Essen. Der geplante Büroturm der Zech-Gruppe nimmt planungsrechtlich die erste Hürde. CDU und Grüne setzten auf ein Entgegenkommen des Investors.

Der Bau des von der Zeche Gruppe geplanten Bürohochhauses auf dem Messeplatz nahe der Grugahalle in Essen-Rüttenscheid rückt näher. Der für Stadtplanung und Bauordnung zuständige Fachausschuss des Stadtrates stimmte in seiner Sitzung am Donnerstag der Aufstellung eines vorhabenbezogenen Bebauungsplanes mehrheitlich zu. Die Diskussion um das durchaus umstrittene Bauvorhaben ist damit jedoch nicht beendet. Im Gegenteil. Die Debatte nimmt an Schärfe zu.

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Wie berichtet, will der Immobilienkonzern Zech an der Alfredstraße seine neue Rhein-Ruhr-Zentrale errichten. Geplant ist ein 14 Stockwerke hohes Gebäude, Arbeitsplätze für 450 Mitarbeiter und ein Schulungszentrum sollen dort untergebracht werden.

SPD sieht demokratischen Prozess in Debatte um Hochhaus unterlaufen

Als diese Redaktion das Vorhaben Ende vergangenen Jahres öffentlich machte, hatte der Investor seine Planungen bereits mit der Verwaltung abgestimmt, Spitzen der schwarz-grünen Ratskoalition waren eingebunden. Applaus gab es dafür nicht.

„Uns ärgert, dass die Diskussion nicht dort geführt wurde, wo sie hingehört“, kritisierte Philipp Rosenau, planungspolitischer Sprecher der SPD-Ratsfraktion, in der Sitzung des Planungsausschusses. Der demokratische Prozess werde vorweggenommen.

Das Hochhaus von Höhe Haumannhofviertel aus betrachtet, rechts angeschnitten das Hotel Atlantic. Zu sehen ist der Haupteingang an einem neu entstehenden Platz sowie die neue Fußgänger- und Radfahrer-Brücke zur Schönleinstraße.
Das Hochhaus von Höhe Haumannhofviertel aus betrachtet, rechts angeschnitten das Hotel Atlantic. Zu sehen ist der Haupteingang an einem neu entstehenden Platz sowie die neue Fußgänger- und Radfahrer-Brücke zur Schönleinstraße. © HPP Architekten

Dass die Ratsmehrheit aus CDU und Grünen der Aufstellung eines Bebauungsplanes zustimmen und so den Weg frei machen würden für das Projekt, überrascht nicht. Gleichwohl macht Christoph Kerscht, deutlich, dass sich seine Fraktion sehr wohl schwer mit dem tut, was Zech auf dem Messeplatz vorhat. Ein Hochhaus mitten im dicht bebauten Rüttenscheid, eines, das zudem die Sicht auf die denkmalgeschützte Grugahalle einschränkt – da fällt es nicht leicht, so etwas der eigenen Klientel als Gewinn schmackhaft zu machen.

Grüne wollen über 450 Arbeitsplätze in Rüttenscheid nicht hinwegsehen

Kerscht sprach von einer Chance Wohnen und Arbeiten zusammenzubringen und verwies an die hervorragende Anbindung des Stadtteils an den öffentlichen Personen-Nahverkehr. „Wenn das gelingen kann, dann in Rüttenscheid.“ Über 450 Arbeitsplätze können auch Grüne nicht einfach hinwegsehen.

Gewünschte Standards für ökologisches und nachhaltiges Bauen soll die Verwaltung nun im städtebaulichen Vertrag festschreiben, den die Stadt Essen mit Zech abschließen wird.

Auf ein Entgegenkommen des Investors setzt auch die CDU-Fraktion. Deren planungspolitischer Sprecher, Sven-Martin Köhler, überraschte den Ausschuss mit der Information, dass Zech bereit sei, die geplante Tiefgarage um ein weiteres Geschoss zu erweitern.

Hochhaus-Investor sagt laut CDU zusätzliche Tiefgaragenplätze zu

Die bislang vorgesehenen 56 Stellplätze wären der CDU jedenfalls zu wenig. „Wir sehen mindestens eine Verdoppelung, eher eine Zahl in Richtung 150“, so Köhler. Es dürfe nicht sein, dass das Bauvorhaben die Parkplatznot in Rüttenscheid verschärfe.

Für die Linke äußerte Wolfgang Freye Zweifel an einer Verhandlungsbereitschaft des Investors. Schließlich habe dieser das in Rede stehende Baugrundstück bereits von der Messe Essen erworben.

Der Vertreter der Linken wie auch die SPD lehnten das Bauvorhaben ab. Beide brachten planungsrechtliche Bedenken vor, weist der Regionale Flächennutzungsplan (RFNP) doch für den Messeplatz eine Zweckbindung vor. Der vorhabenbezogene Bebauungsplan sei möglicherweise rechtlich angreifbar. Die städtische Planungsverwaltung will diese Bedenken angesichts des groben Maßstabes des RFNP von 1:50.000 nicht teilen.

Für die SPD verwies Philipp Rosenau zudem auf die jüngst veröffentliche Klimaanalyse des Regionalverbandes Ruhr. Diese empfiehlt für Rüttenscheid mehr Grün, auf eine weitere Versiegelung sei zu verzichten, betonte Rosenau. „Es ist nicht so, dass wir auf der grünen Wiese bauen“, hielt dem Christoph Kerscht für die Grünen entgegen.

Die Vertreter von FDP und AfD schlossen sich bei der Abstimmung der Mehrheit an, der Vertreter des Essener Bürgerbündnisses enthielt sich der Stimme.