Essen-Altenessen. Das Essener Gymnasium Nord-Ost wird neu gebaut. Doch der Zeitplan kann nicht eingehalten werden. Für den Schulleiter wird es knapp.
Die Fenster sind undicht, die Elektrik muss erneuert werden, das Raumkonzept entspricht nicht mehr den Ansprüchen und das komplette Gebäude steht schief. Eine Machbarkeitsstudie hatte schon vor Jahren ergeben, dass das 55 Jahre alte Gymnasium Nord-Ost an der Essener Katzenbruchstraße neu gebaut werden muss. Der ursprüngliche Plan sah vor, dass ab 2021 die Bagger rollen und die knapp 1000 Schüler und Schülerinnen 2024 in Neubauten aus Holz unterrichtet werden. In Räumen, die sie selbst entworfen haben. Daraus wird nichts.
Essener Gymnasium Nord-Ost soll 2028 fertig sein
„Das ist absurd“, findet Schulleiter Udo Brennholt. Ein Architekturbüro sei extra in der Schule gewesen, um mit Lehrern, Schülern und auch Eltern das Raumkonzept zu entwickeln. „Alle konnten ihre Ideen einbringen und die sollen jetzt auch umgesetzt werden.“ Allerdings werden die Betroffenen das Gymnasium wohl schon verlassen haben, wenn der Neubau tatsächlich fertig ist. Aktuell geht die Stadt vom Jahr 2028 aus.
„Oberbürgermeister Thomas Kufen steht bei mir im Wort, dass ich vor meiner Pension noch in meinem neuen Büro arbeiten darf“, sagt Brennholt. Der 63-Jährige will noch vier Jahre arbeiten, würde aber ein Bonusjahr für den Neubau drauflegen: „Ich bin gerne Schulleiter.“ Erfahrungsgemäß dürfte diese Planung allerdings äußerst knapp werden. Zuletzt sind Bauprojekte dieser Art meistens später geworden als geplant.
Nicht nur der Zeit-, sondern auch der Finanzierungsplan muss eventuell noch angepasst werden. Im Jahr 2019 ist die Stadt von 35,2 Millionen Euro für den Neubau ausgegangen. Mit Blick auf Inflation, Energie- und Materialkrise würde es niemanden wundern, wenn mehr Geld für den Neubau eingeplant werden muss. Eine aktuelle Kostenprognose wollte die Stadt zuletzt nicht abgeben.
Schulneubau in Essen ganz aus Holz
Was gibt es für das Geld? Der Siegerentwurf von agn Niederberghaus & Partner aus Ibbenbüren sieht einen Holzbau direkt neben dem heutigen Schulgebäude vor. Auf einer Fläche von 13.000 Quadratmetern sollen sechs dreistöckige Gebäude entstehen, die durch Übergänge miteinander verbunden werden. Das Baumaterial soll – anders als bei der kürzlich fertig gestellten Gustav-Heinemann-Gesamtschule – Holz sein. Ganz im Sinne der Nachhaltigkeit.
Das Raumkonzept sieht vor, dass ganze Jahrgangsstufen auf einzelnen Etagen zusammengeführt werden. Die Räume sollen variable Sitzmöglichkeiten für Gruppen-, aber auch Einzelarbeit ermöglichen. „Wir sind mit Vertretern der Stadt durch ganz Deutschland gefahren und haben uns moderne Schulen angeschaut“, erzählt Brennholt. Früher habe es oft lange Flure gegeben, von denen zu beiden Seiten Klassenzimmer abgehen. Heute lege man viel mehr Wert auf den sozialen Aspekt. So soll es verschiedene Differenzierungsräume etwa für Gruppenarbeiten geben, es werde viel mit Glas gearbeitet und es sollen gute Aufenthaltsbereiche für die Schüler und Schülerinnen geschaffen werden.
Keine Raumkapazitäten mehr am Essener Gymnasium Nord-Ost
Derzeit ist man laut Brennholt mit den Raumkapazitäten „komplett am Ende“. Die Anmeldezahlen seien zuletzt immer weiter gestiegen. Das zeigt auch der Schulentwicklungsplan der Stadt Essen. Demnach wird die Zahl der Fünftklässler in der Stadt in den kommenden Jahren von derzeit rund 5000 auf 6000 Kinder ansteigen. Doch man wird auch aus anderen Gründen viel mehr Schulraum benötigen, als es derzeit gibt: An den Gymnasien ist G9 wieder eingeführt worden, also die Verlängerung der Gymnasialzeit von acht auf neun Jahre. Das Gymnasium Nord-Ost soll aber wie bisher vierzügig bleiben. Laut Stadt sind zwei neue Gymnasien unverzichtbar – gemeint sind hier allerdings zusätzliche neue Schulbauten. Die Schule an der Katzenbruchstraße gehört also nicht dazu.
Bis es losgeht, müssen noch bürokratische Hürden überwunden werden. Stadtsprecher Burkhard Leise erklärt, dass sich das das Projekt aktuell „in der Vorplanung befindet“. Konkret: Erst Ende dieses Jahres wird der Rat voraussichtlich den Baubeginn beschließen.