Essen. Zehntausende Menschen haben das Online-Video gesehen, das die Täter der Geldautomaten-Sprengung in Essen-Kray zeigt. Ein Nachbar hat es gefilmt.

Nach der Sprengung eines Geldautomaten der Sparkasse im Essener Stadtteil Kray in der Nacht auf Dienstag, 13. Dezember, haben Zehntausende Menschen das Video gesehen, das die mutmaßlichen Täter nach der Attacke zeigt. Der 30-sekündige Clip zeigt zwei dunkel gekleidete Männer mit Sturmhauben, die hektisch Geldscheine vom Bordstein aufsammeln, in Taschen stopfen und flüchten.

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Das Video hat sich ab Dienstag in Windeseile verbreitet. Aufgenommen hat es ein 20-Jähriger, der seit sechs Jahren in einem Wohn- und Geschäftshaus auf der Krayer Straße wohnt, direkt gegenüber der Sparkasse.

Geldautomat in Essen-Kray gesprengt: Zeuge zückt Handy

Zwei Explosionen gegen 2.30 Uhr rissen den jungen Mann und seine Familie aus dem Schlaf: „Ich dachte erst, das wären illegale Böller. Unser ganzes Haus hat gewackelt.“ Er sah aus dem Fenster, „die ganze Krayer Straße war voller Rauch“. Dann sah er die beiden Maskierten und zückte sofort sein Handy, während seine Mutter die Polizei verständigte.

Das Video, das der gelernte Maler und Lackierer gedreht hat, zeigt Bilder, die es so nach einer Geldautomaten-Sprengung noch nie in Essen zu sehen gab. Die Täter sind deutlich zu erkennen, sie lassen sich trotz der Eile bemerkenswert viel Zeit beim Aufsammeln der Geldscheine.

Was man im Video nicht sieht: „Da ist noch ein Passant gewesen“, berichtet der Zeuge, „der ging in aller Seelenruhe an der Szene vorbei und nahm sich noch ein paar Geldscheine.“ Diesen Bürger, berichtet der 20-Jährige, habe die Polizei allerdings kurz danach stellen können.

Es habe nur wenige Minuten gedauert, bis Polizei und Feuerwehr eintrafen. Im Video sieht man, dass die beiden Täter plötzlich wegrennen, man hört ein heranrasendes Auto – vermutlich das Fluchtfahrzeug. Mit dem Pkw, den die Polizei als „hochmotorisiert“ beschreibt, rasten die Täter davon, die Polizei nahm noch die Verfolgung auf bis zur Hubertstraße in Kray – dann verloren die Beamten die Geldautomaten-Sprenger aus dem Blick. Selbst der Einsatz eines Hubschraubers brachte nichts.

Polizei Essen sucht weiter nach Zeugen

Die Polizei sucht dringend Zeugen. Auch der 20-jährige Nachbar von Gegenüber sprach sofort mit den Beamten vor Ort, stellte sein Video zur Verfügung. Er verbreitete es außerdem unmittelbar am Morgen im Internet, postete es in lokalen Facebook-Gruppen und schickte es der bekannten Meme-Seite „Essen diese“ auf Instagram, die vor allem bei jüngeren Essenerinnen und Essenern sehr beliebt ist. Die posteten die Angelegenheit sofort, legten Musik unter die Bilder und titelten den Clip „Deutsche Haus des Geldes“. Tatsächlich mutet der ganze Vorgang, die dunkel gekleideten Verbrecher, die hektisch das Geld vom Boden einsammeln, wie eine Szene aus einer der spanischen Netflix-Gangsterserie „Haus des Geldes“ an. Mit einem gewaltigen Unterschied: Die brutale Tat hat im Stadtteil bei Bürgerinnen und Bürgern tatsächliche Abscheu und Entsetzen ausgelöst.

„Mir ging es nicht darum, berühmt zu werden mit den Bildern“, sagt der 20-Jährige am Mittwoch im Gespräch mit unserer Redaktion. „Ich will nur, dass die Männer gefasst werden. Es ist ja nicht zum ersten Mal, dass in Essen ein Geldautomat gesprengt wird.“ Tatsächlich gab es seit dem Jahr 2019 sieben Fälle im Essener Stadtgebiet.

Am Donnerstagmorgen hat die Essener Polizei noch keine neuen Spuren bei der Aufklärung des Verbrechens. Die Sparkasse in Kray muss mindestens „einige Tage“ geschlossen bleiben, hatte bereits am Mittwoch eine Sprecherin des Geldinstituts angekündigt. Wie groß der Schaden am Haus ist, muss noch begutachtet werden.