Essen-Werden. Auf Kopfsteinpflaster haben Radler Probleme. Deshalb wurde der Leinpfad im Löwental asphaltiert. Warum das Bodendenkmal doch wieder sichtbar ist.
Lange wurde gerungen um die Sichtbarkeit des historischen Leinpfads im Bereich der Papiermühlenschleuse im Löwental. Auf der Tagesordnung der Bezirksvertretung IX landete das Thema in den vergangenen Jahren gleich mehrfach; immer wieder ging es dabei um Kosten, aber vor allem um die Sicherheit, die die Stadtverwaltung anmahnte. Denn: Die Strecke ist Teil des vielbefahrenen Ruhrtalradwegs. Doch es ist eine Lösung gefunden – und mittlerweile realisiert worden.
Wichtige Funktion für die Schifffahrt auf der Ruhr
Auf dem Leinpfad, der zwischen Duisburg und Witten noch nahezu komplett vorhanden ist, wurden früher Schiffe auf Wasserwegen meist durch Zugtiere flussaufwärts gezogen (getreidelt). Der historische Treidelpfad entlang der Ruhr ist heute in vielen Teilstrecken Bestandteil des Ruhtalradwegs. Aus diesem Grund ist das ursprüngliche Kopfsteinpflaster mittlerweile weitestgehend mit Asphalt überdeckt.
So ist es auch im Bereich der Papiermühlenschleuse geschehen. Sehr zum Unmut der Bezirksvertreterinnen und Bezirksvertreter. Denn dort sei ein noch gut erhaltenes Bodendenkmal quasi für die Bevölkerung unsichtbar gemacht worden, so der Vorwurf. Die Möglichkeit, auf den Wert des Treidelpfades, seine Bedeutung gerade vor dem Hintergrund der Papiermühlenschleuse hinzuweisen, sei verloren, so die Kritik.
2018 wurde von der BV IX ein entsprechender Beschluss auf eine Freilegung des Leinpfades verfasst, der aber 2020 immer noch nicht umgesetzt war. Letztlich ging es hin und her zwischen Verwaltung, Denkmalbehörde und Bezirksvertretung. Der damalige Bezirksbürgermeister Michael Bonmann fand in einer Sitzung gar drastische Worte: Aufgrund einer „Anbiederung an die Fahrradlobby“ sei das Denkmal ohne Rücksprache „zuasphaltiert“ worden.
ADFC zertifiziert den Ruhrtalradweg
Der Ruhrtalradweg gehört zu den drittbeliebtesten Radwegen in Deutschland. Radtourismus ist mithin ein großer Wirtschaftsfaktor.
Die Verwaltung hatte im Verlauf der Diskussion um den Leinpfad auch darauf hingewiesen, dass der Radweg regelmäßig durch den ADFC zertifiziert wird. Dies habe u.a. 2017 zur Asphaltierung des Teilbereiches im Löwental geführt.
Die Befürchtung der Stadt war nun, dass bei einer Veränderung im besagten Teilbereich, wie der Beschluss aus 2018 es vorsah, RVR und die Ruhr Tourismus GmbH auf eine Optimierung pochen würden. Eine Verschlechterung des Radweges würde zu einem Punkteabzug durch den ADFC führen.
Mehrere Varianten wurden in der Folge diskutiert. Letztlich entschied sich das Gremium für einen Nachbau des historischen Treidelpfades – und zwar neben dem Radweg. Das Projekt wurde in das Programm „Neue Wege zum Wasser“ der Stadt Essen eingebunden und sollte durch Grün und Gruga umgesetzt werden. Dies ist nun – zwei Jahre sind inzwischen vergangen – geschehen.
Grün und Gruga hat im Rahmen der Arbeiten einen 80 Zentimeter breiten Nachbau des historischen Leinpfades neben dem vorhandenen asphaltierten Leinpfad erstellt sowie den bestehenden, wassergebundenen Zugang zur Zugbrücke gepflastert. Damit soll eine harmonische Anbindung an das denkmalgeschützte Ensemble der Papiermühlenschleuse gegeben sein.
Infotafel mit Details zur Kulturgeschichte des Pfades
Zudem wurde eine Infotafel angebracht, auf der weitere Details zur Kulturgeschichte des Leinpfades in Verbindung mit der Papiermühlenschleuse zu finden sind. Die Inhalte wurden mit der Unteren Denkmalbehörde der Stadt Essen abgestimmt.
Nachdem die entsprechenden Genehmigungen vorlagen, starteten die Arbeiten im Rahmen des Programms Ende August. Anfang November konnten diese bereits fertiggestellt werden. Das neu gestaltete historische Ensemble kann ab sofort besichtigt werden. Nicht nur die Bezirksvertreter wird das freuen.