Essen-Rüttenscheid. Als „Glücklich unverpackt“ 2017 eröffnete, war es der erste Unverpacktladen Essens. Nun, fünf Jahre später, gibt die Inhaberin ihr Geschäft auf.
- Einzelhändlerin Christiane Teske hat sich schweren Herzens entschieden, ihren Unverpacktladen „Glücklich unverpackt“ in Essen-Rüttenscheid zu schließen.
- Der Grund: Seit der Corona-Krise sei die Kaufzurückhaltung immer größer geworden – auch wenn sie auf ihre Stammkundschaft bis zuletzt zählen konnte.
- Derzeit läuft der Ausverkauf. Am 22. Dezember schließt der Rüttenscheider Unverpacktladen dann für immer.
Essens erster Unverpacktladen „Glücklich unverpackt“ schließt Ende Dezember für immer seine Türen. Grund dafür ist laut Inhaberin Christiane Teske wachsende Kaufzurückhaltung – erst in Folge der Corona-Krise und nun wegen steigender Preise und der Energiekrise. „Im Vergleich zur Zeit vor Corona haben wir zwei Drittel weniger Umsatz“, sagt die Einzelhändlerin.
Auf ihre Stammkundschaft habe sie bis zuletzt zählen können, betont Teske. Aber: „Selbst die engagiertesten Menschen, die der Umwelt zuliebe auf Verpackungen verzichten und Bio einkaufen möchten, kommen in Zeiten wie diesen an ihre finanziellen Grenzen. Vor allem, wenn sie eine Familie ernähren müssen.“ Man habe einfach gemerkt, dass viele im Moment extrem auf ihren Geldbeutel achten müssten. Das bekämen derzeit alle kleinen Einzelhändlerinnen und Einzelhändler zu spüren.
Rüttenscheider Einzelhändlerin: Konzept Unverpackt lief bis zur Corona-Krise gut
Bitter sei die Situation dennoch, weil ihre Produkte im Vergleich zu den Bio-Waren im Discounter gar nicht teurer seien. Sie habe auch schon länger die Preise nicht erhöht. Teske hat den Eindruck, dass die Menschen über das Angebot von Unverpacktläden nicht genug informiert seien. Und dann sprängen gerade alle Händler vom Discounter bis zur Drogerie auf den Nachhaltigkeitszug auf. „Die betreiben aber häufig Greenwashing und wenn man genauer hinschaut, ist da gar nichts grün“, so Teske.
Auch die Konkurrenz durch den Online-Handel und Lieferdienste hätte das Geschäft schwieriger gemacht – obwohl das Konzept Unverpacktladen bis zur Corona-Krise sehr vielversprechend gewesen sei. „Aber dann haben wir immer wieder einen Schlag gegen den Kopf bekommen. Und wir sind alle Einzelunternehmer ohne große Kette im Hintergrund, wir können das nicht einfach so abfangen.“
Rüttenscheider Unverpacktladen schließt kurz vor Weihnachten für immer
Anfang des Jahres hatte die Einzelhändlerin noch erfolgreich eine Crowdfunding-Kampagne für ihren Laden gestartet. „Die hat uns über den Sommer gerettet“, sagt sie rückblickend. Zusätzlich habe sie versucht, durch Werbung neue Zielgruppen zu erreichen und mehr Menschen in Essen für den Einkauf ohne Verpackung zu begeistern. Doch das habe nicht funktioniert. „Ich bin sehr traurig, dass es jetzt nur noch wenige Möglichkeiten im Ruhrgebiet gibt, in Unverpacktläden einzukaufen.“
Als Christiane Teske „Glücklich unverpackt“ an der Rüttenscheider Rosastraße eröffnete, war es der erste Unverpacktladen im Stadtgebiet. Seit 2021 bekommt man unverpackte Produkte auch bei „Unfairpackt“ in Holsterhausen. Der Laden ist zurzeit wegen baulicher Maßnahmen geschlossen, soll aber wiedereröffnen. „Von Grünstadt“ im Südviertel verkauft auch ohne Verpackung, allerdings nur Drogerieware und keine Lebensmittel.
Auf Facebook, wo Teske ihre Ladenschließung bekanntgegeben hat, gab es traurige Reaktionen. „Ich werde euren Laden sehr (!!!) vermissen. Es hat mir jedes Mal Freude gemacht, bei euch einzukaufen“, schreibt zum Beispiel eine Nutzerin. Eine andere kommentiert: „So, so, so schade, dass euer Laden nicht mehr Unterstützung erfahren hat.“ Bis zum 22. Dezember läuft der Ausverkauf bei „Glücklich unverpackt“. Danach soll der Laden komplett seine Türen schließen.