Essen. Ein „Walk of Fame“ in der Essener Innenstadt? „Die Partei“ fordert genau das. Was andere Ratsfraktionen zum Vorschlag der Satirepartei sagen.

Ist das reine Satire oder steckt nicht doch ein Funke Ernsthaftigkeit darin? Wie dem auch sei. Jedenfalls will Die Partei in der Ratssitzung am Mittwoch die Einrichtung eines „Walk of Fame“ in der Essener Innenstadt beantragen. Richtig gelesen: einen Walk of Fame nach dem Beispiel aus Los Angeles. Dort sind auf dem Hollywood Boulevard mehr als 2500 Berühmtheiten verewigt.

Und so etwas soll es auch in der Essener City geben? Wie es in einer Mitteilung der Ratsgruppe der Satirepartei heißt, beziehe man sich bei der Forderung auf die Umfrage zum Zustand der Innenstadt unserer Redaktion (zu den Details). In der entsprechenden Vorlage für die Ratssitzung steht wörtlich: „Die Essener City ist aktuell bei den Essener Bürgerinnen und Bürgern unbeliebt und unattraktiv. Dieser Problematik gilt es zeitnah Abhilfe zu schaffen.“ Der Vorschlag eines Essener „Walk of Fame“ könne eine „schnelle und kostengünstige Maßnahme“ sein, um wieder mehr Essenerinnen und Essener in die Innenstadt zu locken.

Innenstadt-Umfrage: Essener vergeben schlechte Noten für die City

Im Rahmen unserer Umfrage hatten rund 10.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der City alles andere als gute Noten gegeben. Bei der Aufenthaltsqualität war es etwa eine 4,5 und bei den Verweilmöglichkeiten eine 4,6. Unter dem Strich gab es insgesamt nur ein schwaches Ergebnis von 4,3 für die Innenstadt – gerade mal ausreichend mit klarer Tendenz zu mangelhaft.

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„Das aufwendige Aufstellen immer neuer Planungen und Konzepte sowie die Entwicklung neuer Ideen kosten eine Menge Zeit und Geld“, heißt es seitens der Partei. „Der Niedergang der Essener City wartet darauf nicht, sondern hier muss sofort und kreativ reagiert werden.“

Ratsherr Matthias Stadtmann (Die Partei) wird in einer Mitteilung wie folgt zitiert: „Essen ist eine Stadt mit vielen großen Persönlichkeiten, egal ob aus den Bereichen Kunst, Kultur, Sport, Politik, Soziales, – der ,Walk of Fame’ bietet hier fantastische Möglichkeit, bekannte Söhne und Töchter unserer Stadt zu ehren“. Stadtmann denke dabei an Jacob Stauder, Marie-Luise Marjan, Diether Krebs, Heinz Rühmann und andere.

Illustriert ist die Pressemitteilung der Satirepartei mit dem Entwurf eines Sternes. Dort zu sehen: RWE-Kultfan „Glockenhorst“. Ein Typ, ohne Frage – doch wohl nicht ernst gemeint. Satire hin oder her, ein Blick in Essens Nachbarstadt lohnt. In Gelsenkirchen, auf der Kulturmeile in Buer, soll ein „Walk of Fame“ tatsächlich Realität werden. Für einen entsprechenden Haushaltsantrag hatte die dortige FDP Ende 2021 die Unterstützung von SPD und CDU bekommen.

„Die Partei“ fordert einen „Walk of Fame“ in der Essener Innenstadt – eine „schnelle und kostengünstige“ Maßnahme“, um mehr Menschen in die City zu locken.
„Die Partei“ fordert einen „Walk of Fame“ in der Essener Innenstadt – eine „schnelle und kostengünstige“ Maßnahme“, um mehr Menschen in die City zu locken. © Die Partei

Walk of Fame in Essen? Was andere Ratsfraktionen dazu sagen

Wie bewerten die Essener Ratsfraktionen der drei Parteien die Forderung der Satirepartei? Um es vorwegzunehmen: Dafürstimmen wird am Mittwoch keine der Fraktionen. Aber: „Wir haben über die Sachthematik gesprochen“, sagt der SPD-Fraktionsvorsitzende Ingo Vogel. Die Illustration des Sterns mit RWE-Kultfan „Glockenhorst“ zeige aber, dass der Vorschlag ins Lächerliche gezogen werde. „Sie sind durch ‘Glockenhorst’ leider umgekippt“, so Vogel über den Vorstoß von Die Partei. „Das ist eigentlich ein Stückweit schade.“

Denn ein Walk of Fame in Essen sei vorstellbar: „Wenn sowas ernsthaft auf den Tisch kommt, kann man da durchaus mal darüber nachdenken“, so Vogel. In dieser Form – und ohne dass es vorher Thema in einem Fachausschuss gewesen ist – laut SPD-Fraktion aber nicht.

Die CDU wird ebenfalls nicht zustimmen. Generell lehne man einen Walk of Fame nicht ab. Aber, so äußert sich der Fraktionsvorsitzende Fabian Schrumpf, würde man solch ein Thema erst einmal bei Essen Marketing sehen. Von der FDP-Fraktion heißt es vom Vorsitzenden Hans-Peter Schöneweiß: „Ich glaube, wir haben andere Probleme in der Innenstadt.“

Lesen Sie zur Innenstadt-Umfrage unserer Redaktion: