Essen. Wer in Essen heiraten will, kann sich an besonderen Orten trauen lassen. Mehr als 1000 Euro kostet die Miete dafür zum Beispiel im RWE-Stadion.
Allein mit dem Standesbeamten, Maske zum Brautkleid – Heiraten war während der Pandemie ein eingeschränktes Vergnügen. Kein Wunder, dass die Zahl der Eheschließungen auch in Essen sank. Doch nun, da die coronabedingten Beschränkungen gefallen sind, erholt sie sich wieder. Die Stadt rechnet nun damit, dass auch die stimmungsvolleren Außentraubereiche wieder stärker angenommen werden. Ganz billig ist die Trauung an einem besonderen Ort nicht.
Der „Weiße Saal“ in der Philharmonie war 2022 zum allerersten Mal Schauplatz einer Trauung war. Dabei geht es kaum festlicher und opulenter, Gesellschaften mit bis zu 130 Personen finden hier Platz.
Rund 2400 Euro Miete kostet eine Trauung in der Philharmonie Essen
Das hat seinen Preis: Die Theater und Philharmonie (TuP) als Hausherrin erhebt „für die Dauer der Eheschließungen Kosten in Höhe von 2426,05 Euro“, heißt es in einem Sachstandsbericht der Stadt von Ende 2022. Und weiter: „Sofern nur ein Paar an einem bestimmten Termin die Ehe schließen möchte, sind die Kosten in der vollen Höhe zu tragen.“
Auf Nachfrage erläutert die Stadt, dass jedes Brautpaar ein individuelles Angebot erhalte, in dem Nebenkosten wie Reinigung, Technik, Aufbauarbeiten enthalten sind. Sofern es Synergieeffekte gebe, weil am selben Datum mehrere Trauungen oder andere Veranstaltungen im „Weißen Saal“ stattfinden, „wird die Buchung der Philharmonie pro stattfindender Veranstaltung günstiger“.
Dazu kommt eine Auslagenpauschale von 75 Euro seitens der Stadt, für die der Aufwand größer ist, als bei einer Eheschließung im Standesamt in der Innenstadt. Diese Pauschale muss jedes Brautpaar zahlen.
Die Kosten dürften ein Grund sein, warum es zwar einige Terminanfragen für die Philharmonie gibt, diese sich aber häufig „nicht konkretisieren“. Dazu kommt, dass der Wunschtermin nicht nur mit dem Standesamt geklärt werden muss, sondern auch mit dem Veranstaltungsbetrieb der TuP in Einklang gebracht werden muss.
Spielbetrieb vor Eheschließung – gilt im Stadion an der Hafenstraße
Ähnlich verhält es sich mit dem Stadion an der Hafenstraße, in dem die Grundstücksverwaltung Stadt Essen (GVE) das Hausrecht hat. Spielbetrieb vor Eheschließung ist hier der Grundsatz. Für die Sparkassen-Lounge im Stadion berechnet die GVE eine Tagesmiete von 1276,28 Euro, auch diese Summe muss ein Brautpaar in voller Höhe begleichen, wenn am selben Termin kein weiteres Paar im Stadion heiratet. Die Auslagenpauschale beträgt hier 110 Euro pro Brautpaar.
Bisher haben vier Paare im Stadion geheiratet: zwei im Jahr 2019, zwei im Jahr 2022. Stadion und Philharmonie sollten zunächst in einer zweijährigen Erprobungsphase als Trau-Ort getestet werden. Jüngst hat die Stadt nun die „dauerhafte Ausweitung der Außentraubereiche“ beschlossen.
Möbel aus dem Museum stehen im Trauzimmer im Rathaus Heisingen
Das gilt auch für das Rathaus Heisingen, in dem am 21. August 2020 die erste Trauung stattfand. Zuvor musste dort ein Büro des Standesamtes eingerichtet und Platz fürs Trau-Equipment gefunden werden. Dank einer „wertvollen Leihgabe aus den Beständen des Ruhr-Museums“ habe man den zum Trauzimmer umfunktionierten früheren Ratssaal mit angemessenen Möbeln ausstatten können.
Um den zusätzlichen Trau-Ort „personal- und kostenneutral“ anbieten zu können, hat die Stadt seit dem Jahr 2021 die Termine für das Rathaus Kettwig zusammengestrichen. Das dortige Trauzimmer ist zwar beliebt, bietet aber nur bis zu 20 Gästen Platz; Heisingen hat immerhin 30 Plätze. Nun bieten beide Rathäuser gleich viele Hochzeitstermine an, von April bis Oktober auch an Samstagen. Beschwerden über die Terminreduzierung in Kettwig gebe es bisher nicht, teilt die Stadt mit. Und das neue Angebot in Heisingen werde gut angenommen.
Standesamt könnte in die nördliche City umziehen
Insgesamt acht ungewöhnliche Außentraubereiche des Standesamtes gibt es damit nun in Essen. Doch noch immer werden zahlreiche Ehen im Gildehof geschlossen, wo das Standesamt sitzt. Das ist deutlich günstiger: „Im Gildehof werden nur die gesetzlich vorgeschriebenen Gebühren für die Anmeldung der Eheschließung erhoben“, teilt Stadtsprecherin Silke Lenz mit.
Doch der Mietvertrag im Gildehof endet im April 2025, dann braucht das Standesamt neue Räumlichkeiten in der Innenstadt. Sie müssen hohen Sicherheits- und Brandschutz-Standards genügen, da im Standesamt wichtige Dokumente von Geburts- bis Sterbeurkunde aufbewahrt werden. Möglich, dass das Amt als Ankermieterin in einen Neubau der Immobilien-Management GmbH am Weberplatz in der nördlichen City umzieht. Doch noch gebe es hier nichts Konkretes, sagt Silke Lenz: „Wir sind in der Planungsphase.“
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