Essen. Essens Kulturdezernent Muchtar Al Ghusain bringt Buch und CD mit selbst vertonten Gedichten heraus. Sie kreisen um Flucht, Krieg und Klimakrise.
Im Verwaltungsvorstand der Stadt Essen ist Muchtar Al Ghusain seit 2018 Jahren als Beigeordneter für Jugend, Bildung und Kultur zuständig. Der studierte Musiker (Klavier) will trotz der Fülle der Aufgaben aber offenbar auch seine künstlerische Ader nicht verkümmern lassen. Nach diversen musikalischen Gastauftritten hat Al Ghusain nun Buch und CD mit selbst vertonten Gedichten herausgebracht. „Wunde Heimat“ heißt das Werk mit Illustrationen von Susanne Topitsch, das im Würzburger Verlag Königshausen & Neumann erschienen ist. Auch live kann man den Dezernenten am Klavier erleben. Am 19. und 20. November, 19 Uhr, stellt Muchtar Al Ghusain „Wunde Heimat“ im Katakombentheater im Girardethaus vor.
Heinrich Heines „Nachtgedanken“ und Thomas Gsellas „Töte mich, Mama“
„Wunde Heimat“, das beschreibt nicht nur den Zustand einer von Flucht, Krieg und dem zunehmenden Gefühl der Heimatlosigkeit geprägten Welt, sondern nimmt womöglich auch biografischen Bezug zur Vita des in Kuwait geborenen Sohnes palästinensisch-deutscher Eltern, der sein Musikstudium an der Hochschule für Musik in Würzburg absolviert und später Kulturmanagement in Hamburg studiert hat. Die poetischen Worte, die Al Ghusain nach eigenen Angaben „im Laufe der letzten Jahren zugeflogen sind“, stammen allerdings von Heinrich Heine, Ulla Hahn, Mascha Kaléko, Paul Celan, Marion Poschmann oder Barbara Köhler.
14 Gedichte hat der Essener Dezernent vertont und für die CD selbst eingesungen. Die Themen seien gewiss nachdenklich und teilweise politisch, so Muchtar Al Ghusain, „aber in der Umsetzung auch sehr emotional und persönlich“. Heines berühmte „Nachtgedanken“ sind dabei oder Ulla Hahns identitätsnachspürendes „Alles, was du mir gegeben hast, Deutschland“. Thomas Gsellas erschütternde Fluchtlyrik „Töte mich, Mama“ oder Jakob van Hoddis vor über 100 Jahren erschienener Klimakrisenvorgeschmack „Weltende“ gehören ebenfalls zur Auswahl.
Eingespielt wurden die Songs, die locker zwischen Jazz, Chanson und Pop changieren, mit einer siebenköpfigen Band, die in einigen Stücken noch durch Streichinstrumente oder die arabische Qanun und Kawala verstärkt wurden. Mohamad Fityan (Nay/Kawala), Abdul-WahabKayyali (Oud) und Salah Eddin Maraqa (Qanun) werden neben zahlreichen weiteren Musikern auch beim Live-Auftritt in Essen mit eigenem Set dabei sein. Mehr Infos: www.wundeheimat.de
Wunde Heimat, CD mit 14 Songs, Verlag Königshausen & Neumann, 21 Euro, ISBN: 978-3-8260-7733-3 21