Essen-Bredeney. Der Essener Mike Schmitz ist mit einer High-Tech-Prothese sportlich erfolgreich. Warum er ein Buch über sein Leben mit Handicap geschrieben hat.
- Mike Schmitz aus Essen-Bredeney hat mit 19 Jahren ein Bein verloren.
- Erst fiel er damals emotional in ein tiefes Loch, dann fasste er neuen Mut.
- Mit seinem gerade erschienenen Buch will er anderen Menschen helfen.
Mike Schmitz aus Essen-Bredeney hat als junger Mann bei einem Motorradunfall seinen rechten Unterschenkel verloren. Seitdem hat sich sein Alltag komplett verändert. Der anfänglichen Verzweiflung folgte ein Neustart in ein aktives Leben. Darüber hat der 52-Jährige jetzt ein Buch unter dem Titel „Mike macht Mut – Never give up“ veröffentlicht.
Menschen mit Handicap zu motivieren, ihren Weg zu gehen, das ist seit Jahren das erklärte Ziel von Mike Schmitz. Mit 19 Jahren hatte der Essener gerade einen Job gefunden, der ihm lag, wollte als Metzger seinen Meister machen. Dann verlor er 1990 bei einem Motorradunfall einen Teil seines rechten Beines. Lange lag er im Krankenhaus, stand er vor der Wahl: resignieren oder neu anfangen. „Meine Eltern haben mir damals sehr geholfen, sie haben mich aus dem Loch heraus- und wieder ins Leben zurückgeholt, mir die Zukunftsangst genommen“, blickt er zurück. Das habe ihn bewogen, anderen zu helfen, deren Leben nicht nach Plan läuft.
Der beinamputierte Essener setzt sich seit Jahren für die Inklusion ein
Seit Jahren ist Mike Schmitz im wirklichen Leben und in den sozialen Medien in Sachen Inklusion unterwegs, beteiligt sich an sozialen Projekten, treibt Sport und verzeichnet dabei bemerkenswerte Erfolge. Mit seinen vielfältigen Aktivitäten will er deutlich machen, dass man auch mit Handicap seine Ziele erreichen und ein erfülltes Leben führen kann. „Genau das will ich jetzt auch in meinem Buch zeigen, will anderen Menschen Mut machen, niemals aufzugeben“, sagt Schmitz in Anspielung auf den Untertitel seines Werks.
Hier kann man das Buch kaufen
Das Buch „Mike macht Mut“ von Mike Schmitz und Bernd Höhle hat 127 Seiten mit rund 30 Schwarz-Weiß-Fotos.
Es ist bei Amazon zu bestellen. Die Taschenbuchausgabe kostet 9,95 Euro, die E-Book-Version 5,95 Euro.
Viele Dinge, die ihn nach dem Unfall beschäftigten, haben sich zum Guten gewendet. „Ich dachte damals, eine Frau kennenzulernen, sei mit der Behinderung sehr schwierig“, erinnert sich Schmitz, der seit Jahren glücklich verheiratet ist. Beruflich ist er inzwischen als kaufmännischer Angestellter tätig. „Ich musste damals umschulen, weil die schwere körperliche Arbeit als Metzger mit der Prothese nicht möglich war.“
Auch sportlich kann Schmitz wieder Erfolge verzeichnen. Vor dem Unfall spielte er Handball in verschiedenen Vereinen, kickte mit Freunden. Dann trug er 26 Jahre lang eine Standardprothese, die für sportliche Aktivitäten nicht sonderlich gut geeignet war. „Ich konnte höchstens zwei, drei Kilometer damit laufen. Vor fünf Jahren habe ich eine High-Tech-Prothese bekommen, mit der ich Treppen steigen, Radfahren, Walken, Schwimmen und sogar ins Wasser springen kann“, berichtet der Bredeneyer.
Jetzt misst er sich sehr erfolgreich mit „Zweibeinern“, wie er Menschen ohne Prothese nennt. „Heute bin ich stolz auf meine Zeiten beim Nordic Walking“, sagt der 52-Jährige. Zudem hat er das Boxen angefangen, steht in Kontakt mit dem erfolgreichen Essener Schwergewichtsboxer Patrick Korte, mit dem er sich für das Projekt „Inklusion mit Herz“ engagiert.
Bis zu den ersten sportlichen Erfolgen war es ein steiniger Weg
Bis zu ersten sportlichen Erfolgen mit der Prothese sei es jedoch ein steiniger Weg gewesen. „Das klappt natürlich nicht von allein, man muss schon immer wieder üben“, erklärt Schmitz, der sich heute sogar an eine Kletterwand wagt.
Diesen Rat habe er auch einem ebenfalls beinamputierten jungen Mann gegeben, den er in der Reha kennenlernte. „Er saß damals im Rollstuhl und wollte so laufen wie ich“, erinnert sich Schmitz, der dann tagelang mit ihm übte, bis auch er an einer Krücke laufen konnte.
Die Idee, all diese Geschichten als Buch zu veröffentlichen, habe Bernd Höhle, Präsident eines internationalen Kampfkunst-Verbandes gehabt. Höhle hat das im Oktober erschienene Buch gemeinsam mit Schmitz veröffentlicht. Anderthalb Jahre habe er an dem Buch gearbeitet, meist habe er nachts geschrieben. „Wenn ich nicht schlafen kann, kommen mir die besten Ideen“, sagt der Bredeneyer.
Der Unfall selbst spielt im Buch keine Rolle
In seinem Buch spielt der Unfall, bei dem er sein Bein verlor, keine Rolle. „Es geht ja darum, nach vorne zu blicken und das zu sehen, was ich geschafft habe“, erklärt Schmitz, der auch seine Beziehung zum Sänger Marius Müller-Westernhagen, seine glückliche Kindheit sowie eine schwere Krankheit seiner Frau im Buch thematisiert. „Ich habe schon viele positive Reaktionen erhalten“, sagt Schmitz, der den Einsatz für die Inklusion zu seiner Lebensaufgabe gemacht hat.