Essen. Der Weihnachtsmarkt in Essen bleibt ein Publikumsmagnet: Die Budengassen sind teils sehr voll. Warum die Halbzeitbilanz positiv ausfällt.
- Zur Halbzeit des Essener Weihnachtsmarktes ziehen die Veranstalter eine Zwischenbilanz.
- Winterliches Wetter macht offenbar Lust auf Glühwein und Co.
- Die Stände stehen in diesem Jahr dichter als früher.
Halbzeit beim Weihnachtsmarkt in der Essener City: Trotz Fußball-WM, milder Temperaturen zu Beginn, Inflation und Energiekrise sind die Budengassen auf dem Kennedyplatz vor allem am Wochenende voll. Dementsprechend positiv fällt die Zwischenbilanz beim Veranstalter aus. Auch Standbetreiber zeigen sich zufrieden.
Am Freitag- und Samstagabend bilden sich vor dem Parkhaus unter dem Kennedyplatz lange Schlangen, die zeitweise bis zur Hindenburgstraße und zum Limbecker Platz reichen. Wer es auf den Weihnachtsmarkt geschafft hat, fühlt sich im Gedränge an Vor-Corona-Zeiten erinnert.
Die Besucher strömen an den Wochenenden auf den Weihnachtsmarkt in Essen
„Wir sind am ersten Wochenende sensationell gestartet, das zweite war etwas verregnet, am dritten hat der Weihnachtsmarkt auch von der vollen Innenstadt zur Black Friday Week profitiert“, sagt Florian Hecker, Sprecher der Essen Marketing Gesellschaft (EMG), die den Weihnachtsmarkt veranstaltet. Die Menschen seien offenbar nach der langen Pandemiephase erlebnishungrig, wollten unterwegs sein, andere treffen, und sich gerade angesichts der allgemeinen Krisenstimmung die kleinen Freuden auf dem Weihnachtsmarkt gönnen.
Zeitweise schieben sich Besucherinnen und Besucher, darunter viele junge Leute, durch die Gassen. Gefühlt ist es sogar enger als beim letzten regulären Weihnachtsmarkt 2019. Wer im vergangenen Jahr ganz entspannt über den pandemiebedingt stark entzerrten Markt gebummelt war, findet sich jetzt in extrem dicht mit Ständen bestückten Gassen wieder.
Der Markt fällt mit rund 170 Ständen etwas kleiner aus als vor der Pandemie, aber dafür mussten in diesem Jahr etliche Buden zusätzlich auf dem Kennedyplatz untergebracht werden. Der Willy-Brandt-Platz und die angrenzende Rathenaustraße stehen nämlich wegen der Königshofbaustelle nicht zur Verfügung. Das hat Folgen für die Händler: Nicht jeder kann seinen angestammten Platz besetzen, einige fürchten, von ihren Kunden nicht gefunden zu werden.
Einige Händler haben aus Krankheitsgründen oder wegen Insolvenz abgesagt
Dass es in diesem Jahr weniger Stände gibt, liegt nicht nur an der eingeschränkten Platzsituation, erklärt Florian Hecker. „Einige kommen aus Alters- oder Krankheitsgründen nicht, andere haben in der Corona-Zeit Insolvenz angemeldet. Auch Materialmangel wegen unterbrochener Lieferketten sowie Personalmangel machen den Händlern zu schaffen“, zählt Hecker auf.
Mittelaltermarkt und verkaufsoffener Sonntag
Der Weihnachtsmarkt in der Essener Innenstadt geht noch bis Freitag, 23. Dezember. Auf dem Flachsmarkt gibt es einen Mittelaltermarkt.
Geöffnet ist der sonntags bis donnerstags von 11 bis 21 Uhr, freitags und samstags von 11 bis 22 Uhr. Es gibt im Rahmen des Weihnachtsmarktes einen verkaufsoffenen Sonntag in der Innenstadt am 11. Dezember.
Der Besucherzulauf aus den Nachbarländern habe wieder zugenommen. „Genaue Zahlen kann ich nicht nennen, da es ja keine Anmeldepflicht für die Busse gibt. Aber mein Eindruck ist, dass Niederländisch gerade die am zweithäufigsten gesprochene Sprache in der Essener Innenstadt ist.“ Im vergangenen Jahr sei das anders gewesen, da habe man wegen Corona auch kaum Werbung für den Weihnachtsmarkt in den Benelux-Staaten gemacht.
Die Händler freut der Zulauf, aber: „Über die enge Bestückung sind die Standbetreiber geteilter Meinung“, sagt Dhanyo Deppe von der Essener Schmuckmanufaktur Deva Design, deren Stand ein wenig mittiger steht als früher. Insgesamt sei sie bisher mit dem Verkauf zufrieden. Das geht auch Linda Bousfield so, die ebenfalls Schmuck verkauft und vor allem auf die Stammkundschaft setzt.
Das tun auch Edda und Norbert Specht, die seit 2003 auf dem Essener Weihnachtsmarkt Monschauer Senfspezialitäten und Ardenner Schinken verkaufen. „18 Jahre haben wir auf dem Willy-Brand-Platz gestanden, ob es hier auf dem Kennedyplatz besser oder schlechter läuft, müssen wir abwarten.“ Der Start sei immer schwierig, der Markt beginne zu früh, findet Edda Specht. „Besonders in diesem Jahr war es noch zu warm, die Leute konnten im T-Shirt herumlaufen und waren überhaupt nicht in Weihnachtsstimmung. Nach dem ersten Advent ist es besser und auch das Wetter ist jetzt passend“, freut sie sich.
Preis für Glühwein und Bratwurst ist unverändert
Während die Preise für Glühwein, Bratwurst und Pommes sich auf dem Niveau der Vorjahre bewegen, müssen für 100 Gramm gebrannte Mandeln inzwischen vier Euro hingelegt werden. Und angesichts der acht Euro, die für eine simple Folienkartoffel fällig werden, muss mancher schon gehörig schlucken oder hält sich lieber zurück.
Gut angenommen wird dagegen offenbar die neue Xmas-Lounge, eine zweistöckige, rustikal eingerichtete Holzhütte, deren obere Etage auch für geschlossene Gesellschaften zu mieten ist. „Die Hütte ist das neue Highlight. Sie kommt sehr gut an und soll für die Zukunft etabliert werden“, sagt Oliver Müller, Landesvorsitzender der Schausteller und Marktkaufleute NRW, und blickt optimistisch auf die kommenden drei Wochen, bis der Weihnachtsmarkt am 23. Dezember schließt.