Essen-Bredeney. . Mike Schmitz verlor mit 19 Jahren ein Bein – aber nie den Mut. Er feiert sportliche Erfolge und geht offensiv in die Öffentlichkeit. Ein Porträt.

Dass ihn Leute anstarren, ist Mike Schmitz gewohnt. Er trägt ab dem rechten Oberschenkel eine Beinprothese – und das ganz offen. „Wenn ich mit kurzen Hosen in der Bahn sitze und die Kinder schauen auf mein Bein, ist das den Eltern schon unangenehm. Aber mir macht das nichts aus. Ich erkläre den Menschen gern, wie das funktioniert“, sagt der Bredeneyer. In dieser Woche ist der 48-Jährige sogar im Fernsehen zu sehen: Ein Privatsender berichtet über ihn sowie das Leben und den Sport mit einer Prothese.

In der halbstündigen Reportage von Health TV, einem Spartensender, der sich mit Gesundheitsthemen befasst, werden Mike Schmitz mit seiner Beinprothese und eine Frau mit einer Armprothese nach ihren Erfahrungen befragt. Angesprochen werden die technischen Gegebenheiten, im Mittelpunkt steht aber der Umgang mit dem prothetischen Hilfsmittel.

Mikropozessoren steuern das Laufen

Für Mike Schmitz, der sein Bein mit 19 Jahren bei einem Motorradunfall verlor, stand von Anfang an fest: Unterkriegen lassen wollte er sich dadurch nicht. „Auf das, was da auf mich zukommt, hatte allerdings mich keiner vorbereitet.“ Bis Stumpf und Prothese zusammenpassten und funktionierten, sei es ein langer Weg gewesen. „Die ersten eineinhalb Jahre waren sehr anstrengend, weil der Stumpf sich immer wieder veränderte.“

Das Bein lässt sich auf vom Geh- auf den Treppenmodus umschalten.
Das Bein lässt sich auf vom Geh- auf den Treppenmodus umschalten.

Dennoch hat der Essener gekämpft, ist von Anfang an gelaufen. Zuerst mit Krücken, dann 24 Jahre lang mit einer mechanischen Prothese und zwei Jahre mit einer elektrischen Prothese. Seit Ende 2015 trägt er eine elektrische High-Tech-Prothese. Diese ist mit mehreren Mikroprozessoren ausgestattet und ermöglicht dem Breitensportler im wahrsten Sinne des Wortes große Sprünge. Das Bein lasse sich von Geh- auf Radfahr- oder Treppenmodus umschalten.

Bei Wettbewerben kann er locker mithalten

Autofahren, Wandern und Treppensteigen sind also kein Problem für den Bredeneyer. Auch mit dem Rad ist der 48-Jährige behände unterwegs. Ist er im Grugabad, dann erklimmt er den Sprungturm. Locker kann er bei Wettbewerben mithalten, unter anderem startete Schmitz mehrmals beim Nordic-Walking-Lauf des Tusem, kam unter die ersten 30 Plätze von über 120 Teilnehmern.

„Gesunde Läufer unterschätzen mich regelmäßig“, sagt Schmitz grinsend und freut sich schon auf den nächsten Fünf-Kilometer-Lauf in Überruhr im April. Früher habe er selbst im heißesten Sommer lange Hosen getragen, seine Prothese, wo es ging, versteckt. „Heute gehe ich offen damit um und bin froh, auch eine Frau an meiner Seite zu haben, die das mitmacht.“

Auftritt im Mai auf einer Fachmesse

In die Öffentlichkeit zu gehen, habe ihm physisch und psychisch gut getan, sagt der kaufmännische Angestellte. Nach einem Bericht in dieser Zeitung habe er tolle Feedbacks gehabt. „Die Leute haben mich teilweise auf der Straße angesprochen, um sich über die Beinprothese zu informieren.“

Nach TV-Auftritten über sein sportliches Engagement ist auch der Hersteller seiner High-Tech-Prothese auf ihn aufmerksam geworden.. „Ich soll nämlich auf der weltgrößten Prothetik-Messe, der OT-World in Leipzig Mitte Mai, als Model für die Firma laufen.“ In den nächsten Tagen sollen die Verträge unterschrieben werden.

>> Im Fernsehen frei empfangbar

Im September vergangenen Jahres war das Kamerateam von Health TV bei Mike Schmitz daheim und drehte eine Reportage über ihn und den Sport mit einer Prothese.

Der Film hat am Donnerstag, 15. Februar, Premiere bei dem Privatsender, der bundesweit im digitalen SD-Format über Kabel, Satellit und IPTV frei empfangbar ist. Der Beitrag wird ab 18.30 Uhr gesendet.