Karneval: So starten die Essener Prinzenpaare in die Session

Essen. Das Essener Stadtprinzenpaar und das Kinderprinzenpaar sind offiziell im Amt. So lief die karnevalistische Prinzipiade – mit Fotostrecke im Text.

Die Essener Jecken sind offiziell in die neue Session gestartet: nach dem Hoppeditzerwachen am 11.11. wurde am Samstag, 12.11., vor 450 Zuschauerinnen und Zuschauern das neue Karnevalsprinzenpaar in der Weststadthalle proklamiert. Volker Saßen (61), seit 2015 Vorsitzender des Festkomitee Essener Karneval (FEK), bekleidet das Amt gemeinsam mit seiner Tochter Julia Saßen (27). Die beiden eingefleischten Karnevalisten regieren das Narrenvolk in der neuen Session als Prinz Volli I. und Prinzessin Assindia Julia I.

„Die Stimmung war sehr gut, man merkt richtig, dass die Leute hungrig sind und wieder Karneval erleben wollen“, sagt Saßen einen Tag nach der Prinzipiade. Einige ältere Karnevalisten mit Vorerkrankungen hielten sich noch zurück, ansonsten sei nichts anders als zur Vor-Corona-Zeit. „Unsere Mitglieder sind uns treu geblieben“, betont der 61-Jährige, der seit 2004 auch Erster Vorsitzender des Essener Karnevalsvereins (EKV) ist. Für ihn selbst mache die Rolle als Karnevalsprinz eigentlich gar keinen so großen Unterschied, verrät er lachend: „Ich hatte andere Kleidung an, sonst hat sich nichts verändert.“ Dass nun ein stärkerer Fokus auf seiner Person liege, merke er aber schon.

Neuer Essener Stadtprinz ist seit 46 Jahren Karnevalist

Saßen ist 1976 beim EKV in die Tanzgarde eingetreten. „Eigentlich hat mich Karneval früher gar nicht so interessiert, aber ich habe immer gerne getanzt“, erzählt Essens Karnevalsprinz: „Ich bin halt irgendwie hineingewachsen.“ Inzwischen blickt er auf 46 Jahre karnevalistische Erfahrung zurück. Von 1995 bis 2001 war er zudem Leiter allen Garden, darunter die Kindergarde (EKV-Mücken), die EKV-Jugendgarde und die Gardecorps Assindia.

Festkomitee Essener Karneval- Prinzipiaden 2022

In der Essener Weststadthalle wurde am Samstag den 12. November 2022 das alte Karnevalprinzenpaar Andreas I. und Heike I. intronisiet und das neue Prinzenpaar Volli I. und Julia I. proklamiert. Ausserdem fand die Kroenung des Kinderprinzenpaars statt Janik Luca I. und Leyla Sophie I, Foto: Dirk A. Friedrich / Funke Foto Services Foto: Dirk A. Friedrich / Funke Foto Services

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Tochter Julia Saßen ist mit dem Karneval aufgewachsen. „Mein Opa war schon Prinz und meine Oma hat die Garde trainiert“, berichtet sie. Schon als Vierjährige trat sie den EKV-Mücken bei, mit ihrer Cousine Alexandra bildete sie später als Jugendliche das Tanzduo „JuX“. Im Rahmen der Prinzenparade 2009 erhielten die beiden den Jugendförderpreis des Festkomitees. Bis 2020 war Julia Saßen aktive Tänzerin, choreographische Leiterin und auch Trainerin der Gardecorps Assindia. Aktuell engagiert sie sich bei der Organisation, Planung und Durchführung von Festen ihres Karnevalsvereins.

Essener Kinderprinzenpaar ist nun ebenfalls offiziell im Amt

Neben dem Stadtprinzenpaar ist auch das Kinderprinzenpaar am Samstag gekrönt worden. Auf Prinz Noah I. und Prinzessin Assindia Jillian-Alica I., die ihr Amt coronabedingt – genau wie das ehemalige Stadtprinzenpaar Andreas I. und Heike I. – drei Jahre lang innehatten, folgen Prinz Jannik Luca I. und Prinzessin Assindia Leyla Sophie I. Ein kleiner Wermutstropfen: Jannik Luca konnte von seinem Vorgänger nicht die traditionelle Prinzenkette übernehmen, die beim FEK schon durch viele Hände gegangen ist. Die war Prinz Noah nämlich gestohlen worden und ist nicht wieder aufgetaucht. Dafür gab es aber eine neue Kette.

„Für Kinder ist das natürlich sehr aufregend, wenn 800 Augen auf sie gerichtet sind“, sagt Saßen. „Die beiden haben das wirklich toll gemacht.“ Und auch das alte Kinderprinzenpaar bleibe dem Karneval glücklicherweise erhalten: Noah und Jillian-Alica unterstützen ihre Nachfolger in der neuen Session als Hofmarschall und Hofdame.

Karneval in Essen: Schwere Zeiten für die Tanzgarden

Die Jecken haben keine einfache Zeit hinter sich. Während der Corona-Pandemie konnten kaum Veranstaltungen stattfinden. Besonders, dass die Karnevalsgesellschaften im vergangenen Jahr von der NRW-Landesregierung zum „freiwilligen Verzicht“ auf Veranstaltungen gedrängt worden seien, empfindet Saßen als sehr unglücklich. Noch immer warte man auf Entschädigungen des Landes in Höhe von rund 20.000 Euro, weil man nach den Absagen zunächst alle Künstlerinnen und Künstler habe selbst bezahlen müssen.

Aktuell haben es, laut Saßen, die Tanzgarden schwer. „Bei den sechs- bis achtjährigen Kindern gibt es weniger Probleme. Aber die Jugendlichen und jungen Erwachsenen hatten teils wenig Lust, drei Jahre lang nur zu trainieren, ohne dass es Auftritte gab“, berichtet er. Außerdem habe er öfter mitbekommen, dass die Spielmannszüge verschiedener Vereine sich gegenseitig bei Auftritten aushelfen müssen, wenn einer unterbesetzt ist. Es gibt aber auch positive Nachrichten: „In meinem Heimatverein gab es zuletzt viele Eintritte, auch von jungen Leuten.“ Die hätten nämlich gemerkt, „dass Karneval doch gar nicht so doof ist“.