phasen, in denen wir wirklich keinen einzigen Schuh mehr im Verleih hatten“, so der Organisator. Die Stimmung sei aber durchweg gut gewesen, sowohl in den Workshops, als auch bei den Discoveranstaltungen und bei den regulären Laufzeiten.

Es hätten sich zwar Schlangen gebildet, ein Uno-Spiel hätte dann aber für Zeitvertreib gesorgt. „Da haben plötzlich wildfremde Menschen miteinander gespielt und gequatscht.“ So eine Atmosphäre kenne er von der Eisbahn nicht. Es seien auch Familien gekommen und die Großeltern hätten ihren Enkeln das Rollschuhfahren beigebracht. Erinnerungen an die 70er-Jahre seien wach geworden und viele Anekdoten ausgetauscht. Loch: „Manche Gäste kamen tatsächlich jeden Tag zu uns.“ Die Rückmeldungen seien absolut positiv gewesen und viele hätten sich eine Wiederholung gewünscht.

9000 Gäste auf der Zollverein-Rollschuhbahn

Ob es die geben wird, ist derzeit jedoch noch völlig unklar. Auf Anfrage erklärt auch Hanna Lohmann, Sprecherin der Stiftung Zollverein, dass die Rollschuhbahn ein voller Erfolg gewesen sei. Rund 9000 Gäste seien in den drei Wochen in den Essener Norden gekommen, im Schnitt also 390 am Tag. Der Vergleich zur Eisbahn sei schwierig, da es sich dabei um eine andere Fläche und andere Laufzeiten handele. Dort endete die letzte Saison vor der Energiekrise, also von Dezember 2021 bis Januar 2022 mit einem Besucherrekord: Rund 31.500 Menschen kamen damals zur rund 1800 Quadratmeter großen Eisfläche vor den Koksöfen auf dem Kokereigelände. Die Eisbahn war allerdings fast sechs Wochen aufgebaut, also doppelt so lange.

Zu den Discoveranstaltungen auf der Rollschuhbahn der Zeche Zollverein kamen auch Gäste aus anderen Ländern.
Zu den Discoveranstaltungen auf der Rollschuhbahn der Zeche Zollverein kamen auch Gäste aus anderen Ländern. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Mit der Alternative auf Rollen ist der Vorstandsvorsitzende der Stiftung Zollverein, Hans-Peter Noll, aber absolut zufrieden: „Der zeitliche Vorlauf für die Rollschuhbahn war kurz, das Team musste sich viel Wissen in kurzer Zeit aneignen, Aufbauarbeiten organisieren und ein komplett neues Angebot etablieren.“ So wurde ein Beleuchtungskonzept erstellt und die Heizkörper wurden mit entsprechenden Banden abgedeckt, die für manch ungeübten die Rettung vor dem unvermeidlichen Fall waren. Uwe Loch erklärt, dass der ständige Austausch mit anderen Veranstaltern eine Hilfe gewesen sei. Unter anderem habe es auch in der Bochumer Jahrhunderthalle eine Rollschuhbahn gegeben.

Rollschuhbahn auf Zollverein hat neues Publikum angesprochen

Noll: „Wir sind sehr zufrieden mit dem Ergebnis, die Zahlen sprechen für sich.“ Mit der Rollschuhbahn habe das Welterbe ein neues Publikum angesprochen. Die Skater seien zum Rollschuhlaufen gekommen und hätten dabei auch das gesamte Gelände von Zollverein und seine Möglichkeiten entdeckt. Noll: „Besonders gefreut haben wir uns auch über berührende Rückmeldungen, die uns im Team oder über Social Media erreichten. Die Rollschuhbahn hat Erinnerungen an alte Zeiten geweckt und diese in die Neuzeit übertragen. Das ist sinnbildlich für den Ort Zollverein.“

Ob es bei der einmaligen Auflage bleibt, will die Stiftung in den kommenden Wochen entscheiden. Auch bedeute eine Entscheidung für eine weitere Rollschuhbahn nicht zwingend eine gegen die Zollverein-Eisbahn. Schließlich kann die Rollschuhbahn zu jeder Jahreszeit aufgebaut werden. Allerdings müsse auch die Hallenbelegung berücksichtigt werden. In den Hallen fünf und sechs seien zahlreiche Ausstellungen, Lesungen und Veranstaltungen bereits terminiert.