Essen-Heidhausen. Eine für die Essener Geschichte wichtige Brunnenskulptur steht wieder in Heidhausen. Wie die Restaurierung gelang und welche Fragen offen sind.

An der Jacobsallee im Stadtteil Heidhausen liegt eine eher unspektakuläre Grünanlage. Dort steht seit einigen Tagen wieder ein Jugendstilbrunnen, der auch für die Essener Stadtgeschichte große Bedeutung hat. Seine Metallteile waren in Kupferdreh restauriert worden. Die Heidhauserin Edith Tekolf hat es geschafft, ihrem Stadtteil den Brunnen in alter Schönheit zurückgeben.

Steinkugel und Metallkranz waren abgebaut und eingelagert

Zwar waren die Schäden an der Brunneneinfassung überschaubar, auch die am steinernen Zylinder und an der Kugel aus Stein. Doch die sie umklammernde Metallarbeit mit ihren für den Jugendstil typischen floralen Motiven war extrem mitgenommen. Das Eisen aus dieser Zeit ist sehr spröde und bietet Vandalen wenig Widerstand.

Im halbierten Steinsockel des Brunnens waren die Wasserleitungen zu erkennen. Aber: Hat er früher jemals gesprudelt?
Im halbierten Steinsockel des Brunnens waren die Wasserleitungen zu erkennen. Aber: Hat er früher jemals gesprudelt? © D. Henschke

Die Steinkugel und ihr Metallkranz wurden Ende 2020 von der Stadt Essen abgebaut und bei der Metallgestaltung Stratmann in Kupferdreh eingelagert. Edith Tekolf hatte nachgefragt, wann denn mit einer Sanierung zu rechnen sei. Die Stadt Essen sah sich nicht in der Lage, eine konkrete Antwort zu geben.

Die historisch interessierte Heidhauserin ließ sich nicht verdrießen, krempelte die Ärmel hoch, sammelte Spenden, gab selbst etwas dazu, startete mit Freundinnen die Backaktion „Heidhauser Plätzchen“ und bemühte sich um Fördergelder: „Auch der Geschichts- und Kulturverein beteiligte sich.“ Endlich waren mehrere tausend Euro für Metall- und Steinarbeiten zusammen.

Altes Bildmaterial half bei der Restaurierung weiter

Bei der Restaurierung half altes Bildmaterial, das Edith Tekolf im 2018 erschienenen Buch „Aufbruch zum Jugendstil“ von Robert Welzel aufstöbern konnte. Das über hundert Jahre alte Foto zeigt den Brunnen im Originalzustand. Er stand im Ehrenhof der „Essener Gewerbeschau“ und siedelte später über nach Heidhausen.

Die am 26. Juli 1913 an der Norbertstraße eröffnete Schau war die Keimzelle der Messe Essen. Die 1944 abgebrannten Hallen galten als technische Sensation. 200 Aussteller präsentierten sich auf 5000 Quadratmetern Fläche. Als einziges Überbleibsel der Gewerbeschau hat der Heidhauser Brunnen Bedeutung über den Stadtteil hinaus.

Fehlende Stellen wurden in der Werkstatt ergänzt

Aus glühendem Eisen schmiedete die Auszubildende Solange Simon kunstvoll sich rollende Schneckenformen und ergänzte mit ihnen die fehlenden Stellen. Anschließend wurde alles noch schwarz lackiert. Nun musste noch der Steinzylinder mit Spezialkleber zusammengefügt und das Metallnetz um die Kugel platziert werden. Im neuen Jahr wird der vom Denkmalamt akzeptierte Steinmetzbetrieb Berns aus Duisburg sich des Terrazzosteins annehmen. Dieser Kunststein ist sehr heikel bei Reinigung und Sanierung.

Initiatorin Edith Tekolf beobachtete im August die Kunstschmiedearbeit für den Brunnen in der Kupferdreher Werkstatt.
Initiatorin Edith Tekolf beobachtete im August die Kunstschmiedearbeit für den Brunnen in der Kupferdreher Werkstatt. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Grün und Gruga habe schnell reagiert und die bisher mit Blumen bepflanzten Brunnenschalen freigeräumt, freut sich Edith Tekolf: „Es besteht auch nicht die Absicht, das wieder zu bepflanzen. So sieht es dann noch mehr nach der ursprünglichen Nutzung als Brunnen aus.“

Es bleiben immer noch offene Fragen

Allerdings fragt sich Edith Tekolf weiterhin: „Wann und zu welchem Anlass kam der Brunnen nach Heidhausen? Das würde ich doch gerne wissen.“ Um die Eingemeindung 1929 herum sei wahrscheinlich, aber das Studium von Akten und selbst die Auswertung alter Luftbilder habe keinen konkreten Hinweis ergeben. Auch wolle sie wissen, ob der Brunnen je Wasser geführt habe in Heidhausen: „Wann wurden die Zuleitungen zu den vier Sprudelpunkten abgesägt?“ Auch da wolle sie noch Akten wälzen, allerdings seien so ziemlich alle Unterlagen im Zuge der Eingemeindung nach Essen spurlos verschwunden: „Ein riesiger Verlust.“

Wenn die Arbeiten im Frühjahr abgeschlossen sind, möchte Edith Tekolf mit den Heidhausern ein kleines Wieder-Einweihungsfest feiern.
Wenn die Arbeiten im Frühjahr abgeschlossen sind, möchte Edith Tekolf mit den Heidhausern ein kleines Wieder-Einweihungsfest feiern. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Wenn die Arbeiten im Frühjahr abgeschlossen sind, möchte Edith Tekolf mit den Heidhausern ein kleines Wieder-Einweihungsfest feiern: „Besonders möchten wir dann den zahlreichen Sponsoren danken, so wie damals, als die Uhr des benachbarten Rathauses dank großzügiger Spender wieder gangbar gemacht werden konnte.“