Essen-Rüttenscheid. Die Wittekindstraße in Essen-Rüttenscheid wird erneuert. In diesem Zuge soll auch ein Abschnitt zur Fahrradstraße werden. Das sind die Pläne.
- Die Wittekindstraße in Essen-Rüttenscheid liegt zwischen zwei Straßen des städtischen Radverkehrs-Hauptroutennetzes. Deshalb soll ein Abschnitt bald zur Fahrradstraße werden.
- Die genauen Pläne hat die Stadt Essen jetzt vorgelegt. Am 9. Februar 2023 soll der Verkehrsausschuss darüber entscheiden.
- Im Zuge der Bauarbeiten sollen die Autoparkplätze entlang der Straße neu geordnet werden. Mindestens 20 Stellplätze fallen den Plänen zufolge weg.
Die Stadt hat Pläne für die Erneuerung der Wittekindstraße vorgelegt, die unter anderem die Einrichtung einer Fahrradstraße im Abschnitt zwischen der Rüttenscheider Straße und der Walpurgisstraße beinhalten. In der vergangenen Sitzung des Verkehrsausschusses am 8. Dezember wurden die Planungen eingebracht. Voraussichtlich in seiner Sitzung am 9. Februar wird das Gremium darüber entscheiden, woraufhin die Stadt die Maßnahme dann bis zur Baureife bringen soll. Nach einer ersten Schätzung der Stadt würden die Kosten bei rund 7,5 Millionen Euro liegen.
Zur Ausgangssituation: Aufgrund ihres schlechten Zustandes soll die Wittekindstraße im Abschnitt zwischen der Wittenbergstraße und der Rüttenscheider Straße auf einer Länge von knapp einem Kilometer erneuert werden. Hierzu zählt laut Verwaltung nicht nur die Fahrbahn, sondern auch Teile der Gehwege, Parkplätze und alte Straßenbahngleise, die entfernt werden sollen.
Fahrradstraße zwischen Rüttenscheider Straße und Walpurgisstraße geplant
Die Rüttenscheider Straße und die Wittenbergstraße sind beide Teil des städtischen Radverkehrs-Hauptroutennetzes. Deshalb schlägt die Stadtverwaltung vor, auf der dazwischen liegenden Wittekindstraße – von der „Rü“ bis zur Walpurgisstraße – eine Fahrradstraße einzurichten. Zwar gibt es im Bereich der Wittekindstraße schon eine Verbindung dieser Hauptrouten durch die in Ost-West-Richtung verlaufende Grugatrasse. Weil diese aber über eine ehemalige Bahntrasse verläuft, hat sie keine direkten Anschlüsse an die kreuzenden Straßen des Hauptroutennetzes, sondern ist nur durch Rampen angeschlossen.
Die Wittekindstraße würde den Plänen zufolge gemäß des Essener Standards für Fahrradstraßen ausgestaltet. Vorgesehen ist, dass auf dem gesamten Fahrradstraßenabschnitt an allen Einmündungen entsprechende Beschilderungen aufgestellt und auf der zu erneuernden Fahrbahn Fahrradstraßenpiktogramme und -markierungen sowie Sicherheitstrennstreifen aufbracht werden. Zudem ist für verschiedene Bereiche die Installation von Fahrradbügeln geplant.
Essen-Rüttenscheid: Ein Teil der Wittekindstraße soll zur Umweltspur werden
Für einen rund 80 Meter langen Abschnitt, von der Wittenbergstraße kommend und in Richtung Rüttenscheider Straße fahrend, ist auf der rechten der beiden Fahrspuren außerdem eine Umweltspur vorgesehen. Diese 4,75 Meter breite Spur soll dann von der Buslinie 142 befahren werden und auch von Radfahrerinnen und Radfahrern mitgenutzt werden können.
