Essen. Im Februar wurden an 57 Essener Schulen Brandschutzmängel festgestellt. Warum diese erst teilweise behoben sind und was die Stadt dagegen tut.
- An 57 Essener Schulen gab es im Februar Brandschutzmängel.
- Noch sind nicht alle behoben.
- Der Anbau von Stahltreppen verzögert sich in einigen Fällen.
An 26 Essener Schulstandorten sind laut Stadt derzeit Servicekräfte als menschliche Brandmelder im Einsatz. Der Grund: Dort gibt es Räume, die über nur einen Fluchtweg verfügen. Eine Begehung im Februar hatte ergeben, dass an 57 Essener Schulen Brandschutzmängel bestehen. Um zusätzliche Fluchtwege zu schaffen, soll die Mehrzahl der betroffenen Gebäude Außenstahltreppen erhalten. Die sind aber noch längst nicht überall installiert.
Im Rahmen einer sogenannten Brandverhütungsschau im Februar hatten Vertreter von Feuerwehr und Stadt festgestellt, dass einige Räume in den Schulen nur an ein Treppenhaus angebunden sind – laut Vorschrift im Brandfall zu wenig. 47 der 57 beanstandeten Schulen sollten Außenstahltreppen als zusätzliche Fluchtwege bekommen, die anderen im Gebäude umgebaut werden. Für eine Übergangszeit sollten provisorische Gerüsttreppen installiert werden.
Der Anbau der Außentreppen an Essener Schulen ist noch nicht abgeschlossen
Doch die Montage der Treppen lässt zum Teil auf sich warten, wie zum Beispiel an der Bredeneyer Goetheschule. Dort sitzen derzeit Brandwachen der für Reinigung und Sicherheit zuständigen Stadttochter RGE im Flur vor der Aula im ersten Stock. Sie achten auf Rauchgeruch oder Qualm im Gebäude. In regelmäßigen Abständen unternehmen sie Rundgänge, um eventuelle Brandherde rechtzeitig zu entdecken, die Schülerinnen und Schüler sowie die Lehrkräfte zu warnen und bei Bedarf ins Freie zu schicken.
Die Zahl der eingesetzten Servicekräfte kann laut Jacqueline Schröder vom Stadtpresseamt je nach Standort variieren, in der Regel seien zwei bis vier Personen im Einsatz. Die RGE-Mitarbeiter würden jeweils vor Ort durch das Team Brandschutz der Immobilienwirtschaft eingewiesen. Jacqueline Schröder: „Es sind immer mindestens zwei Personen vor Ort, so dass im Wechsel der zu überwachende Bereich begangen werden kann und eine Person vor Ort als Ansprechperson bleibt und eine eventuelle Evakuierung einleiten, die Feuerwehr alarmieren und Entstehungsbrände löschen kann.“ Das sei bisher zum Glück nicht erforderlich gewesen.
An zahlreichen Standorten stehen laut Stadt bereits Stahlaußentreppen, unter anderem am Maria-Wächtler-Gymnasium, am Helmholtz-Gymnasium, an der Frida-Levy-Gesamtschule, der Herderschule, am Abzweig der Grundschule Überruhr an der Klapperstraße, an der Astrid-Lindgren-Schule, am Nord-Ost-Gymnasium, an der Hinsbeckschule, an der Grundschule Burgaltendorf und an der Realschule im Bezirk Zollverein.
An zwei Standorten habe die Ausführung begonnen, nämlich an der Montessori-Schule am Lönsberg und der Stiftsschule. An fünf Standorten würden die zweiten Rettungswege geplant: an der Kantschule, dem Theodor-Heuss-Gymnasium, dem Gymnasium Borbeck, dem Abzweig des Gymnasiums Borbeck an der Wüstenhöferstraße und der Bischof-von-Ketteler-Schule. Zudem stünden an 73 Standorten Gerüsttreppen als Interimslösung bis zum Aufbau der Stahltreppen.
Finanziert wird die Nachrüstung in Sachen Brandschutz aus Mitteln der Immobilienwirtschaft. Die Kosten waren um Februar mit knapp 13 Millionen Euro veranschlagt worden, dürften aber aufgrund der aktuellen Inflation sowie steigender Material- und Personalkosten eher höher liegen. Laut Stadt gibt es beim Bau der Treppen derzeit Verzögerungen aufgrund von Materialengpässen, Personalmangel- und -ausfällen.
An der Goetheschule muss die Denkmalbehörde einbezogen werden
An der Goetheschule sei ein Brandschutzsachverständiger in die Planungen eingebunden. Nach dessen Stellungnahme könnten die erforderlichen Maßnahmen festgelegt und ausgeführt werden. Dafür bedürfe es einer genauen Planung in Verbindung mit der Denkmalbehörde. „Es gibt verschiedene Ansätze, zum Beispiel auch innere Lösungen in Form von Bypässen, so dass der Anbau von Stahlaußentreppen auf ein Minimum reduziert werden kann“, so Schröder. Eine Zeitschiene könne aktuell noch nicht genannt werden.
Die Sensibilität beim Thema Brandschutz sei in den vergangenen Jahren gewachsen, hatte nach der Begehung im Februar die Feuerwehr bestätigt. Man müsse auf Neuerungen in den Brandschutzvorschriften entsprechend reagieren. Der Gesetzgeber schreibe vor, dass es pro Nutzungseinheit ab 30 Personen, zum Beispiel ein Klassenraum, einen zweiten, zum Gebäude gehörenden Rettungsweg geben müsse. Denn nicht alle Schüler könnten im Brandfall mit einer Drehleiter gerettet werden. Das funktioniere schon zeitlich nicht.