Essen. „Besondere Verbindungskräfte“ sind auch außerhalb der üblichen Dienstzeiten erreichbar. Stadt und Polizei unterzeichneten Kooperationsvertrag.
Sie sorgen für Ordnung, wenn ihre Kolleginnen und Kollegen ihre Schicht beendet haben, und entlasten die Polizei in der Nacht sowie an Wochenenden. Die Stadt Essen bringt ab dem 4. Dezember eine neue Einheit des Ordnungsamtes an den Start, die für ein besseres Sicherheitsgefühl sorgen soll: die sogenannten Besonderen Verbindungskräfte (BVK). Geplant sind vier Teams mit je zwei Kräften, die für die Bürger auch nach 22 Uhr erreichbar sind.
Oberbürgermeister Thomas Kufen und Essens Polizei-Chef Detlef Köbbel haben dazu eine Kooperationsvereinbarung unterzeichnet, die die jeweiligen Zuständigkeiten regelt.
Da die Polizei bei zunehmenden Aufgaben und bestenfalls stagnierender Personalausstattung Prioritäten setzen muss, sieht sich die Behörde kaum mehr in der Lage, Ordnungswidrigkeiten, die keine Straftaten sind, rund um die Uhr zu verfolgen.
„Der Einsatz der Verbindungskräfte wird zu einem spürbaren Erfolg in der Abarbeitung von Einsätzen führen“, ist Köbbel überzeugt. Die Polizei habe nun einen zentralen Ansprechpartner, der auch außerhalb der üblichen Bürodienstzeit zur Verfügung stehe. „Dies wird zu einer schnelleren Verfügbarkeit der polizeilichen Einsatzkräfte für andere Einsätze führen.“
Insbesondere an Wochenenden und im Sommer sieht die Stadt Bedarf
Eine Analyse hat ergeben, dass besonders an Wochenende und im Sommer Bedarf an zusätzlichen Ordnungskräften ist, die etwa Beschwerden über Ruhestörungen oder Betrunkene zeitnah nachgehen als auch auf andere aktuelle Lagen schnell reagieren können - wie eine Art „Ordnungsfeuerwehr“.
„Mit diesem neuen Team wird das Essener Ordnungsamt zukunftssicher aufgestellt“, sagt Ordnungsdezernent Christian Kromberg. „Wir werden auch spät nachts und durchgehend am Wochenende erreichbar und sichtbar im Einsatz sein.“ Aktuell sind folgende Dienstzeiten geplant: montags bis donnerstags von 16.30 bis 1 Uhr, freitags und samstags von 17.30 bis 2 Uhr, sowie sonntags von 11.30 bis 20 Uhr. Die neue Einheit startet zunächst mit fünf Kräften, weitere werden gerade auf ihre neue Aufgabe vorbereitet.
Ausgestattet werden die Teams mit Dienstkleidung und Ausrüstung, die der des Kommunalen Ordnungsdiensts (KOD) ähneln. Zur besseren Kommunikation und Absicherung werden die Mitarbeiter und Mitarbeiter per Funk mit den Leitstellen der Polizei und des KOD verbunden. Niemand müsse sich also neue Kontaktnummern merken. so die Stadt.
Eine lange Liste zusätzlicher Aufgaben für das Ordnungsamt
Während der normalen Dienstzeiten werden die BVKler, die keine Nachtschicht haben, als Ansprechpartner das neue Bürgerbüro des Ordnungsamtes an der Ellernstraße in Altenessen-Süd besetzen. Die Wache soll voraussichtlich im zweiten Quartal des kommenden Jahres fertiggestellt sein. Denkbar sei aber auch, die neuen Teams eine Art Info-Mobil betreuen zu lassen, damit sie auf Veranstaltungen oder Märkten mit Passanten ins Gespräch kommen. „Erste Erfahrungen gemeinsamer Aktionen mit der Polizei führten zu einer durchweg positiven Resonanz“, heißt es in einem Strategiepapier der Stadt zur künftigen Entwicklung des Ordnungsamtes.
In jüngster Zeit sieht sich die Behörde mit einer langen Liste zusätzlicher Aufgaben konfrontiert, die nur durch mehr Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter angemessen bewältigt werden können. Dazu zählen zum Beispiel die Kontrolle der öffentlichen Grünflächen insbesondere Grillzonen im Sommer, regelmäßige Streifen in Rüttenscheid vor allem an den Wochenenden, die Präsenz bei Beerdigungen auf dem Friedhof Am Hallo, die Begleitung von Demonstrationen - oder auch steigende Fallzahlen bei öffentlich-rechtlichen Bestattungen, beim Prostituiertenschutz oder der Taskforce „Illegales Gewerbe“.
„Es ist nicht davon auszugehen, dass die Anforderungen künftig wieder reduziert werden“, ist Kromberg überzeugt. Entsprechend seien Strukturen zu schaffen, um die Aufgaben dauerhaft und angemessen wahrnehmen zu können. Allein der KOD benötige dafür 20 zusätzliche Kräfte.