Im Zuge der geplanten Baumaßnahme sollen die aktuell vorhandenen 102 ordentlichen Autoparkplätze standardmäßig erneuert und über 60 geduldeten Stellplätze in Teilen neu geordnet werden. Die Planungen sehen vor, dass nach der Umsetzung der Maßnahme insgesamt 145 ordentliche Parkplätze angeboten werden können. Damit fielen also unterm Strich rund 20 Stellplätze für Autos weg.
Stadt Essen hat mehrere Umbauvarianten für die Wittekindstraße geprüft
Die Stadt Essen hatte zuvor drei Varianten für den Umbau der Wittekindstraße geprüft. Außer der Einrichtung einer Fahrradstraße stand zur Debatte, neben der Fahrbahn einen sogenannten Radfahrstreifen anzulegen oder einen 3,50 Meter breiten Gehweg entlang der südlichen Straßenseite zu schaffen, den auch Fahrradfahrer benutzen dürften. Schon im Frühjahr war allerdings klar, dass die Verwaltung die Variante Fahrradstraße favorisiert.
Bau soll im zweiten Halbjahr 2023 starten
Der Beginn der Bauarbeiten ist für die zweite Jahreshälfte 2023 vorgesehen. Die Bauzeit soll ungefähr ein Jahr betragen.
Im Rahmen der Bauarbeiten soll im gesamten Straßenabschnitt die Beleuchtung erneuert werden. Die Ampeln an der Rüttenscheider Straße und an der Wittenbergstraße werden entsprechend der geänderten Verkehrsführungen angepasst.
Außerdem ist der barrierefreie Umbau der Überquerungsstellen vorgesehen. Auch die Bushaltestelle „Essen Krupp Krankenhaus“ soll barrierefrei ausgebaut werden.
Die Ratsfraktion der Grünen sah das ähnlich, vor allem, weil es anders als an der Rüttenscheider Straße an der Wittekindstraße kaum Gastronomie und keinen Einzelhandel gibt. Dementsprechend drohten keine Konflikte, so Stephan Neumann, verkehrspolitischer Sprecher der Grünen im Rat, im März gegenüber unserer Redaktion: „Wenn eine Fahrradstraße auf der Rüttenscheider Straße möglich ist, dann ist sie auf der Wittekindstraße auch möglich.“ Ulrich Beul, verkehrspolitischer Sprecher der CDU-Ratsfraktion, hatte im Frühjahr noch offene Fragen gesehen. Diese seien inzwischen aber größtenteils geklärt.
Interessengemeinschaft Rüttenscheid: Man könnte mehr Parkplätze erhalten
Rolf Krane, Vorsitzender der Interessengemeinschaft Rüttenscheid (IGR), kann die Argumente für die Einrichtung einer Fahrradstraße nachvollziehen. „Die Strecke kann für den Fahrradverkehr wichtig werden und ist durch die Grugatrasse nicht zu ersetzen“, sagt er. „Für reine Fahrradwege fehlt der Platz, will man nicht fast alle Parkplätze opfern.“
Er begrüßt zudem, dass die Verwaltung eine Parkplatzbilanz vorgelegt hat, die auch geduldete Parkplätze beinhaltet. Denn: „Für die Anlieger macht es keinen Unterschied, ob es sich um einen geduldeten oder einen ordentlichen Parkplatz handelt. Sie sind darauf angewiesen.“ Krane hat allerdings eine eigene Messung angefertigt, nach der bei Umsetzung der Pläne nicht 20, sondern rund 30 Parkplätze wegfallen würden. Er hat mehrere Vorschläge vorgelegt, wie man die Pläne aus seiner Sicht optimieren und mehr Parkplätze erhalten könnte.
Als unglücklich bewertet Krane zudem die Kommunikation der Verwaltung. Die Diskussion über den tiefgreifenden Neubau der Wittekindstraße sei zu lange nur nichtöffentlich in kleinen Gremien erfolgt, ohne dass die Betroffenen informiert oder gar beteiligt worden seien.