Essen. . Geht es nach den Plänen der Verwaltung, kann man in Essen bald auch im Stadion, in der Philharmonie und im Alten Rathaus Heisingen heiraten.

Die Stadt will heiratswilligen Essenern bald noch mehr Standorte für ihr Jawort anbieten. So soll es zum Beispiel möglich sein, im Alten Rathaus Heisingen zu heiraten. Zudem will man – zunächst für eine Probephase von zwei Jahren – Trauungen im Stadion und in der Philharmonie anbieten. Insgesamt gäbe es dann acht Alternativen zum Gildehofcenter in der City. Dort finden zwar die meisten Trauungen statt, die Auslastung bleibt aber hinter ungewöhnlicheren Orten zurück (Kasten).

Auf Wunsch der Politik hatte die Verwaltung daher eine ganze Reihe möglicher Außen-Traubereiche geprüft: Neben den genannten ging es zunächst um das Maschinenhaus der Zeche Carl und das Schloss Hugenpoet. Aus den Bezirksvertretungen kamen weitere Vorschläge vom Deilbachhammer über das Romanische Haus in der Gruga bis zum Kamillushaus. Mal winkte die Verwaltung ab, weil es wie bei der Ruine Burgaltendorf an geschlossenen Räumen fehlte, mal war der Raum nicht barrierefrei oder nicht saniert. Beim bestens geeigneten Schloss Hugenpoet habe wiederum die Hoteldirektion „kein Interesse“ gezeigt. Am Ende machte unter zehn Vorschlägen der Stadtteilpolitik das Rathaus Heisingen das Rennen.

Die Trau-Termine im Rathaus Kettwig werden reduziert

Dass man nicht noch mehr Orte anbietet, dürfte auch Kostengründe haben. So heißt es in der Vorlage, über die der Ordnungsausschuss im Juni entscheidet: „Die Erweiterung der Außen-Traubereiche würde grundsätzlich die Position des Standesamtes im Benchmark der Gemeindeprüfungsanstalt verschlechtern.“ Sprich: Die Prüfer schauen genau hin, wie die klamme Kommune mit ihren personellen Ressourcen umgeht. So sollen nun zugunsten der neuen Trau-Termine in Heisingen die Termine im Rathaus Kettwig reduziert werden: Dort soll freitags nur noch 14-tägig im Wechsel mit Heisingen geheiratet werden. Von den sieben Samstags-Terminen gäbe Kettwig vier an Heisingen ab.

Dabei waren die Termine in Kettwig im vergangenen Jahr zu 97 Prozent ausgebucht. Die Verwaltung aber argumentiert mit den langen Fahrtzeiten in Essens südlichsten Stadtteil und mit dem Trauzimmer, das nur 20 Plätze habe. Der holzgetäfelte Ratssaal in Heisingen biete 35 Personen Platz und habe ebenso ein „ansprechendes Ambiente“.

Weißer Saal mit Kronleuchter und Fayencemalereien

Während sich Brautpaare vor allem einen ausgefallenen Trau-Ort wünschen, verlangt der Gesetzgeber, nach einer „würdigen Form der Eheschließung“. Die ist laut Stadt im Weißen Saal der Philharmonie gewährleistet, wo große Hochzeitsgesellschaften mit bis zu 130 Personen Platz finden. Gleiches gelte für die Sparkassen-Lounge im Essener Stadion, die 50, 60 Hochzeitsgäste fasst. „Hochzeitspartys werden bereits gern im Stadion gefeiert“, sagt Markus Kunze von der Grundstücksverwaltung Essen (GVE). Für Trauungen gebe es zwei, drei Anfragen im Jahr: „Das passt ja nur, wenn beide Brautleute RWE-Fans sind.“

Billig wird die Trauung in Philharmonie oder Stadion übrigens nicht: Die GVE wird der Stadt die Fixkosten in Rechnung stellen, die diese auf die Brautpaare umlegt. Die Nutzung des Weißen Saals soll demnach 350 Euro kosten. Dafür sorgen Kronleuchter und Fayencemalereien für ein märchenhaftes Ambiente.

>>>> SCHON SECHS TRAU-ORTE IN ESSEN

2017 wurden in Essen 2253 Paare getraut: Die meisten (1038) entschieden sich für eine Trauung im , was montags bis freitags möglich ist. Fast 92 Prozent der Freitagstermine werden genutzt, im Durchschnitt sind die Termine im Gildehof aber nur zu 56 Prozent ausgelastet.

Das zählte 299 Trauungen (Auslastung: 95%); 312 (97%), 558 (94%). Hier kann nur Fr/Sa, in Borbeck auch Do geheiratet werden. Weiße Flotte und Zollverein bieten nur Freitag-Termine, diese waren zu 100% ausgebucht (25 bzw. 21 Trauungen)